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Chancen und Risiken für das Frühgeborene

Die Überlebenschancen von Frühgeborenen haben sich heute enorm verbessert. Die Medizin ist bemüht, gesundheitliche Schädigungen so weit wie möglich zu verhindern oder sie erfolgreich zu behandeln.

© manonallard / E+ via Getty Images

Bei einer Frühgeburt ab der 24. Schwangerschaftswoche hat ein Kind heute bei intensivmedizinischer Betreuung gute Chancen zu überleben. Ab der 28. Woche liegen die Überlebenschancen schon bei 95 Prozent. Die meisten Frühgeborenen entwickeln sich zu gesunden Kindern und Erwachsenen. Je früher und unreifer ein Kind jedoch geboren wird, desto höher ist das Risiko, dass es bleibende Beeinträchtigungen davonträgt. Mäßig früh geborene Kinder, die zwischen der 32. und 37. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind, holen in ihrer Entwicklung oft schnell auf und unterscheiden sich bald nicht mehr von reif geborenen Babys. Sehr früh (zwischen der 28. und 31. Schwangerschaftswoche) Geborene können in ihrer Entwicklung im Vergleich zu anderen Kindern noch über Jahre zurück sein, schließen aber meist irgendwann auf. Extrem unreife Frühgeborene entwickeln sich jedoch nur selten völlig gesund.

Risiken und erste Hilfen

Das größte Problem gleich nach der Geburt eines unreif geborenen Kindes ist meist die Atmung. Durch eine medikamentöse Beschleunigung der Lungenreifung des Frühgeborenen lässt sich in vielen Fällen ein Sauerstoffmangel mit seinen negativen Folgen für die Entwicklung des Kindes verhindern.

Direkt nach der Geburt besteht bei einigen Frühgeborenen die Gefahr eines Atemstillstands („Apnoe“) oder einer Verlangsamung des Herzschlags. Da die Blutgefäße noch sehr empfindlich sind und reißen können, besteht zudem das Risiko einer Hirnblutung. Hirnblutungen können harmlos verlaufen, sie können das Gehirn aber auch schädigen. Die Neugeborenen werden auf Anzeichen solcher Komplikationen beobachtet, damit sofort reagiert und behandelt werden kann, falls sie tatsächlich auftreten.

Allgemein sind zu früh geborene Kinder anfälliger für Infekte als reif Geborene. Sie neigen auch eher zu Darmentzündungen, weil ihr unreifer Darm manchen Keimen noch nicht gewachsen ist. Die Behandlung mit Antibiotika ist deshalb in der Regel lebensnotwendig.

Entwicklungschancen des Kindes

Die heute mögliche intensive Pflege und Behandlung im Brutkasten und auf der Neonatologie haben die Chancen der meisten Frühgeborenen auf eine gesunde Entwicklung erhöht. Ein wesentlicher Fortschritt ist auch, dass Eltern heute mehr in die Betreuung ihres Kindes einbezogen werden. Sie verbringen mehr Zeit mit ihrem Kind, haben mehr Hautkontakt („Känguru-Pflege“), und Mütter stillen heute auch öfter und früher. Von Anfang an kann sich eine intensive Eltern-Kind-Beziehung entwickeln. Alle diese Faktoren fördern die gesunde Entwicklung eines Frühchens nachweislich.

Dennoch haben manche Kinder noch Jahre mit ihrem Frühstart ins Leben zu kämpfen, einige auch lebenslang. Vorhersagen sind im Einzelfall schwierig, denn jedes Kind entwickelt sich anders. Dabei spielen auch die Lebensumstände des Kindes und seiner Familie, die Förderungs- und Behandlungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle.

Mögliche langfristige Folgen

Sehr früh geborene Kinder können gehäuft chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma entwickeln. Einige extrem früh Geborene tragen eine spastische Lähmung oder eine geistige Behinderung infolge einer Hirnschädigung davon. Manche dieser Kinder lernen nicht laufen, andere können nur eingeschränkt hören oder sehen.

Es gibt Kinder, bei denen sich die Folgen ihrer zu frühen Geburt erst spät zeigen. So kann sich im Kindergarten oder in der Schule eine Lernschwäche bemerkbar machen. Manche Kinder sind auch auffällig unkonzentriert, aggressiv und unruhig. Ein solches Verhalten („Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung“, ADHS) kann auf Entwicklungsstörungen infolge einer Frühgeburt zurückzuführen sein.

Hilfen und Therapien

Je früher mögliche Spätfolgen erkannt werden, desto eher können Handicaps ganz oder teilweise ausgeglichen werden. Deshalb ist es wichtig, die Entwicklung eines früh geborenen Kindes bis weit in die Schulzeit hinein genau zu beobachten.

Wenn das Kind in bestimmten Bereichen Schwierigkeiten hat, kann ein Besuch in einer spezialisierten Klinik (Perinatalzentrum) oder in einem Frühförderzentrum sinnvoll sein. Fachleute helfen, Symptome möglicher Entwicklungsstörungen richtig zu interpretieren und angemessen zu behandeln.

Individuell angepasste Therapien – zum Beispiel Physiotherapie, Sprach- oder Beschäftigungstherapie – können die weitere Entwicklung des Kindes fördern, Beeinträchtigungen verringern oder ausgleichen. Eine psychotherapeutische Behandlung kann das Kind bei seelischen Problemen unterstützen. Dabei ist es oft hilfreich, wenn auch die Eltern mit einbezogen werden.

Individuell angepasste Therapien – zum Beispiel Physiotherapie, Sprach- oder Beschäftigungstherapie – können die weitere Entwicklung des Kindes fördern, Beeinträchtigungen verringern oder ausgleichen. Eine psychotherapeutische Behandlung kann das Kind bei seelischen Problemen unterstützen. Dabei ist es oft hilfreich, wenn auch die Eltern mit einbezogen werden.

Stand: 27.04.2010