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Behandlung eines Krampfaderbruchs (Varikozele)

Ob und wie eine Krampfader im Hodensack (Varikozele) die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann, ist bisher nicht eindeutig geklärt. In manchen Fällen kann die Behandlung eines Krampfaderbruchs aber zu einer Verbesserung der Spermienwerte beitragen.

Die Varikozele ist eine Krampfader im Hodensack, das heißt eine erweiterte Vene, die sich im Venengeflecht der Samenleiter bilden kann. Sie wird auch „Krampfaderbruch“ genannt.

Anatomisch bedingt fließt das Blut aus der linken Hodenvene etwas schlechter ab als aus der rechten, weshalb eine Varikozele zu 95 % am linken Hoden auftritt, selten auch beidseitig. Ist sie stark ausgeprägt, lässt sie sich vor allem im Stehen als weiche Verdickung fühlen und führt gelegentlich zu leichten Druckschmerzen. Im Liegen fließt das gestaute Blut dagegen wieder zurück, sodass sich die Varikozele unter Umständen kaum mehr ertasten lässt.

Eine mehr oder weniger ausgeprägte Varikozele findet sich bei bis zu 20 % aller Männer. Meistens entsteht sie im Verlauf der Pubertät oder bei jungen Männern. In vielen Fällen bleibt sie unbemerkt.

Verschlechtert eine Varikozele die Fruchtbarkeit?

Ob und wie Varikozelen die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, ist bis heute ungeklärt. Neuere Übersichtsstudien kommen zu uneinheitlichen Ergebnissen.

Die Mehrheit der Männer mit einer Varikozele ist normal fruchtbar. Gleichzeitig haben überdurchschnittlich viele Männer, die sich in einer Kinderwunsch-Behandlung befinden, eine Varikozele. Die Angaben schwanken zwischen 15 und 40 %.

Man weiß, dass eine Varikozele zu einer schlechteren Durchblutung des betroffenen Hodens führen kann. Möglich sind auch ein Rückfluss schädlicher „Abfallstoffe“ aus der Niere und ein vermindertes Hodenwachstum.

Vor allem aber wird vermutet, dass sich durch den Blutstau im Bereich der Varikozele der Hoden erwärmt und so langfristig die Spermienproduktion beeinträchtigt wird. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass bei Männern mit einer Varikozele die Samenflüssigkeit häufig zu wenige Spermien enthält, von denen zudem viele nicht ausreichend beweglich und normal geformt sind. Außerdem ist das Risiko für DNA-Schäden der Samenzellen erhöht.

Insgesamt geht man heute davon aus, dass schwach ausgeprägte Varikozelen im Allgemeinen keinen nennenswerten Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben. Stärker ausgeprägt sind sie möglicherweise einer von mehreren Faktoren, die die Fruchtbarkeit eines Mannes mindern können.

Wie wird eine Varikozele behandelt?

Zur Behandlung eines Krampfaderbruchs stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, die alle in etwa gleich wirksam sind. Ihr Ziel ist, die erweiterte Hodenvene zu verschließen. Den Blutabfluss übernehmen dann benachbarte, gesunde Venen. Ob sich infolge der Behandlung auch die Spermienwerte bessern und das Hodenvolumen wächst, lässt sich häufig erst nach mehreren Monaten feststellen.

Bei den chirurgischen Verfahren wird meist unter Vollnarkose ein kleiner Schnitt in der Leistengegend gemacht und die betroffene Hodenvene unterbunden. Neben den allgemeinen Operations- und Narkoserisiken kommt es in 1 bis 3 % der Fälle zu Blutergüssen und Nebenhoden-Entzündungen. Nach etwa jeder zehnten Operation bildet sich erneut eine Varikozele. Ob Komplikationen auftreten oder nicht, hängt vor allem von der Erfahrung der behandelnden Ärztinnen und Ärzte ab.

Es ist auch möglich, die Hodenvene zu veröden oder zu verkleben. Dabei wird an der betroffenen Seite des Hodensacks ein kleiner Schnitt gemacht und mithilfe eines sehr dünnen Schlauchs (Katheter) ein entsprechender Wirkstoff in die erweiterte Hodenvene eingeleitet. Die Neubildungsrate von Varikozelen ist bei diesen Verfahren etwas höher als bei den chirurgischen. Dafür ist der zeitliche und medizinische Aufwand geringer, zumal meist unter örtlicher Betäubung und ambulant behandelt werden kann.

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Wenn die Varikozele keine Beschwerden verursacht, sollte man eine Behandlung sorgfältig erwägen. Zunächst ist eine gründliche Gesamtdiagnostik der bestehenden Fruchtbarkeitsstörung (des Paares) ratsam. Nur dann lässt sich einschätzen, ob noch andere Ursachen vorliegen und welche Auswirkung die Varikozele auf die Fruchtbarkeit hat.

Vermutlich ist eine Varikozele selten allein dafür verantwortlich, dass der Körper eines Mannes zu wenige befruchtungsfähige Spermien produziert. Unter Umständen kann ihre Behandlung aber dazu beitragen, die Spermienwerte so weit zu verbessern, dass der Mann mit seiner Partnerin ein Kind zeugen kann. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht – und bisher auch keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beleg.

Allgemein wird deshalb empfohlen, nur dann eine Behandlung zu erwägen, wenn eine realistische Aussicht auf eine Verbesserung der Spermienwerte besteht. Dies ist der Fall, wenn

  • die Varikozele deutlich ausgeprägt, das heißt eindeutig tastbar ist,
  • die Spermienwerte leicht unter den Normalwerten liegen und
  • der betroffene Hoden zu klein ist.

Wurde auch bei der Partnerin eine Fruchtbarkeitsstörung festgestellt, ist eine Varikozelen-Operation oft nur dann sinnvoll, wenn die Ursache bei der Partnerin ebenfalls behandelbar ist.

Stand: 28.02.2017