Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Zervix-Insuffizienz (Gebärmutterhals-Schwäche)
Zervix-Insuffizienz heißt, dass sich der Gebärmutterhals (Zervix) bereits im zweiten Schwangerschaftsdrittel verkürzt und auflockert, ohne dass die Wehen und damit die Geburt beginnen. Eigentlich ist der Gebärmutterhals zu dieser Zeit noch fest und gut verschlossen, um das Ungeborene in der Gebärmutter zu „halten“. Ist der Gebärmutterhals aber zu schwach (insuffizient), droht eine Fehl- oder Frühgeburt.
Wie häufig ist eine Zervix-Insuffizienz?
Eine Zervix-Insuffizienz kommt bei weniger als 1 Prozent der schwangeren Frauen vor.
Was sind die Symptome einer Zervix-Insuffizienz?
In vielen Fällen bleibt eine Zervix-Insuffizienz ohne spürbare Symptome. Einige schwangere Frauen bemerken einen „Druck nach unten“, vielleicht auch ein Ziehen oder ein unbestimmtes Gefühl im Unterbauch und in der Leistengegend. Oder sie berichten von Beschwerden, wie sie sonst bei der Menstruation auftreten. Bei der vaginalen Untersuchung fällt dann auf, dass der Gebärmutterhals aufgelockert und manchmal auch schon geöffnet ist. Im Ultraschall lässt sich messen, ob und wie sehr der Gebärmutterhals schon verkürzt ist.
Warum ist eine Zervix-Insuffizienz in der Schwangerschaft gefährlich?
Bei einer Schwangerschaft ist der Gebärmutterhals bis kurz vor der Geburt fest und verschlossen und „hält“ dadurch das Ungeborene in der Gebärmutter. Erst bei der Geburt verkürzt und öffnet er sich, damit das Kind in die Vagina (Scheide) rutschen kann. Lockert sich der Gebärmutterhals zu früh, kann es zu einer Fehl- oder Frühgeburt kommen. Eine Zervixinsuffizienz kann sich im Verlauf der weiteren Schwangerschaft ändern: Der Gebärmutterhals kann auch wieder länger und fester werden. Es muss nicht zwangsläufig zu einer Frühgeburt kommen.
Warum habe ich eine Zervix-Insuffizienz und wie kann ich mich schützen?
Es ist unklar, warum manche Frauen eine Zervix-Insuffizienz haben. Mögliche Ursachen sind eine vorangegangene Operation am Gebärmutterhals oder eine angeborene Fehlbildung. Auch können eine Infektion oder eine Überdehnung der Gebärmutter (zum Beispiel bei einer Zwillingsschwangerschaft) der Grund sein, warum sich der Gebärmutterhals frühzeitig weitet.
Es gibt keine vorbeugenden Maßnahmen, mit denen sich eine Zervix-Insuffizienz verhindern lässt.
Wie wird eine Zervix-Insuffizienz behandelt?
Die Behandlung hat immer das Ziel, die Geburt möglichst lange hinauszuzögern und damit eine Fehl- oder Frühgeburt zu verhindern. Welche Therapie die Ärztin oder der Arzt vorschlägt, hängt davon ab, wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist und wie sehr sich der Gebärmutterhals schon verändert hat. Eine Möglichkeit ist, der Schwangeren das schwangerschaftserhaltende Hormon Progesteron zu geben.
Bei einigen Behandlungen ist noch nicht ganz klar, wie sehr sie nutzen. Dazu zählen:
- das Anlegen einer Zervix-Cerclage: Dabei handelt es sich um eine kleine Operation, bei der der Gebärmutterhals mit einer Schlinge wie ein Beutel verschlossen wird.
- das Einlegen eines Pessars: Der kleine Kunststoffring soll ebenfalls den Gebärmutterhals geschlossen halten.
Zusätzlich empfehlen Ärztinnen und Ärzte den Schwangeren oft, ihr Verhalten an die Situation anzupassen. Auch hier ist aber nicht ganz sicher, ob das wirklich nötig und vor allem was sinnvoll ist. So ist zum Beispiel unklar,
- ob Bettruhe eine Fehl- oder Frühgeburt verhindern kann. Trotzdem wird betroffenen Schwangeren oft geraten, sich körperlich zu schonen. Dafür wird die Schwangere oft krankgeschrieben, auch um den häufig mit der Berufstätigkeit verbundenen Stress zu reduzieren. Leichte Tätigkeiten im Alltag dürfen weiter ausgeführt werden.
- ob die Frauen auf Sex verzichten sollten.
Am besten besprechen Sie mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt, wie Sie ihr Verhalten am besten an die Situation anpassen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Bei einer Zervix-Insuffizienz ist der Gebärmutterhals nicht fest genug geschlossen.
- Es besteht das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt.
- Die Ärztin oder der Arzt versucht bei der Behandlung, die Geburt möglichst lange hinauszuzögern.
Amboss (2024) Drohende Frühgeburt. Webartikel zur Klinischen Praxis. Abgerufen am 09.10.2024
Berghella, V., J. (2024) Cervical insufficiency. UpToDate Onlineportal, Abgerufen am 30.09.2024
American College of Obstetricians and Gynecologists (2014) Practice Bulletin No. 142: Cerclage for the Management of Cervical Insufficiency. Obstetrics & Gynecology 123(2 PART 1):p 372-379, February 2014. DOI: 10.1097/01.AOG.0000443276.68274.cc.
Schneider H., Husslein P. & Schneider K.T. M. (2011). SAST: Die Geburtshilfe. 4. Auflage. E-Book, ISBN 978-3-642-12974-2, Springer Verlag. DOI: 10.1007/978-3-642-12974-2.
Weyerstahl, T. & Stauber, M. (2013) Gynäkologie und Geburtshilfe. Duale Reihe, 4. Auflage, Thieme Verlag.