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Wann kommt die „Pille für den Mann“?

An der Entwicklung einer „Pille für den Mann“ ist Jahrzehnte lang gearbeitet worden, ohne dass bisher ein Produkt zur Marktreife gelangte. Seit einiger Zeit konzentrieren sich die Forschungen nun mehr auf nicht-hormonelle Wirkstoffe.

© mauritius images / Westend61 / Kike Arnaiz

Alle Versuche, die männliche Fruchtbarkeit mit Hormonen oder anderen Wirkstoffen vorübergehend aufzuheben, zielen darauf ab, die Spermienproduktion oder -reifung zu unterbinden oder die Samenzellen in ihrer Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit einzuschränken.

Implantat und Spritze

Eine Hormonkombination aus Gestagenen und Testosteron hatte zwischenzeitlich gute Chancen, als jährlich zu wechselndes Implantat ergänzt mit einer „Dreimonatsspritze“ auf den Markt zu kommen. Im Frühjahr 2007 stellten die beteiligten Pharmakonzerne die gemeinsame Forschung jedoch ein. Grund war die Befürchtung, die Kombination von Implantat und Spritze würde von Männern zu wenig angenommen.

Bis August 2011 testete die Uniklinik Münster mit neun weiteren Forschungszentren weltweit im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Gestagen-Testosteron-Kombination als regelmäßige Verhütungsspritze für Männer. Die Studie wurde jedoch abgebrochen, weil viele Studienteilnehmer in einzelnen Ländern über zum Teil starke Nebenwirkungen klagten. Wegen uneinheitlicher Datenlagen war der Abbruch unter den beteiligten Wissenschaftlern jedoch umstritten.

Starke Nebenwirkungen

Im Herbst 2016 wurden die Ergebnisse der WHO-Studie veröffentlicht. Fazit: Die angewandte Methode sei zuverlässig in der Lage, die Spermienproduktion auf unter eine Million pro Milliliter zu senken – was als Schwelle zur Unfruchtbarkeit gilt. Nach Absetzen der Injektionen normalisierten sich die Spermienwerte wieder auf das vorherige Niveau. Zu den beklagten Nebenwirkungen, die zum Abbruch der Studie geführt hatten, gehörten vor allem Akne, Schmerzen an der Einstichstelle und zum Teil starke Stimmungsschwankungen.

Bei anderen Studien zeigte sich, dass 5 bis 20 % der Studienteilnehmer nicht oder nicht ausreichend auf die Hormongaben reagierten, ohne dass dafür eine Erklärung gefunden werden konnte. Außerdem sprachen asiatische Männer im Schnitt besser auf die Hormonbehandlungen an als europäische Männer, wofür der Grund bislang ebenfalls unklar ist.

Nicht-hormonelle Wirkstoffe

Seit einiger Zeit konzentrieren sich die Forschungen mehr auf nicht-hormonelle Substanzen, die nicht die Spermienproduktion in den Hoden stoppen, sondern die produzierten Spermien in ihrer Befruchtungsfähigkeit behindern. Erste klinische Studien in Indonesien mit einem in Kapselform gegebenen Extrakt der Pflanze Justicia Gendarussa haben gezeigt, dass damit die Fruchtbarkeit von Männern effektiv und vorübergehend aufgehoben werden kann.

Ob das Verfahren jedoch jemals zur Marktreife gelangt, wird sich nach Einschätzung der beteiligten Forscher frühestens in einigen Jahren klären. Zunächst muss es sich in weiteren klinischen Studien als wirksam und sicher erweisen, um als Medikament zugelassen zu werden.

Blockierte Samenleiter

Daneben gibt es weitere vielversprechende Versuche, in die Samenleiter einen speziellen, auf Wunsch wieder auflösbaren Kunststoff einzuspritzen. Auf diese Weise sollen die Spermien daran gehindert werden, in die Samenflüssigkeit zu gelangen. Doch auch für diese Methode stehen die erforderlichen klinischen Studien noch aus.

Stand: 19.06.2017