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Mit oder ohne Medikamente: Wie sich Wehenschmerzen lindern lassen

Rückt der Geburtstermin näher, werden die Gedanken an die Geburt konkreter: Werde ich mit den Wehen zurechtkommen? Und welche Möglichkeiten der Schmerzlinderung gibt es?

Schmerzen als Teil der Geburt

© BZgA/HN/Eichhöfer

Wie genau die Geburt und die damit verbundenen Schmerzen verlaufen werden, lässt sich nicht vorhersagen. Denn jede Geburt ist anders – und jede Frau hat ein ganz eigenes Schmerzempfinden.

Neben der körperlichen Belastung haben auch Erwartungen, das Umfeld und die zwischenmenschliche Unterstützung einen großen Einfluss auf die empfundene Stärke von Schmerzen. Manche Frauen sehen Wehenschmerzen als wesentlichen Teil der Geburtserfahrung an und möchten keine oder eine nur wenig unterstützende Behandlung. Andere Frauen entscheiden sich für schmerzlindernde Verfahren wie etwa eine Periduralanästhesie (PDA).

Am besten besprechen Sie frühzeitig mit der Hebamme und dem ärztlichen Personal, welche Vorstellung Sie von den Wehenschmerzen haben und welche schmerzlindernden Verfahren am Geburtsort zu Verfügung stehen. So können Sie sich schon im Vorfeld darüber Gedanken machen, welche nicht-medikamentösen Methoden oder welche Medikamente für Sie infrage kommen.

Die passende Geburtsumgebung

Nicht nur konkrete Maßnahmen beeinflussen das Schmerzempfinden – auch die Atmosphäre im Geburtsraum spielt eine Rolle. Stress und Anspannung verstärken Schmerzen, eine angenehme, ruhige Umgebung hingegen vermindert das Schmerzempfinden und schafft Sicherheit.

Die Grundlage für die passende Geburtsumgebung schafft die Wahl des Geburtsortes. Manche Frauen entspannen sich besser in einer wohnlichen Umgebung wie in einem Geburtshaus. Andere Frauen können nur loslassen, wenn sie wissen, dass sie unmittelbar Zugang zu ärztlichem Personal in einer Klinik haben. Oder aber eine schwangere Frau hat einen konkreten Wunsch wie eine Wassergeburt.

Am Geburtsort können manchmal Kleinigkeiten helfen, die Situation so angenehm wie möglich zu gestalten. Manche Frauen entspannen besser, wenn sie passende Musik dabeihaben und etwas essen und trinken können, wann immer sie möchten.

Großen Einfluss auf die Atmosphäre im Geburtsraum hat auch die Wahl der Begleitung. Liebevolle Zuwendung durch die Begleitperson entspannt und erleichtert den Umgang mit schmerzhaften Wehen – ganz egal, ob es sich dabei um den Partner oder die Partnerin, eine gute Freundin oder eine Verwandte oder einen Verwandten handelt.

Vielen Gebärenden helfen Berührungen. Manchmal reicht bereits eine sanfte Berührung oder eine warme Hand an der richtigen Stelle aus. Auch eine Massage durch die Geburtsbegleitung kann guttun.

Endorphine, Atmung und Geburtsposition: mit eigenen Ressourcen den Schmerz beeinflussen

Auch die Natur unterstützt Sie bei einer Geburt. Mit der Zunahme der Wehen werden mehr und mehr Endorphine freigesetzt. Das sind körpereigene, stark schmerzlindernde Botenstoffe. Sie verringern das Schmerzempfinden und helfen so, die Geburt zu bewältigen.

Wenn Sie einen guten Zugang zu Ihren Körperempfindungen und Ihrer Atmung haben, können Sie diese Fähigkeit nutzen, um besser mit dem Schmerz zurecht zu kommen.

Die gezielt eingesetzte Atmung ist für viele Gebärende ein natürliches Hilfsmittel. In Geburtsvorbereitungskursen können Schwangere Atemtechniken lernen, die den Schmerz erträglicher machen. Ziel ist es, die Wehenschmerzen „wegzuatmen“ oder den Schmerz durch die richtige Atmung besser auszuhalten. Die bewusste, kontrollierte Atmung spart zudem Kraft, was insbesondere bei einem längeren Geburtsvorgang wichtig ist.

Auch die Körperhaltung hat einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden während der Geburt. Ob Liegen, Gehen, Hocken oder Stehen: Bewegen Sie sich und wechseln Sie Ihre Körperhaltung so oft, wie es Ihnen guttut. Welche Körperhaltung dabei als angenehm empfunden wird, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Vertrauen Sie auf Ihr Körpergefühl.

Schmerzlindernde Maßnahmen ohne Medikamente

Schmerzlindernde Maßnahmen beinhalten nicht immer den Einsatz von Medikamenten. Es gibt viele nicht-medikamentöse Methoden, die bei Wehen eingesetzt werden. In der Regel gibt es für deren Wirkung allerdings keine wissenschaftlichen Nachweise. Studien sind selten oder haben nur eine begrenzte Aussagekraft, beispielsweise weil die Verfahren sehr unterschiedlich angewendet werden.

Eine Ausnahme ist das Wannenbad. Die schmerzlindernde Wirkung durch Baden wurde gut untersucht und nachgewiesen: Studien zeigen, dass Gebärende, die in der Badewanne ihre Wehen verarbeiten, seltener eine PDA in Anspruch nehmen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann dann auch die Geburt im Wasser stattfinden („Wassergeburt“).

Während den Wehen kann sich eine bewusste Bauchatmung positiv auf die Schmerzen auswirken. Dazu atmet die Gebärende langsam und tief bis in den Bauch ein. Dann atmet die Gebärende langsam durch den Mund aus – das Ausatmen sollte dabei etwa dreimal so lange dauern wie das Einatmen. Manchen Gebärenden hilft es, Geräusche zu atmen, wie ein „ooh“ oder „aah“. Auch das Sitzen auf einem Gymnastikball unterstützt die kontrollierte Atmung.

In der Austreibungsphase dauern die Wehen länger und beim aktiven Pressen ist kein Einatmen möglich. Die Gebärende holt deshalb bei einer anfliegenden Wehe tief und genug Luft, um beim Pressen möglichst lang ausatmen zu können.

Ein warmes Wannenbad wirkt entspannend und schmerzlindernd. Wenn sich die Gebärende in der Wanne wohlfühlt und keine medizinischen Gründe dagegensprechen, kann das Kind auch im Wasser zur Welt kommen. Das Wasser in der großen Gebärwanne hat etwa 35 bis 37 Grad. Das Kind macht den ersten Atemzug erst, wenn es – meist von der Mutter selbst – aus dem Wasser gehoben wird. Nach der Abnabelung hilft man ihr aus der Wanne, damit sie sich für die Geburt der Plazenta aufs Bett legen kann.

Bei allen anderen Methoden hilft nur Ausprobieren – und darauf achten, dass nur darin ausgebildeten Personen sie durchführen. Für die Wirksamkeit der folgenden Maßnahmen gibt es keine eindeutigen Nachweise, sie gelten aber als unbedenklich:

Selbsthypnose/Hypnose („Hypnobirthing“)
Durch Hypnose wird ein besonderer Bewusstseinszustand erreicht, der mit einer veränderten Aufmerksamkeit und Wahrnehmung einhergeht. Sich auf bestimmte Vorstellungen oder Gedanken zu konzentrieren und gleichzeitig andere Reize auszublenden, soll die Geburt erleichtern. Die Methode kann während der Schwangerschaft erlernt werden, um sie während der Geburt selbstständig oder unterstützt durch die Begleitperson anzuwenden.

Yoga/Atmungs- und Entspannungsübungen
Auch Atem- und Entspannungs-Techniken aus dem Yoga können bei der Geburt unterstützen. Die Übungen lassen sich während der Schwangerschaft erlernen. Zentral ist das regelmäßige Üben, damit die Schwangere die Techniken verinnerlicht und während der Geburt auch abrufen kann. Die Yoga-Übungen tragen zu einer positiven Einstellung bei und erhöhen die Zuversicht, die Geburtsschmerzen zu bewältigen. Zusätzlich verstärken Entspannungsübungen die Wirkung von Arzneimitteln.

Aromatherapie
Die Aromatherapie nutzt ätherische Öle zur Förderung des Wohlbefindens. Die Öle werden dazu auf einen Stoff getropft oder in eine Duftlampe gegeben, um sie dann über die Luft oder durch Riechen am Stoff einzuatmen. Alternativ lassen sie sich einem Massageöl zusetzen oder in Badewasser auflösen. Zum Einsatz kommen unterschiedliche Öle wie Lavendel, Bitterorange, Salbei, Jasmin, Mandarine, Kamille, Muskatellersalbei, Weihrauch, Rosenöl oder auch Mischungen. Ätherische Öle können Kontaktallergien auslösen, sonstige Risiken sind nicht bekannt.

Akupressur/Akupunktur
Akupunktur ist eine Therapiemethode der traditionellen chinesischen Medizin. Dabei setzt die Therapeutin oder der Therapeut Nadeln an bestimmte Körperstellen. Akupressur bezeichnet die Stimulation von Akupunkturpunkten durch Druck, etwa mit einer Glasmurmel, einem Eiswürfel oder den Fingerspitzen.

Eine schmerzlindernde Wirkung haben möglicherweise auch folgende Maßnahmen:

  • Warme Auflagen, etwa Kirschkernsäckchen
  • Kältepackungen
  • Sitzen und Bewegungen mit dem Becken auf einem Gymnastikball
  • Leichte Stimulation mit Strom mit der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS)

Keine Wirksamkeit zeigt die Homöopathie. Für ihre Anwendung gibt es keine Empfehlung.

Schmerzlinderung bei der Geburt mit Medikamenten

Wenn die Schmerzen zu stark werden, gibt es Medikamente, die die Gebärende unterstützen. Das mit Abstand wirksamste, sicherste und zumeist empfohlene Verfahren ist die Periduralanästhesie (PDA). Die PDA wirkt gezielt auf die Nerven im Unterleib, ohne das Bewusstsein der Frau zu beeinflussen Falls eine PDA nicht möglich oder nicht gewollt ist, stehen folgende medikamentöse Alternativen zur Verfügung:

Opioide
„Klassische“ Schmerzmittel wie NSAR (Ibuprofen, Paracetamol) sind für eine Geburt zu schwach, stärkere Schmerzmittel sind die Opioide. Sie hemmen die Schmerzverarbeitung im Gehirn und haben eine beruhigende Wirkung. Wirkstoffe sind zum Beispiel Pethidin, Meptazinol oder Remifentanil. Opioide kommen bei der PDA örtlich zum Einsatz, können alternativ aber auch in den Muskel gespritzt oder als Infusion gegeben werden. Anders als bei der PDA verteilt sich der Wirkstoff dann im gesamten Körper, die schmerzlindernde Wirkung ist deshalb im Vergleich zur PDA deutlich geringer. Auch treten häufiger Nebenwirkungen wie Benommenheit, Verwirrtheit oder Übelkeit auf. Opioide können dann auch die Atmung von Mutter und Kind beeinträchtigen, da der Wirkstoff aus dem Blut zum Kind übergehen kann.

Ein besonderes Verfahren ist die Gabe eines Opioids über eine Spritzenpumpe, die von der Gebärenden gesteuert wird (Remifentanyl-PCA). Der Vorteil liegt in der besseren Steuerbarkeit, da die Wirkung rasch eintritt und sich schnell wieder abbaut. Eine solche Pumpe ist eine gute Alternative, wenn eine PDA nicht möglich ist. Doch nicht überall ist dieses Verfahren verfügbar.

Falls ein Opioid zu stark wirkt, gibt es mit Naloxon ein Gegenmittel, das die Nebenwirkungen abschwächt.

Lachgas
Lachgas ist ein geruchloses Gas, das zur Schmerzbehandlung als Gemisch mit Sauerstoff über eine Gesichtsmaske eingeatmet wird. Es wirkt vorrangig beruhigend und angstlösend. Die Wirkung tritt schnell ein und klingt nach Absetzen der Maske rasch wieder ab. Der Vorteil von Lachgas ist, dass die Gebärende die Dosierung selbst steuert: Sie setzt die Maske nach Bedarf selbst auf und ab. Die Lachgasbehandlung erfordert auch keine lange Vorbereitung und kann bei Bedarf sofort begonnen werden. Lachgas kann sowohl in der Eröffnungs- als auch in der Austreibungsphase eingesetzt werden.

Nachteilig ist die eher geringe schmerzlindernde Wirkung von Lachgas: Unklar ist, ob Lachgas die Schmerzen an sich lindert oder ob die Schmerzen durch den beruhigenden und angstlösenden Effekt besser ertragen werden. Zudem gibt es gelegentlich Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, seltener Schwindel und Benommenheit. Nach Absetzen der Maske lassen die Nebenwirkungen meist rasch wieder nach. Mögliche Auswirkungen von Lachgas auf Nervensystem, Immunsystem und Stoffwechsel sind noch nicht gut untersucht. Eine kurzfristige Anwendung während der Geburt scheint jedoch sowohl für die Gebärende als auch für das Kind unbedenklich zu sein.

Krampflösende Mittel (Spasmolytika)
Den krampflösenden Wirkstoff Butylscopolamin gibt es als Dragee oder Zäpfchen. Es wird oft zu Beginn der Geburt bei schmerzhaften Anfangswehen eingesetzt, um die Eröffnung des Muttermunds zu unterstützen. Die schmerzlindernde Wirkung ist allerdings gering, da der Muttermund nur zu einem geringen Teil aus Muskelgewebe besteht. Nebenwirkungen treten nur selten auf.

Lokale Nervenblockade (Pudendusblock)
Besonders in der Austreibungsphase nimmt der Dehnungsschmerz am Beckenboden und im Dammbereich zu. Der Schmerz wird aus dieser Region durch den Pudendus-Nerv an das Zentralnervensystem weitergeleitet. Beim sogenannten Pudendusblock wird der Pudendus-Nerv örtlich betäubt – das Prinzip ist das gleiche wie eine örtliche Betäubung beim Zahnarzt. Dazu spritzt die Ärztin oder der Arzt das lokale Betäubungsmittel durch die Scheidenhaut in die Seitenwände der Vagina. Der Pudendusblock reduziert nur die Schmerzen am Beckenboden und hat deshalb nur in der Austreibungsphase eine schmerzlindernde Wirkung – auf die Wehenschmerzen selbst hat der Block keinen Einfluss.

Der Pudendusblock ist auch bei einer Saugglocken- oder Zangengeburt eine Alternative, weil der Beckenboden durch die Instrumente zusätzlich gedehnt wird. Nebenwirkungen für Mutter oder Kind sind nicht zu erwarten.

Stand: 24.01.2024