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Ist Stillen etwas für mich?
Stillen oder Flasche? Die meisten Frauen entscheiden das schon während der Schwangerschaft. Stillen hat eine Reihe von Vorteilen, doch manchmal sprechen auch Gründe dagegen.

Welche Vorteile hat Stillen für die Gesundheit von Mutter und Kind?
Stillen fördert das Wohlbefinden und die Gesundheit von Mutter und Kind. Manche Vorteile machen sich sofort bemerkbar, andere vielleicht erst nach Jahren.
- Stillen setzt das Hormon Oxytozin frei. Dieses beschleunigt die Rückbildung der Gebärmutter, macht weniger stressanfällig und fördert die Bindung zum Kind.
- Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass langfristiges Stillen das Risiko für Brust-, Gebärmutterkörper- und Eierstockkrebs senkt.
- Außerdem deuten wissenschaftliche Studien darauf hin, dass Frauen, die mehrere Monate gestillt haben, seltener an Bluthochdruck, Adipositas und Stoffwechselstörungen erkranken.
- Muttermilch hat die optimale Zusammensetzung und passt sich bis zum Abstillen immer wieder an die Bedürfnisse des Babys an. Außerdem haben Sie die Ernährung fürs Baby immer dabei – das macht Ausflüge und Reisen einfacher.
- Stillen spendet dem Baby viel Zuwendung, Wärme und Nähe.
- Das Saugen an der Brust fördert die Entwicklung der Kiefermuskulatur und kann Fehlstellungen der Zähne vorbeugen.
- Gestillte Säuglinge bekommen seltener Infekte und Mittelohrentzündungen.
- Das Risiko für plötzlichen Kindstod ist bei gestillten Babys deutlich niedriger.
Welche Gründe können gegen das Stillen sprechen?
Wenn Sie voll stillen, tragen Sie die Hauptlast der Ernährung Ihres Kindes – eine Aufgabe, die viel Zeit, Geduld und nahezu ständige Einsatzbereitschaft erfordert. Bei längeren Abwesenheiten oder der Rückkehr in den Beruf können Sie nicht mehr so flexibel handeln wie gewohnt. Dann kann eventuell das Abpumpen von Milch eine Lösung sein, die eine andere Person mit der Flasche gibt.
Stillen in der Nacht kann Schlafmangel und Erschöpfung verursachen. Hier ist die Unterstützung durch das soziale Umfeld oft enorm hilfreich – zum Beispiel beim Beruhigen und Wickeln des Babys in der Nacht oder um Ihnen tagsüber mal eine Ruhepause zu verschaffen. Auch Einkaufen, Putzen und Wäsche waschen kann – wenn möglich – jemand anders übernehmen.
Manchmal gibt es medizinische Gründe, weshalb eine Frau nicht stillen kann oder darf. Dazu zählen:
- Einnahme von Medikamenten, die in die Muttermilch übergehen und dem Kind schaden könnten (mehr dazu unter „Chronische Erkrankung und Schwangerschaft“)
- Saugprobleme beim Kind, etwa wegen einer Lippen-Kiefer-Spalte
- seltene Stoffwechselerkrankungen beim Kind
- nachweisbare Viruslast bei einer HIV-Infektion
- Drogenkonsum
Unabhängig davon können das körperliche Empfinden, der Wunsch nach Autonomie, die Lebensumstände oder auch persönliche Einstellungen gegen das Stillen sprechen. Ob Sie stillen oder nicht: Sie bestimmen selbst über Ihren Körper und brauchen sich für Ihre Wahl nicht zu rechtfertigen.
Viele Frauen hören vorzeitig auf zu stillen, weil sie wunde Brustwarzen haben, das Anlegen nicht gut klappt oder sie befürchten, dass ihr Kind nicht genügend Milch bekommt. Dann kann eine Stillberatung oder Unterstützung durch die Hebamme Sicherheit geben und dabei helfen, die Probleme zu beseitigen.
Kann ich in der Öffentlichkeit und bei der Arbeit stillen?
Einen Säugling zu ernähren gehört zum Leben dazu – und damit auch das Stillen in der Öffentlichkeit. Trotzdem kann das unterwegs Probleme bereiten, wenn es keinen geeigneten Stillraum gibt und anderen Menschen das Verständnis dafür fehlt. Entsprechende Kleidung (zum Beispiel eine weite Bluse) oder ein Stilltuch können hilfreich sein. Allerdings trinken nicht alle Säuglinge gut, wenn sie von einem Tuch bedeckt werden.
Das Mutterschutzgesetz gibt vor, dass Frauen während ihrer Arbeitszeit bis zum 1. Geburtstag des Kindes stillen oder Milch abpumpen dürfen:
- Vollzeitbeschäftigte haben ein Anrecht auf Stillzeiten von einer Stunde oder zweimal einer halben Stunde täglich (bei mehr als 8 Stunden Arbeitszeit zweimal täglich 45 Minuten oder einmal 90 Minuten). Das gilt anteilig auch für Teilzeitbeschäftigte.
- Für die Stillzeiten werden Sie von der Arbeit freigestellt. Die Zeiten gelten als Arbeitszeit, Sie brauchen sie also nicht nachzuarbeiten und bekommen sie bezahlt.
- Es muss ein geeigneter Raum dafür vorhanden sein.
Das Mutterschutzgesetz stellt stillende Frauen also unter einen besonderen Schutz und verpflichtet Arbeitgebende zu Maßnahmen, die das Stillen erleichtern. In der Realität ist es oft schwierig, das Kind bei der Arbeit zu stillen. Ungeeignete Räumlichkeiten, fehlende Kühlmöglichkeiten oder die schwierige Umsetzung der Stillpausen können Gründe dafür sein. Wenn Sie am Arbeitsplatz stillen oder abpumpen möchten, sprechen Sie gegebenenfalls rechtzeitig an, wie das umsetzbar ist. Sie haben ein Recht darauf.
Die Flasche als Alternative?
Stillen gibt dem Kind Zuwendung, Wärme und körperliche Nähe. Doch natürlich kann auch das Füttern mit der Flasche die Bindung zwischen dem Kind und seiner Mutter, dem Partner oder der Partnerin fördern. Hier einige Tipps dafür:
- mit viel Ruhe und Hautkontakt füttern, Augenkontakt halten
- zwischendurch die Seite wechseln (das fördert die Auge-Hand-Koordination des Kindes)
- nach Bedarf des Kindes und nicht nach einem festen Zeitschema füttern
- zu Beginn mit dem Sauger die Lippen vorsichtig berühren, die Flasche nicht aufdrängen
- Flasche eher waagerecht halten und ein kleines Saugerloch wählen
- kein Zwang, die Flasche leer zu trinken
- bei Bedarf einen Beruhigungssauger (Schnuller) anbieten
Wer sich für das Stillen entscheidet, muss anfangs voll stillen, damit die Milchbildung in Gang kommt. Aber Sie müssen nicht unbedingt dauerhaft voll stillen: Wenn Ihr Kind zum Beispiel tagsüber betreut wird oder nachts Ihr Partner oder Ihre Partnerin das Füttern mit der Flasche übernimmt, können Sie trotzdem teilweise weiter stillen. Denn die Menge und Zusammensetzung der Muttermilch passen sich an weniger Stillmahlzeiten an: Sobald ein Baby Beikost bekommt und nicht mehr so oft gestillt wird, steigt beispielsweise die Menge an Abwehrstoffen in der Muttermilch. So erhält es weiterhin einen guten Immunschutz.
Vom Rauchen in der Stillzeit wird abgeraten. Es kann die Milchbildung und den Milchspendereflex stören. Beim Kind erhöht Rauchen das Risiko für Unruhe, Schlaflosigkeit, schlechteres Trinken, verschiedene Infekte, eine geringere Gewichtszunahme und plötzlichen Kindstod. Dennoch ist Rauchen kein Grund abzustillen, denn Fachleute sind der Meinung, dass die Vorteile durch das Stillen überwiegen.
Sie sollten aber so wenig wie möglich und immer erst nach dem Stillen rauchen. Achten Sie zudem konsequent darauf, dass Ihr Kind keinem Passivrauch ausgesetzt ist.
Die Alkoholmenge in der Muttermilch steigt mit der im Blut an und erreicht etwa eine halbe Stunde nach dem Alkoholkonsum das Maximum. Zudem kann Alkohol schon in geringen Mengen dazu führen, dass die Milchmenge abnimmt. Deshalb wird von Alkohol in der Stillzeit abgeraten. Möchten Sie aber zu einem besonderen Anlass einmal ein Glas Alkohol trinken, stillen Sie am besten direkt vorher. Dann ist die die Pause bis zur nächsten Stillmahlzeit möglichst lang.
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