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Refertilisierung: Die Sterilisation der Frau (Tubenligatur) rückgängig machen

Wenn sich eine Frau nach ihrer Sterilisation doch (noch) ein Kind wünscht, lassen sich ihre Eileiter durch eine Operation wieder miteinander verbinden. Es hängt jedoch von verschiedenen Bedingungen ab, ob sie nach dem Eingriff schwanger werden und ein Kind zur Welt bringen kann.

Die Sterilisation kann nicht immer rückgängig gemacht werden

© Jeff Greenough/Blend Images/Strandperle

Entscheidet sich eine Frau für eine Sterilisation (Tubenligatur), hat sie ihre Familienplanung im Allgemeinen abgeschlossen. Wenn sich ihre Lebensumstände ändern, kann jedoch der Wunsch nach einem (weiteren) Kind entstehen. Bei der sogenannten Refertilisierung lassen sich mit einer Operation die abgeklemmten oder durchtrennten Eileiter wieder miteinander verbinden. Ob die Frau dann auch tatsächlich schwanger werden und ein Kind zur Welt bringen kann, hängt jedoch von ihrem Alter, der Erfahrung der operierenden Ärztin oder des Arztes und auch von der Fruchtbarkeit des Partners ab.

Wichtig: Beratung vor einer Operation

Vor einer möglichen Refertilisierung sollten Sie sich gründlich untersuchen und beraten lassen – Ihr Partner ebenfalls. Das ist wichtig, um die Erfolgsaussichten einer Operation realistisch einzuschätzen. Eine Refertilisierung ist eine recht aufwändige Operation und daher teuer, außerdem muss sie selbst bezahlt werden.

Zur Beratung gehört, zunächst den Operationsbericht der früheren Sterilisation mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt zu besprechen. Spezielle Tests zeigen dann, ob in den Eierstöcken der Frau noch ausreichend Eizellen heranreifen. Außerdem sollte der Partner einen Samentest machen lassen. Je nach Ergebnis der Untersuchungen kann auch eine künstliche Befruchtung ein erfolgversprechender Weg sein.

Wo kann eine Refertilisierung durchgeführt werden?

Die Refertilisierung ist eine anspruchsvolle Operation. Sie wird nur in speziellen Zentren von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt, die viel Erfahrung mit diesem Eingriff haben. Dort können Sie sich auch beraten lassen.

Wie werden die Eileiter wieder miteinander verbunden?

Bei der Refertilisierung werden die verschlossenen, elektrisch verödeten oder durchtrennten Eileiter wieder miteinander verbunden. Dazu werden die Clips gelöst oder die vernarbten Enden der Eileiter entfernt und mit sehr feinen Instrumenten unter einem Operationsmikroskop wieder zusammengenäht.

Für die Operation gelangen die Ärztinnen oder Ärzte mit einem Schnitt in die Bauchdecke (Laparotomie) zu den Eileitern. Nutzen sie ein Endoskop, ist die Operationswunde deutlich kleiner (Bauchspiegelung oder Laparoskopie). Dabei werden ein bis zwei kleine Schnitte in die Bauchdecke gesetzt, durch die das Sichtgerät (Endoskop) und die Operationsinstrumente eingeführt werden. Durch das Sichtgerät können die Ärztinnen und Ärzte die Eileiter sehen und mithilfe der Operationsinstrumente die Eileiter wieder zusammennähen.

Mögliche Komplikationen bei einer Refertilisierung

Wie jede Operation ist auch eine Refertilisierung mit allgemeinen Operationsrisiken verbunden, etwa dem Risiko einer Verletzung anderer Organe, einer Infektion oder einer Thrombose. Bei einer Vollnarkose kann es zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen.

Nach einer Refertilisierung besteht ein erhöhtes Risiko für eine spätere Eileiterschwangerschaft: Dazu kommt es statistisch gesehen bei 4 bis 8 von 100 Schwangerschaften, die nach einer Refertilisierung eintreten.

Wie gut sind die Erfolgsaussichten?

Zwischen einer Sterilisation und der Refertilisierung liegen meist mehrere Jahre, in denen die Fruchtbarkeit der Frau dem natürlichen Alterungsprozess unterliegt. Die Erfolgsaussichten einer Refertilisierung hängen deshalb sehr davon ab, wie alt die Frau inzwischen ist.

Da Frauen unter 40 Jahren leichter schwanger werden, sind die Erfolgsaussichten bei ihnen besser. Durchschnittlich bleibt trotz Refertilisierung bei etwa jeder zweiten Frau der Wunsch, schwanger zu werden, unerfüllt. 

Alternative: künstliche Befruchtung?

Bei einer künstlichen Befruchtung werden der Frau Eizellen aus dem Eierstock entnommen und danach außerhalb des Körpers im Labor mit den Samenzellen ihres Partners zusammengebracht. Ein bis zwei befruchtete Eizellen werden danach in die Gebärmutter übertragen. Dieses Verfahren ist auch nach einer Sterilisation der Frau noch möglich.

Es gibt bisher keine aussagekräftigen Studien dazu, ob eine Refertilisierung oder eine künstliche Befruchtung erfolgversprechender ist. Möglicherweise führt bei jüngeren Frauen die Refertilisierung mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einem Kind, bei älteren könnte eine künstliche Befruchtung im Durchschnitt erfolgreicher sein.

Die Untersuchung durch Ihre Ärztin und Ihren Arzt bringt hier oft mehr Klarheit. Auch Schwangerschaftsberatungsstellen, die bei Kinderwunsch beraten, können Ihnen helfen.

Was kostet eine Refertilisierung?

Die Kosten für eine Refertilisierung betragen je nach Aufwand und Methode mehrere tausend Euro. Darin sind neben den Kosten für die Operation auch das ärztliche Beratungsgespräch, alle sinnvollen Voruntersuchungen, die Narkose, der Krankenhausaufenthalt und die medizinische Nachsorge enthalten.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Refertilisierung nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel, wenn die frühere Sterilisation als medizinisch notwendig eingestuft wurde (etwa wegen einer erblichen Erkrankung), heute aber bessere Behandlungsmöglichkeiten für ein Kind bestehen. In allen übrigen Fällen müssen Sie die Kosten selbst tragen.

Privatversicherte besprechen diese Fragen am besten vorher mit ihrer Krankenkasse.

Stand: 11.10.2023