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Invasive Pränataldiagnostik: Die Nabelschnur-Punktion (Chordozentese)

Die Nabelschnur-Punktion (Cordozentese oder Chordozentese) ist eine Methode, mit der sich das ungeborene Kind untersuchen und behandeln lässt (pränatale Diagnostik). Weil dabei in den Körper der Schwangeren eingegriffen wird, ist sie auch mit Risiken verbunden.

Was ist die Nabelschnur-Punktion?

Die Nabelschnur-Punktion ist eine Methode aus der invasiven Pränataldiagnostik. Invasiv bedeutet, dass die Methode mit einem Eingriff in den Körper der Mutter verbunden ist, der über eine einfache Blutentnahme hinausgeht. Solche Verfahren sind zwar noch immer mit einem geringen Risiko für eine Fehlgeburt verbunden, inzwischen aber deutlich sicherer als früher. Dennoch wenden Ärztinnen und Ärzte die Nabelschnur-Punktion nur an, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Erkrankung beim Kind vorliegt. Ein solcher Verdacht ergibt sich meist aus einer vorangegangenen nicht-invasiven Untersuchung, also zum Beispiel aus einer Ultraschall-Untersuchung. Die Besonderheit bei der Nabelschnur-Punktion ist, dass die Ärztin oder Arzt einen unmittelbaren Zugang zum Blutkreislauf des ungeborenen Kindes hat. So lassen sich bei Bedarf auch direkt Medikamente oder Bluttransfusionen verabreichen.  

© Westend61 / Cavan Images

Vor jeder pränataldiagnostischen Untersuchung muss die Ärztin oder der Arzt die Schwangere ausreichend informieren. Ihre Einwilligung gibt die Frau dann schriftlich. Wenn die Schwangere noch weitere Beratung wünscht, ist auch die Schwangerschaftsberatungsstelle eine gute Anlaufstelle.  

Was passiert bei der Nabelschnur-Punktion?

Eine Nabelschnur-Punktion erfordert besondere ärztliche Erfahrung und wird deswegen nur in Spezialzentren durchgeführt. Im Prinzip handelt es sich um eine Blutentnahme beim ungeborenen Kind. Dazu wird eine feine Hohlnadel durch die Bauchdecke der Schwangeren geschoben. Die Nadel dringt in die Fruchthöhle und weiter in die Nabelschnur-Vene des Kindes ein. Aus der Nabelschnur-Vene lässt sich dann etwas kindliches Blut entnehmen. Die Ärztin oder der Arzt überwacht den Eingriff mit Ultraschall. So lässt sich zu jedem Zeitpunkt genau verfolgen, wo sich die Nadel gerade befindet, und verhindern, dass das Kind verletzt wird. In den meisten Fällen benötigen die Schwangeren dafür keine lokale Betäubung.

Die Nabelschnur-Punktion wird meistens ab der 18. Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Was erfahre ich bei einer Nabelschnur-Punktion?

Eine Nabelschnur-Punktion wird in der Regel nur durchgeführt, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Erkrankung vorliegt, etwa nach auffälligen Befunden bei der Schwangerenvorsorge. Im Blut lässt sich zum Beispiel erkennen, ob  

Die Untersuchung der Blutprobe ist vergleichbar mit einer normalen Blutuntersuchung. Ein Labor benötigt dafür nur wenige Werktage.  

Eine Nabelschnur-Punktion wird nicht nur genutzt, um eine Diagnose zu stellen. Über die Punktion hat die Ärztin oder der Arzt einen direkten Zugang zur Nabelschnur und somit zum Blut-System des ungeborenen Kindes. Das ist wichtig, wenn das Kind zum Beispiel eine Bluttransfusion benötigt, weil es an einer Blutarmut erkrankt ist. Das Kind kann auch Medikamente über die Nabelschnur bekommen – etwa Herzmedikamente, die im Bedarfsfall den regelmäßigen Herzrhythmus wiederherstellen.  

Weil die Blutprobe kindliche Zellen enthält, eignet sie sich theoretisch auch für die Untersuchung auf eine Chromosomen-Abweichung oder eine Gen-Analyse. Soll nur danach gesucht werden, empfehlen Ärztinnen und Ärzte aber in der Regel die noch risikoärmere Plazenta-Punktion oder eine Fruchtwasser-Untersuchung.  

Welche Chancen und Risiken hat eine Nabelschnur-Punktion?

Ein Eingriff in den Mutterleib ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Dennoch ist die Nabelschnur-Punktion heute eine verhältnismäßig sichere Methode. Bei ein bis drei von hundert Frauen treten Komplikationen auf, etwa vorzeitige Wehen, eine Blutung oder im schlimmsten Fall eine Fehlgeburt. Positiv ist, dass die Untersuchungsergebnisse sehr sicher sind – schließlich wird direkt das Blut des Babys untersucht. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Baby in manchen Fällen über den Zugang zur Nabelschnur auch direkt mit Medikamenten behandelt werden kann.  

Neben behandelbaren Erkrankungen wie der Blutarmut lassen sich durch eine Nabelschnur-Punktion auch Erkrankungen und Beeinträchtigungen feststellen, die nicht behandelbar sind. Bei solchen Erkrankungen handelt es sich zum Beispiel um Chromosomen-Abweichungen wie die Trisomie 21. Die Untersuchungsergebnisse können also – wie bei jeder pränataldiagnostischen Untersuchung – weitreichende Konsequenzen haben. Eltern sollten sich im Vorfeld zum Beispiel fragen, wie viel sie überhaupt erfahren möchten und was ein auffälliger Befund für sie bedeuten könnte. Was Ihnen bei diesen Überlegungen helfen kann, erfahren Sie in den Texten „Was ist Pränataldiagnostik“ und „Pränataldiagnostik: Anspruch auf Beratung wahrnehmen“.     

Stand: 13.10.2023