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Der Beckenboden in Schwangerschaft und Geburt

Besonders wichtig werden die Eigenschaften des Beckenbodens während Schwangerschaft und Geburt: Stabilität ist gefragt, um die Gebärmutter mit dem Kind zu tragen. Elastizität ist nötig, um seinem Wachstum nachzugeben und das Becken für die Geburt zu öffnen.

Die wichtigsten körperlichen Veränderungen in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft verändert sich der Beckenboden: Das Geflecht aus Muskeln, Bändern und Bindegewebe wird lockerer, ebenso die umgebende Muskulatur. Diese Anpassungen sind für die Entwicklung des Babys notwendig.

Das heranwachsende Baby dehnt die Bauchmuskulatur. Dabei weichen ihre senkrecht verlaufenden Muskelstränge in der Mitte leicht auseinander und geben etwas nach.

Je größer das Kind wird, desto mehr verschieben sich die inneren Organe zur Seite, nach oben und unten. Das Zwerchfell kann sich beim Einatmen nicht mehr so gut senken. Viele Hochschwangere haben deshalb oft das Gefühl, zu wenig Luft zu bekommen.

Das zunehmende Gewicht des Kindes trägt in erster Linie die Wirbelsäule. Dadurch ist ihre Beweglichkeit zunehmend eingeschränkt. Die Lendenwirbelsäule und das Becken halten sich immer mehr in der „Hohlkreuz“-Stellung. Dies kann Rückenschmerzen auslösen. Durch die veränderte Beckenstellung wird der Gang Schwangerer etwas breiter und wiegender.

Unter dem Einfluss hormoneller Veränderungen bereitet sich die Beckenbodenmuskulatur auf die Geburt vor und wird weicher, obwohl sie immer mehr Gewicht tragen muss. Die Hormonveränderungen bewirken auch, dass etwas mehr Urin produziert wird und die Spannung in der Harnröhre abnimmt. Das zunehmende Gewicht des Babys erhöht den Druck auf die Blase. Wenn der weicher gewordene Beckenboden überfordert ist, macht sich dies häufig durch ungewollten Verlust von Urin beim Husten, Niesen, Springen oder beim Bücken bemerkbar.

Den Beckenboden gezielt stärken

© Ariel Skelley / DigitalVision / via Getty Images

In Geburtsvorbereitungskursen können Schwangere lernen, wie sie das Gefühl für ihren Beckenboden und ihr Körpergefühl insgesamt stärken. Das ist eine gute Vorbereitung für die Geburt und die Zeit der Rückbildung.

Zusätzlich sind spezielle Übungen für den Beckenboden in der Schwangerschaft sinnvoll. Ein solches Training senkt die Wahrscheinlichkeit, vor und nach der Geburt unter Harninkontinenz zu leiden.

Auch Massagen des Dammbereichs helfen, den Damm auf die starke Dehnung während der Geburt vorzubereiten.

Die Rolle des Beckenbodens während der Geburt

Die stärksten Kräfte während der Geburt sind das rhythmische Zusammenziehen der Gebärmutter – die Wehen –, und die Drehung und Bewegung des Babys auf seinem Weg durch Muttermund und Scheide nach draußen.

Eine wichtige Rolle spielt dabei der Beckenboden. In der letzten Geburtsphase dehnt das kindliche Köpfchen den Beckenboden immer mehr. 

Ein gut trainierter Beckenboden ist meist elastisch genug und hilft, die Geburt zu erleichtern. Wenn eine Frau ihren Beckenboden bewusst wahrnehmen kann, kann sie ihn in der Regel gut entspannen, wenn das Baby nach draußen drängt.

Ist der Beckenboden nicht elastisch genug, können Muskeln, Bänder oder Gewebe verletzt werden. Oder es ist ein Dammschnitt nötig, bei dem Beckenbodengewebe durchtrennt wird.

Die Dehnfähigkeit der Beckenbodenmuskulatur wird außer durch ein gezieltes Training während der Schwangerschaft auch durch eine möglichst entspannte Geburtssituation und gute Geburtsbegleitung unterstützt.

Was der Beckenboden nach der Geburt braucht

Nach der Geburt braucht der Beckenboden besonders viel Aufmerksamkeit. Dabei stehen Schonung und Pflege im Wochenbett im Vordergrund.

Eine Unterstützung und Anleitung durch Fachkräfte wie Hebammen, Physiotherapeutinnen oder Physiotherapeuten ist wichtig, damit die Wundheilung (in der Gebärmutter, am Dammgewebe, nach einem Kaiserschnitt) ungestört ablaufen kann. Sie zeigen, wie man sich im Alltag „beckenbodenfreundlich“ bewegen kann. Dabei erlernt man zum Beispiel entlastende Haltungen, oder wie man beckenbodenschonend aufstehen oder das Baby tragen kann. Je nach ihrer körperlichen Verfassung können Frauen beginnen, die Tiefenmuskulatur durch sanfte Übungen anzuregen. Dies ist zum Beispiel mit speziellen Atemübungen möglich.

In vielen Geburtskliniken und Hebammenpraxen werden in Einzel- oder Gruppenangeboten hilfreiche Tipps und Bewegungsanregungen vermittelt. Wer sich schon in den ersten Tagen Zeit dafür nimmt, hilft dem Beckenboden, sich schnell wieder zu erholen.

Was Beckenboden und Blase nach der Geburt nicht vertragen

  • Aufstehen aus der Rückenlage mit geradem Oberkörper. Wenn dabei noch die Luft angehalten wird, entsteht im Bauchraum ein Druck, den der Beckenboden nicht gut abfangen kann. Besser ist es, über die Seite aufzustehen.
  • Schweres Heben sowie Sportarten, die mit Hüpfen und Springen verbunden sind. Dies ist in den ersten Monaten nach der Geburt tabu. Es ist wichtig, zuerst eine auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmte Wochenbett- und Rückbildungsgymnastik durchzuführen und auf beckenbodenschonende Bewegung im Alltag zu achten. Die Rückbildungszeit dauert bis zu einem Jahr nach der Geburt. Erst wenn der Beckenboden wieder eine normale Spannung und ausreichend Kraft hat, kann er Druckveränderungen zum Beispiel beim Springen elastisch abfangen.
  • Den Harnstrahl beim Wasserlassen zu unterbrechen, sollte nur dazu dienen, die Kraft der Beckenbodenmuskulatur zu testen. Wer dies häufig macht, stört die Entleerung der Blase.

Den Beckenboden wieder aufbauen

Frauen erleben die körperlichen Veränderungen nach der Geburt sehr unterschiedlich. Sie beschreiben sie häufig so:

  • Der Beckenboden fühlt sich „taub“ an oder „nach unten offen“
  • Es besteht ein Druckgefühl nach unten
  • Es fühlt sich an, als ob die Gebärmutter „nach unten rutscht“
  • Der Damm schmerzt

Der Beckenboden braucht jetzt gezielte Entlastung, Anregung und Training, um wieder so stabil zu werden wie vorher. Durch regelmäßige Übungen lässt sich seine Kraft und Reaktionsbereitschaft wieder zurück gewinnen. Da die Beckenbodenmuskulatur direkt mit den Bauch- und Rückenmuskeln zusammenarbeitet, ist es wichtig, sie in das Training einzubeziehen. Konsequentes Üben ist das beste Mittel gegen mögliche Beschwerden wie Inkontinenz – und hält die Muskulatur in jedem Alter fit und elastisch. Übungen für den Beckenboden kann man in einer Rückbildungsgymnastik erlernen. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Falls nach der Teilnahme an einer Rückbildungsgymnastik noch immer Beschwerden bestehen oder Veränderungen spürbar sind, die auf eine Schwächung des Beckenbodens hindeuten, empfiehlt sich ein Besuch bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt.

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