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Interview: „Am besten geht man offen mit den Umständen der Zeugung um.“

Ein Interview mit der Familientherapeutin Petra Thorn, die Paare in Kinderwunschfragen berät. Sie ist Vorsitzende des „Beratungsnetzwerks Kinderwunsch Deutschland“.

Sollten Eltern ihr Kind später in jedem Fall über die Umstände seiner Zeugung aufklären?

Mit dieser Frage sollte sich das Paar in jedem Fall schon vor der Behandlung auseinandersetzen. Was bedeutet es für die Frau, für den Mann und auch für das Kind, wenn die Frau nicht die genetische Mutter oder der Mann nicht der genetische Vater des Kindes ist? Haben die beiden alle wichtigen Fragen für sich geklärt?

Welche Fragen meinen Sie?

Etwa welche Bedeutung der Samenspender später im Leben des Paares und des Kindes spielen darf – oder die Eizellspenderin, wenn das Paar eine entsprechende Behandlung im Ausland durchführen möchte. Wann und wie soll das Kind aufgeklärt werden? Inwieweit setzt man das soziale Umfeld darüber in Kenntnis?

Wozu raten Sie?

Der Erfahrung nach ist es für alle Beteiligten am besten, wenn sie offen mit dem Thema der Eizell- oder Samenspende umgehen. Es muss dann nicht um jeden Preis ein Familiengeheimnis bewahrt werden. Es kommt auch nicht irgendwann versehentlich heraus, was für die Kinder oft ganz schwierig ist. Denn viele erleben in dem Fall einen regelrechten Identitätsbruch und geraten in eine tiefe Vertrauenskrise mit den Eltern.

Wann sollte man die Kinder informieren?

Am besten schon im Kindergartenalter, wenn die Kinder noch unbefangen sind und die Information noch ohne Wertung aufnehmen. Wichtig ist, dass das Kind mit einer wahren und nachvollziehbaren Geschichte aufwachsen kann.

Wie reagieren Kinder in diesem Alter?

In der Regel sehr unspektakulär. Sie nicken die Information gewissermaßen ab, wollen vielleicht noch ein Kinderbuch dazu zwei Wochen lang jeden Abend vorgelesen bekommen und wenden sich dann einem anderen Thema zu.

Möchten viele Kinder später ihre genetische Mutter oder den genetischen Vater kennenlernen?

Es gibt einige Studien dazu aus den USA. Die meisten befragten Kinder sagten als junge Erwachsene: „Ja, wir sind neugierig, wir wollen wissen, von wem wir abstammen, und wollen uns vergleichen.“ Wie sich der Kontakt zwischen Kind und Spenderin oder Spender weiterentwickelt, entscheiden dann diese beiden. In Familien, die mit der Zeugungsart unbelastet umgehen, nimmt die Beziehung zu den Eltern dadurch auch keinen Schaden.

Stand: 13.06.2014
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