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Sex in der Schwangerschaft: Erlaubt ist, was gefällt – und nicht schadet

Wenn die Schwangerschaft normal verläuft, können die werdenden Eltern nach Lust und Laune ihr Liebesleben beibehalten. Einige körperliche und seelische Veränderungen können sich aber auf die Sexualität auswirken.

© miljko / E+ / via Getty Images

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, in der Schwangerschaft Sex zu haben. Das ungeborene Kind ist durch die Gebärmutter und das Fruchtwasser gut geschützt und nimmt bei normalem Geschlechtsverkehr keinen Schaden. 

Aber wie so vieles andere verändert sich in der Schwangerschaft auch die Sexualität. Ein Kind auszutragen verlangt eine enorme körperliche und seelische Anpassungsleistung, die sich auch auf das Bedürfnis der Frau nach Nähe und Sexualität auswirkt. Auch der Mann muss sich an den neuen Zustand gewöhnen. Die Vorstellung, von nun an umfassend und für lange Zeit für einen kleinen Menschen verantwortlich zu sein, will erst einmal verarbeitet werden – das gilt für beide Partner.

Wann Vorsicht geboten ist

Bei bestimmten Schwangerschaftsrisiken kann es nötig sein, beim Sex auf das Eindringen des Penis in die Scheide zu verzichten. Dazu zählen Infektionen, Blutungen, vorzeitige Wehen, ein ungünstig liegender Mutterkuchen (beispielsweise eine Plazenta praevia) oder ein Blasensprung. 

Vorsicht ist außerdem geboten:

  • im ersten Drittel der Schwangerschaft, falls die Schwangere schon einmal eine frühe Fehlgeburt hatte,
  • im letzten Schwangerschaftsdrittel, wenn sich eine Frühgeburt abzeichnet und
  • bei Mehrlingsschwangerschaften.

Die werdende Mutter: Mal Lust, mal Frust

Manche körperlichen Veränderungen können die Lust auf Sex erhöhen: So sorgen die Schwangerschaftshormone dafür, dass die Geschlechtsorgane stärker durchblutet sind. Klitoris und Vulvalippen (Schamlippen) sind dadurch empfindsamer und die Frau kann leichter erregbar sein. Der Körper bildet auch mehr Scheidensekret, was die Gleitfähigkeit in der Scheide erhöht. Auch die Brustwarzen sind empfindlicher.

All dies kann aber auch dazu führen, dass die Berührung der Genitalien oder der Brüste als unangenehm oder sogar schmerzhaft empfunden wird. Ob körperliche Veränderungen das Lustempfinden also verstärken oder schwächen, ist von Frau zu Frau verschieden – und kann sich im Verlauf der Schwangerschaft auch wieder ändern. 

In den ersten Wochen der Schwangerschaft können Übelkeit, Brechreiz und Müdigkeit die Lust auf Sex mindern. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel, wenn die Symptome abklingen, fühlen sich die meisten Schwangeren wieder wohler. Oft – aber nicht immer – stellt sich dann das Bedürfnis nach Sex wieder ein. 

Im letzten Schwangerschaftsdrittel nimmt die sexuelle Lust bei vielen Frauen wieder ab. Der wachsende Bauchumfang und die zunehmend eingeschränkte Beweglichkeit machen es schwierig, eine bequeme Stellung zu finden. Oft kommt auch die Sorge hinzu, sexuell nicht mehr attraktiv zu sein, selbst wenn der Partner signalisiert, dass er die körperlichen Rundungen anziehend findet. 

Überwiegend sind die Schwangeren in dieser Phase auf den Schutz des Babys und die nahende Geburt konzentriert und wünschen sich in erster Linie Nähe, Zärtlichkeit und Geborgenheit. Aber natürlich gibt es nicht DIE werdende Mutter und DEN werdenden Vater.

Der werdende Vater: Faszination und Verunsicherung

Die körperlichen Veränderungen seiner Partnerin können für einen Mann faszinierend und aufregend sein. Der runde Bauch und der größere Busen können als erotische Signale wirken. Schwangerschaftshormone bewirken zudem, dass die Haare stärker glänzen, die Haut glatter und rosiger wirkt und der Bereich um die Brustwarzen sich dunkler färbt. Dies alles kann auf den werdenden Vater eine enorme sexuelle Anziehungskraft haben und seine Partnerin für ihn auf ganz neue Art attraktiv machen.

Es kann aber auch sein, dass sich beim Mann ein Gefühl von Verunsicherung einstellt. Die hormonell bedingten Stimmungswechsel der Schwangeren können den Partner ebenso irritieren wie die Gelassenheit und Selbstsicherheit, die manche Frauen zeitweilig ausstrahlen. Auf einige Männer wirkt auch die beträchtliche Gewichtszunahme der Schwangeren oder das Austreten von Vormilch aus der Brust befremdlich.

Nicht selten wird die Lust der Männer auch von der – meist unbegründeten – Angst getrübt, ihrer Partnerin oder dem ungeborenen Kind beim Sex zu schaden. Nicht zuletzt empfinden manche Männer (und Frauen) die Anwesenheit eines „Dritten“, des ungeborenen Kindes, beim Geschlechtsverkehr als irritierend.

Manchmal gibt es Wichtigeres als Sex

Die bevorstehende Geburt wird für die werdende Mutter wie für den Vater bedeutende Veränderungen in vielen Lebensbereichen mit sich bringen. Wie wird das Leben mit einem (weiteren) Kind sein? Wird die Partnerschaft den anstehenden Belastungen standhalten? Wie wird es sich finanziell und auf das berufliche Fortkommen auswirken, (noch) ein Kind zu haben? 

Veränderte Lebensbedingungen, Existenzängste und Stress sind immer ein mehr oder minder großer Störfaktor für die Sexualität. In der Schwangerschaft ist das nicht anders. Gerade in dieser Situation können andere Belange und Bedürfnisse in den Vordergrund treten.

Neu zueinander finden

Mitunter macht eine Schwangerschaft auch Konflikte und Abneigungen unübersehbar, die bislang unausgesprochen blieben. Besonders beim ersten gemeinsamen Kind gewinnt die Partnerschaft durch die Schwangerschaft und die gemeinsame Verantwortung eine Verbindlichkeit, die vorher vielleicht so nicht empfunden wurde. Möglicherweise schleicht sich das Gefühl ein, „in der Falle zu sitzen“, vielleicht tauchen auch Zweifel an der Verlässlichkeit des anderen auf. 

Wenn die Vorstellung des künftigen gemeinsamen Familienlebens und der neuen Elternrolle keine Vorfreude, sondern zunehmendes Unbehagen auslöst, können solche manchmal verdrängten Unstimmigkeiten auch in sexueller Unlust oder Ablehnung ihren Ausdruck finden. 

Auch wenn es schwer fällt: In Konfliktsituationen hilft es nur, die eigenen Gefühle zu hinterfragen und offen mit dem Partner zu reden. Wenn das nicht gelingt oder die Probleme unlösbar scheinen, kann es sinnvoll sein, eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen.

Stand: 01.08.2015