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Eltern zwischen Familie und Beruf

Spätestens wenn das Baby da ist, stehen Eltern vor der Frage, wie sie ihr Leben mit Familie und Beruf künftig organisieren wollen. Modelle gibt es viele – wichtig ist, für die eigene Familie das passende zu finden und längerfristige Konsequenzen mitzudenken.

Familie und Beruf – geht das zusammen?

„Muss ja!“, würden viele Eltern auf diese Frage antworten. Schließlich muss ausreichend Geld verdient werden, um die Familie zu versorgen. Oft sind dafür zwei Einkommen nötig. Und wer alleinerziehend ist, muss sich ohnehin um das Familieneinkommen und die Kindererziehung gleichzeitig kümmern.

Die meisten Eltern in Deutschland wünschen sich zudem beides: Kinder und Bestätigung im Beruf, ein Familienleben und finanzielle Unabhängigkeit, eine eigene soziale Absicherung, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten.

Dieses Lebensmodell ist für viele gleichzeitig doppelte Bereicherung und „Doppelbelastung“, große Freude und viel Arbeit. Mal mehr das eine, mal mehr das andere. Aber egal was gerade überwiegt, es ist fast immer anstrengend.

Drahtseilakt Vereinbarkeit

© BZgA/HN/Eichhoefer

Die Berufstätigkeit beider Eltern stellt große Anforderungen an die Organisation des Familienlebens. Zudem möchten Eltern ihre Kinder nicht nur gut versorgt wissen. Sie wünschen sich auch, möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen und sie bestmöglich zu fördern.

Gleichzeitig wird im Beruf oftmals ein hohes Maß an Leistung und Flexibilität erwartet. Überstunden in Stoßzeiten, Schichtarbeit, telefonische Erreichbarkeit am Wochenende, Arbeit, die mit nach Hause genommen wird – oft greift das Arbeitsleben weit in das Privatleben hinein. Nicht selten fühlen sich Eltern gestresst. Sie haben das Gefühl, weder ihrer Arbeit noch ihren Kindern wirklich gerecht zu werden, nie genug geschafft zu haben. Und immer fehlt die Zeit.

Gute Hilfen, aber …

Staatliche Leistungen wie das Elterngeld und das ElterngeldPlus, gesetzlich verankerte Arbeitnehmerrechte wie die Elternzeit und Kinderbetreuungsplätze unterstützen Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 

Auch viele Unternehmen haben erkannt, dass Familienfreundlichkeit wichtig ist, um qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu gewinnen und zu halten. Vielerorts sind neue Arbeitszeitmodelle und Teilzeitarbeitsplätze in den Betrieben entstanden und betriebseigene Einrichtungen zur Kinderbetreuung gegründet worden. 

Für Eltern sind all diese Maßnahmen eine große Unterstützung. Doch nicht alle haben Anspruch auf Elterngeld und Elternzeit. Und nicht in allen Branchen und Betrieben ist Familienfreundlichkeit ein Thema. Viele erwerbstätige Eltern berichten von Arbeits- und Betreuungszeiten, die nicht zueinanderpassen, oder von Betreuungsengpässen, etwa in den Ferien. Und was im „normalen“ Alltag klappt, wird schnell zum Problem, wenn Unvorhergesehenes passiert: Das Kind wird krank, die Tagesmutter fällt aus, die Kita streikt ... Nicht wenige haben weitere Herausforderungen zu bewältigen, etwa wenn sie alleinerziehend sind oder wenn ihr Kind eine Behinderung hat.

Einen Weg finden

Jede (werdende) Familie, jede Situation ist anders. In jedem Fall gilt aber: Um den Alltag mit Kind(ern) gut zu meistern, ist es hilfreich, sich möglichst schon in der Schwangerschaft zu informieren und Gedanken über einige wichtige Fragen zu machen:

  • Soll einer von uns in der ersten Zeit nach der Geburt seine Erwerbstätigkeit unterbrechen oder einschränken? Kann er oder sie dafür Elternzeit in Anspruch nehmen? Wenn ja, wer von uns beiden? Und für wie lange? Können wir gleichzeitig in Elternzeit gehen oder uns abwechseln?
  • Wie können wir es finanzieren, wenn einer von uns eine Zeitlang weniger oder gar nicht erwerbstätig ist? Haben wir Anspruch auf Elterngeld oder ElterngeldPlus?
  • Wie stellen wir uns die künftige Arbeitsteilung in Bezug auf Familie und Haushalt vor? Wer kann und möchte was übernehmen? Was empfinden wir als gerecht? Und wie gehen wir damit um, wenn einer von beiden mit der bisherigen Regelung nicht mehr zufrieden ist?
  • Welche Möglichkeiten sehen wir, unsere Berufe in Teilzeit auszuüben, um uns die Aufgaben in der Familie zu teilen? Welche sonstigen familienfreundlichen Angebote machen die Arbeitgeber (beispielsweise flexible Arbeitszeiten oder Home-Office-Tage)? Hier ist es sinnvoll, frühzeitig mit den Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen.
  • Was bedeutet eine berufliche Auszeit oder Teilzeitarbeit für unsere Rentenansprüche? Je nachdem, ob vor oder nach der Elternzeit und ob die Eltern verheiratet sind oder nicht, können die Auswirkungen sehr unterschiedlich sein – hier kann es sinnvoll sein, sich beraten zu lassen.
  • Ab wann können wir uns eine Betreuung für unser Kind vorstellen? In welchem Umfang? Welche Art der Betreuung möchten und brauchen wir? Welche Betreuungsform lässt sich am besten mit unseren Arbeitszeiten vereinbaren?
  • Welche private Unterstützung haben wir, etwa von Freunden, Großeltern oder Nachbarn? Und welche Hilfe haben wir, wenn es zu Engpässen kommt – etwa wenn die Tagesmutter krank wird oder die Kita geschlossen ist?
  • Wie können wir Erholungszeiten für jeden einzelnen und auch Zeiten für die Partnerschaft einplanen?

Weichenstellungen

So manches (werdende) Elternpaar wird sich sagen: All diese Fragen haben doch noch Zeit! Warten wir erst mal ab, bis das Kind da ist, der Mutterschutz vorbei oder die Elternzeit aufgebraucht ist. 

Viele Studien zeigen aber: Entscheidungen – auch solche, die auf die lange Bank geschoben werden – sind Weichenstellungen für die Zukunft. Das gilt sowohl für die berufliche Entwicklung beider Partner als auch für die Arbeitsteilung in der Familie.

Deshalb ist es wichtig, bei der Entscheidung „Wer macht was und für wie lange?“ immer auch mögliche mittel- und langfristige Folgen für alle Familienmitglieder zu bedenken und den künftigen Familienalltag möglichst frühzeitig gemeinsam zu planen

Stand: 19.06.2017