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Behandlung vorzeitiger Wehen

Etwa jede dritte Schwangere spürt einige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin Wehen. Oft sind sie nur ein Zeichen dafür, dass das Kind tiefer in das Becken rutscht. Je nach Ursache und Schwere der Wehen sind verschiedene Maßnahmen möglich.

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Im gesamten Verlauf der Schwangerschaft, vor allem aber in den letzten Wochen vor der Geburt, kommt es immer wieder zu leichten Gebärmutterkontraktionen. Das ist normal und kein Grund zur Sorge. Treten die Kontraktionen aber über einen längeren Zeitraum in kurzen Abständen (öfter als dreimal stündlich) auf, und sind sie außerdem mit einem Ziehen im Unterleib verbunden, handelt es sich um vorzeitige Wehen, die den Muttermund verkürzen oder öffnen können. Dann ist es sehr wichtig, sofort die Ärztin oder den Arzt aufzusuchen.

Behandlungsmöglichkeiten

Wenn die vorzeitige Wehentätigkeit auf zu viel Stress oder körperliche Anstrengung zurückzuführen ist, genügen manchmal einige Tage Ruhe, Entspannung und das Vermeiden körperlicher Belastungen, um die Wehen wieder abklingen zu lassen. Außerdem ist es sinnvoll, vorerst auf Geschlechtsverkehr zu verzichten, weil dadurch Wehen ausgelöst werden können.

Um die Gebärmutter zu „beruhigen“, werden häufig Magnesiumpräparate verordnet. Sie sollen die Muskulatur entspannen. Ist eine bakterielle Infektion Auslöser für die Wehen, wird sie mit Antibiotika behandelt. Hält die Wehentätigkeit trotz aller Gegenmaßnahmen an und wirkt sie auf den Muttermund, kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden.

Wehenhemmer und Ruhe

© Comstock/Corbis Images

Wenn der Gebärmutterhals bereits verkürzt oder der Muttermund geöffnet ist, droht das Kind zu früh zu kommen. Solange aber die Fruchtblase nicht geplatzt ist, wird man in der Klinik versuchen, eine Frühgeburt zu verhindern.

Meist erhält die Schwangere als erstes eine Kortisonbehandlung. Sie hilft, die Reifung der kindlichen Lunge zu beschleunigen. Zur Hemmung der Wehen werden häufig Medikamente eingesetzt (Tokolytika). Außerdem wird der Schwangeren meist körperliche Ruhe angeraten.

Nach aktuellen Empfehlungen sollten Wehenhemmer nur in der Zeit zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftswoche und nicht länger als zwei Tage eingesetzt werden. Studien haben gezeigt, dass eine langfristige Anwendung von Wehenhemmern die Frühgeburtsrate nicht senken kann.

Da viele Tokolytika nicht nur die Gebärmuttermuskulatur, sondern die Muskelspannung im gesamten Körper herabsetzen, wird der Kreislauf schwächer und der Herzschlag steigt. Die meisten Mittel dürfen bei Herzerkrankungen nicht eingenommen werden.

Muttermundverschluss

Hat sich der Muttermund bereits geöffnet, wird möglicherweise eine „Cerclage“ gelegt, um ihn bis zur Geburt zu verschließen. Dabei wird der Gebärmutterhals unter örtlicher Betäubung (Peridural-Anästhesie) oder Vollnarkose mit einem Kunststoffbändchen umschlungen und zusammengezogen. Der Eingriff kann ab der 15. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden. Nach der 28. Woche ist er nicht mehr sinnvoll. Die Umschlingung wird etwa zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin durchtrennt, oder wenn die Wehen nicht mehr aufzuhalten sind.

Mittlerweile gibt es allerdings eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien, die keinen eindeutigen Nutzen der Cerclage zur Verhinderung von Frühgeburten ergeben haben. Deshalb wird im Einzelfall genau geprüft, ob die vorbeugende Anwendung nötig und sinnvoll ist.

Möglicherweise ist das Cerclage-Pessar eine Alternative. Hierbei wird anstelle des Bändchens ein Ring aus weichem Gummi in die Scheide und über den Muttermund geschoben. Das soll die Belastung des Gebärmutterhalses verringern. Eine Narkose ist dazu nicht nötig. 

Falls die Schwangere bereits mehrere Früh- oder Fehlgeburten hinter sich hat, die auf eine Infektion zurückzuführen waren oder deren Ursache ungeklärt blieb, kommt anstelle der Cerclage auch ein totaler Muttermundverschluss infrage. Dabei wird der Muttermund vollständig zugenäht, um das Aufsteigen von Bakterien in die Gebärmutter zu verhindern.

Ein Muttermundverschluss wird in der Regel zwischen der 12. und der 16. Schwangerschaftswoche vorgenommen. Wie bei der Cerclage wird die Naht kurz vor dem errechneten Entbindungstermin durchtrennt.

Wahl der Klinik

Krankenhäuser, die nicht auf Frühgeburten spezialisiert sind, dürfen Schwangere nur ab der 37. Schwangerschaftswoche zur Geburt aufnehmen. In Kliniken mit großen, gut ausgestatteten Neonatalstationen haben Frühgeborene bis zur 36. Schwangerschaftswoche bessere Überlebenschancen als in kleinen, weniger spezialisierten Geburtskliniken

Stand: 28.05.2014