Unerfüllter Kinderwunsch?
Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden ...

Refertilisierung: Eine Sterilisation des Mannes (Vasektomie) rückgängig machen

Nach einer Sterilisation kann es sein, dass sich der Mann später doch (noch) ein Kind wünscht. Dann lassen sich seine Samenleiter durch eine Operation (Refertilisierung) wieder miteinander verbinden. Ob der Eingriff zu einer Schwangerschaft führt, hängt jedoch von verschiedenen Bedingungen ab.

Lässt sich eine Vasektomie rückgängig machen?

© Stígur Már Karlsson /Heimsmyndir / E+ / via Getty Images

Wenn sich ein Mann für eine Vasektomie (Sterilisation) entscheidet, hat er seine Familienplanung im Allgemeinen abgeschlossen und betrachtet den Eingriff als endgültig. Wenn sich die Lebensumstände ändern, kann jedoch der Wunsch nach einem (weiteren) Kind entstehen. Mit einer Operation, der sogenannten Refertilisierung, lassen sich die abgeklemmten oder durchtrennten Samenleiter wieder miteinander verbinden. Trotzdem können nicht alle Männer danach (erneut) Vater werden, denn in der Zwischenzeit kann sich die Befruchtungsfähigkeit der Spermien vermindert haben oder das Operationsgewebe an den Samenleitern zu stark vernarbt sein.

Wichtig: Beratung vor der Operation

Bei einem Kinderwunsch nach Vasektomie sollten Sie sich – am besten gemeinsam mit Ihrer Partnerin – untersuchen und beraten lassen, um die Erfolgsaussichten für eine Schwangerschaft nach der Refertilisierung realistisch einschätzen zu können. Dabei spielt beispielweise eine Rolle, wie viele Jahre seit der Vasektomie bereits vergangen sind, oder ob es früher einmal Hinweise auf eine Fruchtbarkeitsstörung gegeben hat. Auch das Alter der Partnerin spielt eine Rolle. War sie schon einmal schwanger, und wie sehen aus gynäkologischer Sicht die Chancen für eine (weitere) Schwangerschaft aus?

Für eine zuverlässige Aussage sind vielleicht verschiedene Untersuchungen nötig, etwa eine Ultraschalluntersuchung der Hoden, eine Hormonbestimmung zur Einschätzung der Spermienproduktion sowie Untersuchungen zum Ausschluss von Infektionen der Samenwege. Je nach Ergebnis und abhängig von den Voraussetzungen, die die Partnerin mitbringt, ist unter Umständen eine künstliche Befruchtung der erfolgversprechendere Weg.

Was passiert bei einer Refertilisierung?

Ziel der Refertilisierung ist es, die durchtrennten Samenleiter wieder miteinander zu verbinden. Anders als bei der Vasektomie wird die Refertilisierung in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Über kleine Hautschnitte am Hodensack legt die Ärztin oder der Arzt zunächst die Samenleiter frei und entfernt die vernarbten Enden, wo die Samenleiter bei der Vasektomie durchtrennt wurden.

Dann wird innerhalb weniger Minuten geprüft, ob der Mann noch ausreichend befruchtungsfähige Spermien produziert. Diese befinden sich, wenn vorhanden, in dem Teil des Samenleiters, der vom Nebenhoden kommt. Ist das der Fall, werden die durchtrennten Samenleiter mit feinen Instrumenten unter Einsatz eines Operationsmikroskops direkt wieder miteinander vernäht (Vasovasostomie).

Ein anderes Verfahren, die sogenannte Tubulovasostomie, wird nötig, wenn sich an der Schnittstelle der Samenleiter keine oder nicht mehr genügend befruchtungsfähige Spermien finden. Das ist bei etwa einem Viertel der Männer der Fall. Der Grund sind häufig kleine Wucherungen (Nebenhoden-Granulome), die die Nebenhoden für den Durchlass von Spermien ganz oder teilweise verschließen. Dann kann das obere Ende des Samenleiters dort am Nebenhoden angeschlossen werden, wo sich gegebenenfalls noch intakte Spermien finden. 

Eine Refertilisierung ist eine mehrstündige mikrochirurgische Operation, die viel ärztliche Erfahrung voraussetzt. Aus diesem Grund sollten Sie den Eingriff von einer spezialisierten Fachärztin oder einem Facharzt durchführen lassen.

Die Operation kann bis zu drei Stunden dauern, kann aber ambulant – das heißt, ohne anschließenden Krankenhausaufenthalt – durchgeführt werden.

Was ist nach der Operation zu beachten?

Unabhängig vom Operationsverfahren kommt es gelegentlich zu leichten Schwellungen, Blutergüssen oder Wundinfektionen. In den ersten 24 Stunden wirken kühlende Auflagen abschwellend und schmerzlindernd. Diese sollten aber zwischendurch immer wieder entfernt werden. In den ersten Tagen können auch Schmerzmittel eingenommen werden. Hilfreich gegen Wundschmerzen kann auch ein Baumwoll-Hodenschutz oder einfach eine enge Unterhose sein, damit die Hoden von ihrem Eigengewicht entlastet werden.

Wie sind die Erfolgsaussichten bei einer Refertilisierung?

Wie groß die Chancen auf Erfolg sind, lässt sich schwer vorhersagen. Konnten die Samenleiter direkt miteinander verbunden werden (Vasovasostomie), sind die Erfolgsaussichten besser als bei einer Tubulovasostomie. 

Das legt eine Studie mit über tausend Männern nahe, die sich in einer Klinik in Deutschland einer Refertilisierung unterzogen haben. Innerhalb von 15 Monaten wurden 73 Prozent der Männer Vater, bei denen beide Samenleiter direkt miteinander verbunden werden konnten. Bei den Männern, bei denen beide Samenleiter an die Nebenhoden angeschlossen werden mussten (Tubulovasostomie), waren es hingegen nur 48 Prozent. 

Wenn die Refertilisierung keinen Erfolg hat

Nach einer Refertilisierung dauert es gewöhnlich mindestens drei Monate, bis ein Mann seine Zeugungsfähigkeit wiedererlangt. Es können aber bis zu zwei Jahre vergehen, bis die Hoden wieder ausreichend Spermien produzieren.

Sollte die Refertilisierung nicht zum Erfolg führen, lässt sich der Kinderwunsch vielleicht durch eine Hodenbiopsie (TESE/MESA) und eine anschließende künstliche Befruchtung durch Injektion eines Spermiums in eine Eizelle (ICSI) erfüllen. Aus diesem Grund kann vereinbart werden, vorsorglich während der Operation eine Gewebeprobe des Hodens zu entnehmen. Die Gewebeprobe wird dann eingefroren. Befinden sich darin befruchtungsfähige Spermien, ist eine spätere ICSI möglich.

Ein ausführliches ärztliches Beratungsgespräch über die Möglichkeiten und Grenzen der Reproduktionsmedizin kann in diesen Fällen hilfreich sein.

Was kostet eine Refertilisierung?

Eine Refertilisierung (mit Voruntersuchungen und ambulanter Operation) kostet je nach eingesetzter Technik zwischen 3000 und 6000 Euro. Die Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen.

Stand: 11.10.2023