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HIV und Schwangerschaft

Dank moderner Therapien kann eine HIV-positive Frau heute eine weitgehend normale Schwangerschaft erleben und ein gesundes Kind zur Welt bringen. Wichtig ist, dass sie in der Schwangerschaft von einem Team aus Fachleuten begleitet wird.

Positiver HIV-Test und Schwangerschaft

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Wenn Frauen mit einer HIV-Infektion in Deutschland ein Kind zur Welt bringen, wissen sie meistens schon vor ihrer Schwangerschaft von der Infektion. Andere erfahren davon erst durch einen HIV-Antikörpertest im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge. Dieser Test auf HIV ist freiwillig, wird aber allen Schwangeren empfohlen. Das Testergebnis wird nicht in den Mutterpass eingetragen, sondern nur, dass der Test durchgeführt wurde.

Dank moderner Therapien ist eine HIV-Infektion zu einer chronischen Erkrankung geworden – mit einer annähernd normalen Lebenserwartung. Bei einem positiven HIV-Test ist es wichtig, so schnell wie möglich mit einer HIV-Behandlung anzufangen. Ziel ist es, die Menge der Viren im Blut der Schwangeren bis zur Geburt des Kindes so weit zu senken, dass keine Viren mehr nachgewiesen werden können (Nachweisgrenze). Wird dieses Therapieziel erreicht, bleibt das Kind in 99 von 100 Fällen von einer HIV-Infektion verschont.

Behandlung in einer HIV-Schwerpunktpraxis

Damit Behandlung und HIV-Medikamente auf die Schwangerschaft abgestimmt werden können, wird Schwangeren mit HIV empfohlen, sich zusätzlich zur Versorgung in ihrer frauenärztlichen Praxis auch in einer HIV-Schwerpunktpraxis behandeln zu lassen. Das ist wichtig, damit die HIV-Behandlung der werdenden Mutter nicht durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gefährdet wird. Auch pflanzliche Mittel wie zum Beispiel Johanniskraut-Präparate gehören dazu.  

Eine Online-Suche nach einer HIV-Schwerpunktpraxis bietet die „Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e. V.“ (dagnä) an.  

Für die Geburt sollte eine Klinik gewählt werden, die sich mit den speziellen Fragen einer Geburt bei HIV auskennt und über eine Neugeborenen-Intensivstation (Neonatologie) verfügt.  

Engmaschige Schwangerschaftsvorsorge

Zunächst werden mit der Schwangeren die möglichen Risiken einer HIV-Behandlung während der Schwangerschaft besprochen. Dann wird die am besten geeignete HIV-Therapie für sie und das ungeborene Kind ausgewählt.

Während der Schwangerschaft werden Frauen mit HIV besonders engmaschig und mit zusätzlichen Vorsorgeuntersuchungen betreut. Dazu gehören unter anderem Tests auf eine HPV-Infektion, eine Chlamydien-Infektion, Trichomonaden und einer bakteriellen Vaginose (Scheideninfektion), denn sie erhöhen das Übertragungsrisiko von HIV auf das Ungeborene. Hinzu kommen ein Test auf Schwangerschaftsdiabetes und ein regelmäßiges Blutbild.

Die Geburt des Kindes planen

Studien zeigen, dass ein geplanter Kaiserschnitt das Risiko einer Übertragung der HIV-Infektion auf das Kind deutlich senken kann. Wenn die Schwangere von Anfang an medizinisch optimal begleitet wird und ihre Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt, ist inzwischen aber auch eine vaginale Geburt möglich. Vorausgesetzt:  

  • Die Schwangere erhält während der Schwangerschaft eine auf sie abgestimmte HIV-Behandlung (ART).  
  • Die Viruslast liegt mindestens vier Wochen vor der Geburt unter der Nachweisgrenze.  
  • Der Schwangeren stehen Geburtshelferinnen und -helfer zur Seite, die Erfahrungen haben mit Frauen mit HIV-Infektionen und keine grundlegenden Risiken für die Geburt sehen.  

Wichtig ist, dass die Schwangere bei Geburtsbeginn eine Geburtsklinik mit entsprechender Erfahrung rechtzeitig erreichen kann. Dort muss zudem sichergestellt sein, dass bei der Erstversorgung des Neugeborenen das Infektionsrisiko so gering wie möglich gehalten wird.  

Liegt die Viruslast vier Wochen vor der Geburt über der Nachweisgrenze, wird die Geburt durch einen geplanten Kaiserschnitt empfohlen. Meistens wird das Neugeborene dann zusätzlich mit Medikamenten vor einer Übertragung von HIV geschützt.  

HIV und Stillen

HIV und HIV-Medikamente gehen in die Muttermilch über und können vom Säugling über die Mundschleimhaut und über den Magen aufgenommen werden. Es wird deshalb empfohlen, auf das Stillen zu verzichten und Flaschennahrung zu geben. Zum einen wird dadurch eine HIV-Infektion des Säuglings über die Muttermilch verhindert. Zum anderen ist derzeit noch nicht vollständig bekannt, wie sich die Aufnahme von HIV-Medikamenten über die Muttermilch auf das Baby auswirkt.

Liegt die Viruslast jedoch unter der Nachweisgrenze, kann die Mutter in enger Abstimmung mit ihren Ärztinnen und Ärzten, die sie in der Schwangerschaft begleitet haben, ihr Kind durchaus stillen. Gut ist auch die Beratung durch eine HIV-erfahrene Hebamme.

HIV: Ist das Baby gesund?

Gegen Ende der Schwangerschaft überträgt eine Frau mit HIV über die Nabelschnur Antikörper auf das Ungeborene. Dadurch zeigt ein HIV-Antikörpertest beim Baby zwangsläufig an, dass es HIV-positiv ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Kind mit HIV infiziert ist.

Aus diesem Grund ist ein aussagekräftiger HIV-Test bei Neugeborenen frühestens nach einem Monat möglich. Fällt dieser negativ aus, sollte nach dem dritten Lebensmonat ein weiterer HIV-Test durchgeführt werden. Ist auch dieser negativ, kann mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit davon ausgegangen werden, dass das Virus nicht übertragen wurde.

Es ist noch nicht bekannt, ob und welche langfristigen Folgen HIV-Medikamente in der Schwangerschaft für das Kind haben. Deshalb wird ausdrücklich empfohlen, die Kinderärztin oder den Kinderarzt über die HIV-Infektion der Mutter und die HIV-Therapie zu informieren. Der Arzt oder die Ärztin kann dann mögliche Auswirkungen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen des Kindes beobachten.

Sollte es in seltenen Fällen doch zu einer HIV-Infektion des Kindes gekommen sein, kann bereits in den ersten Lebensmonaten mit einer medikamentösen Frühtherapie (PcP-Prophylaxe) begonnen werden.

Stand: 22.08.2023