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Arbeitsteilung in der Familie

Vollzeit, Teilzeit, Elternzeit, Haushalt und Kinderbetreuung: Wer macht was und wie viel davon? Die Frage nach der Arbeitsteilung ist in fast allen Familien ein Thema. Oft gehen Wunsch und Wirklichkeit auseinander.

Wunsch und Wirklichkeit

© BZgA/HN/Eichhoefer

Beide Eltern gehen mit etwa gleicher Stundenzahl arbeiten und kümmern sich gemeinsam um Haushalt und Kinder – in Deutschland wünscht sich das die Mehrheit der Mütter und Väter mit kleinen Kindern. Die Wirklichkeit sieht oft anders aus. In den meisten Familien bleibt nach der Geburt eines Kindes ein Elternteil (meist der Vater) voll erwerbstätig, während der andere (meist die Mutter) zunächst in Elternzeit geht und dann in Teilzeit wieder in den Beruf einsteigt. 

Diese Entscheidung ist eine Weichenstellung mit oft langfristiger Wirkung: Die meisten Familien bleiben bei diesem Modell – auch dann noch, wenn die Kinder größer sind. 

Einer der Gründe dafür ist: Wer durchgehend voll erwerbstätig ist, hat meist bessere Chancen, beruflich aufzusteigen und mehr zu verdienen. Wer hingegen eine Zeit lang beruflich kürzer getreten ist, hat es nicht selten schwerer, beruflich wieder „durchzustarten“ und ähnlich viel zu verdienen wie der andere. Und so sprechen oft schon finanzielle Gründe dafür, bei der eingespielten Arbeitsteilung zu bleiben.

Vollzeit-Teilzeit: das ideale Modell?

Beide arbeiten; er in Vollzeit, sie in Teilzeit – oder umgekehrt. Auf den ersten Blick spricht vieles für diese Arbeitsteilung. Denn sie sichert der Familie (meist) ein ausreichendes Einkommen, während zugleich eine/r von beiden genug Zeit hat, sich um Haushalt und Familie zu kümmern. Das Modell hat aber auch Folgen, die sich für beide als Nachteil herausstellen können. Längere berufliche Auszeiten und Teilzeittätigkeiten mit geringer Stundenzahl sind ein Nachteil für das berufliche Fortkommen, die soziale Absicherung und die Rentenansprüche im Alter. Das kann besonders dann zum Problem werden, wenn es zu einer Trennung kommt. Und: Verliert der vollerwerbstätige Partner seine Stelle, ist es oft schwierig für die Familie, das Familieneinkommen zu sichern. 

Paare, die sich dafür entscheiden, dass eine/r von beiden für einige Zeit gar nicht oder nur in Teilzeit berufstätig ist, tun deshalb gut daran, sich über die langfristigen rechtlichen und finanziellen Folgen im Klaren zu sein, sich abzusichern und mögliche Nachteile gerecht zwischen beiden Partnern zu verteilen. Auch eine anwaltliche Beratung kann hilfreich sein. Das gilt besonders für unverheiratete Elternpaare.

Hausarbeit: immer noch eine Frage des Geschlechts

Als kinderloses Paar erscheint es noch einfach, sich die Hausarbeit gerecht zu teilen. Dann kommt das erste Kind und plötzlich ist alles anders: In deutschen Familien leisten die Frauen den überwiegenden Teil der Hausarbeit – auch wenn sie erwerbstätig sind. Was passiert da? Warum wird die Arbeitsteilung meist traditioneller, wenn aus Paaren Familien werden?

Oft ist das eine schleichende Entwicklung. Die Mutter geht vielleicht in Elternzeit und übernimmt in der Zeit den Großteil der Hausarbeit. Dann nimmt sie ihre Berufstätigkeit wieder auf. Oft zunächst nur mit geringer Stundenzahl – zu gering, um wirklich an der Aufteilung der Aufgaben zu Hause zu rütteln. Schließlich ist der Mann beruflich stärker belastet und hat vielleicht auch wenig Lust, mehr Aufgaben im Haushalt zu übernehmen. Umgekehrt tut sich die Frau möglicherweise schwer damit, Aufgaben abzugeben.

Ein Klischee vielleicht – aber auch Alltag in vielen Familien. Und Studien zeigen: Je länger Frauen ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, desto traditioneller ist die Arbeitsteilung in der Familie – auch wenn beide Elternteile wieder berufstätig sind. Gleichgeschlechtliche Elternpaare hingegen teilen sich die Familienarbeit – zumindest wenn die Kinder etwas älter werden – meist gleichmäßiger auf.

Väter in Elternzeit – für alle ein Gewinn

Die meisten Väter wünschen sich heute, nicht nur ein „Feierabend-Papa“ zu sein, sondern auch im Alltag für ihr Kind da zu sein. Das zeigt sich auch daran, dass immer mehr Väter in Elternzeit gehen. Obwohl die meisten von ihnen nur die beiden Partnermonate in Anspruch nehmen, ist diese Zeit doch für alle ein Gewinn. Denn sie gibt Vätern die Chance, viel Zeit mit ihrem Kind zu verbringen, es besser kennenzulernen und eine ganz besondere Bindung zu ihm aufzubauen – eine Bindung, die sich auch auf die Aufteilung der Familienarbeit auswirken kann. 

Väter in Elternzeit bekommen oft einen anderen Bezug zu Hausarbeit und Kinderbetreuung und eignen sich Fähigkeiten an, die für die routinierte Erledigung der häuslichen Aufgaben nötig sind. Das gilt besonders dann, wenn nicht beide Eltern gleichzeitig in Elternzeit gehen, sondern der Vater wirklich für einige Zeit zu Hause die Hauptverantwortung trägt. Solche Väter beteiligen sich auch noch im Kindergartenalter des Nachwuchses stärker an der Betreuung und Hausarbeit als andere.

Gerechte Arbeitsteilung

Kann man von dem anderen erwarten, dass er sich nach einem langen Arbeitstag noch um den Einkauf kümmert? Ist ein Arbeitstag zu Hause genauso anstrengend wie ein Arbeitstag im Büro oder Betrieb? Wie viel Anspruch hat jede/r auf persönliche Zeit für sich, Hobbys und Freundschaften? In vielen Familien sind solche Fragen Auslöser für Auseinandersetzungen. Und immer wieder geht es um die Frage: Was ist gerecht? 

Manchmal hilft es, kurz innezuhalten und zu versuchen, sich in den anderen hineinzuversetzen. Wer neue Aufgaben hinzubekommt, sollte an anderer Stelle entlastet werden – egal, ob es sich um berufliche oder familiäre Aufgaben handelt. Und egal, wo und wie man sich für die gemeinsame Familie einsetzt, ob im Büro oder Betrieb, auf dem Spielplatz oder in der Küche: Alles sollte den gleichen Wert haben.

Empfindet man eine Lösung als gerecht, bei der sich beide in gleichem Maße um ihre Arbeit, den Haushalt und die Kinder kümmern, ist es am besten, wenn möglichst bald nach der Geburt beide Eltern wieder in Teilzeit arbeiten und sich die Arbeit in Haushalt und Familie teilen. Dieses Modell wird jetzt auch mit dem ElterngeldPlus staatlich unterstützt. Es lohnt sich, frühzeitig mit dem Arbeitgeber über Arbeitszeitreduzierung, flexible Arbeitszeitgestaltung u.Ä. zu sprechen. Immer mehr Arbeitgeber haben hierfür ein offenes Ohr.

Doch nicht immer ist das möglich. Gleichberechtigte oder „gerechte“ Aufgabenverteilung muss auch nicht unbedingt heißen, dass beide alles zu gleichen Teilen machen. So kann zum Beispiel auch der Wechsel zwischen Vollzeittätigkeit und beruflicher Auszeit eine Form der partnerschaftlichen Arbeitsteilung sein, wenn man sich damit abwechselt. Eine berufliche Auszeit kann auch die Möglichkeit bieten, sowohl viel Zeit mit der Familie zu verbringen als auch sich gleichzeitig beruflich neu zu orientieren oder weiter zu qualifizieren – eine Chance für beide Eltern. 

Eine gerechte Arbeitsteilung heißt nicht nur, dass jeder gleich viel arbeitet. Es bedeutet auch, die Folgen einer familienbedingten beruflichen Auszeit oder Teilzeitarbeit gerecht auf die Schultern beider Eltern zu verteilen. Und es heißt nicht zuletzt, dass beide gleichermaßen das Privileg haben, das eigene Kind im Alltag aufwachsen zu sehen und es beim Großwerden begleiten zu dürfen.

Stand: 01.02.2018