Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Scheidenpilz
Rund 75 Prozent aller Frauen haben einmal im Leben Beschwerden durch einen Vaginalpilz (meist Candida albicans). Dann kommt es meist zu starkem Juckreiz an Vagina (Scheide) und Vulva und einem weißen, krümeligen Ausfluss. Hat eine Schwangere einen Scheidenpilz, kann sie bei der Geburt das Kind anstecken.
Wie häufig ist ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft?
Bei ungefähr 30 % der Schwangeren lässt sich im letzten Schwangerschaftsdrittel ein Scheidenpilz nachweisen.
Was sind die Symptome eines Scheidenpilzes?
Scheidenpilze gehören zur normalen, gesunden Vaginalflora. Die Besiedelung mit einem Scheidenpilz kann also völlig symptomlos bleiben.
Ein Scheidenpilz kann aber auch unangenehme Beschwerden verursachen – zum Beispiel, wenn er sich plötzlich stark vermehrt. Viele Frauen berichten dann von starkem Juckreiz und einem brennenden Gefühl in der Vagina und an der Vulva. Typisch ist auch der geruchlose, weiße, bröckelige Ausfluss. Die Vagina kann gerötet sein; manchmal haben die Frauen beim Wasserlassen und beim Sex Schmerzen.
Ist ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft gefährlich?
Gefährlich ist ein Scheidenpilz nicht – das gilt wahrscheinlich ebenso für das Kind. Es gibt zwar vereinzelt Hinweise, dass Scheidenpilze eine Frühgeburt begünstigen könnten. Sicher ist das aber nicht. Allerdings kann die Mutter das Kind bei der Geburt mit dem Pilz anstecken. Das Kind hat dann ein erhöhtes Risiko, eine Windeldermatitis oder einen Mundpilz zu entwickeln.
Ein Routinetest auf Scheidenpilze ist bei der Schwangerenvorsorge nicht vorgesehen.
Wie stecke ich mich mit einem Scheidenpilz an und wie kann ich mich und mein Kind schützen?
Bei Scheidenpilz handelt es sich meist um Candida albicans. Es ist ganz normal, dass sich solche Pilze auf der Haut und auf Schleimhäuten befinden. Man weiß noch nicht genau, warum eine Pilzbesiedelung plötzlich Beschwerden machen kann. Ein Grund kann sein, dass sich die Pilze stark vermehren. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn das Immunsystem geschwächt ist, etwa wegen Vorerkrankungen wie Diabetes oder HIV. Auch der Einfluss des Hormons Östrogen spielt eine Rolle. Schwangere haben vorübergehend erhöhte Östrogenwerte. Das erklärt, warum schwangere Frauen häufiger Beschwerden durch einen Scheidenpilz haben als Nichtschwangere.
Es gibt verschiedene Ansätze, um einer Scheidenpilz-Infektion vorzubeugen. Keine Maßnahme konnte aber bisher in Studien überzeugen. Möglicherweise hilft die Einnahme von Probiotika, zum Beispiel von Milchsäurebakterien. Lassen Sie sich dazu am besten von Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt beraten.
Wie wird ein Scheidenpilz in der Schwangerschaft behandelt?
Zur Behandlung des Scheidenpilzes gibt es unterschiedliche Meinungen in der Fachwelt. Einige Fachleute empfehlen, eine Besiedlung mit Scheidenpilzen in der Schwangerschaft immer zu behandeln – auch wenn die Frau keine Symptome hat. Andere Fachleute raten nur dann zu einer Behandlung, wenn Beschwerden vorliegen. Am besten besprechen Schwangere mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt, ob in ihrem speziellen Fall eine Behandlung nötig ist. Dann erhält die Frau ein für Schwangere geeignetes Anti-Pilz-Mittel – meist in Form einer Creme oder von Zäpfchen, die über mehrere Tage direkt in die Vagina und auf die Vulva eingeführt oder aufgetragen werden.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Juckreiz und weiß-bröckeliger Ausfluss aus der Vagina sind Hinweise auf einen Scheidenpilz.
- Verursacht ein Scheidenpilz Beschwerden, darf er auch in der Schwangerschaft mit Anti-Pilz-Mitteln behandelt werden.
- Es ist umstritten, ob eine Behandlung immer nötig ist – also auch, wenn der Pilz keine Beschwerden macht. Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt berät Sie dazu.
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