Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Streptokokken (B-Streptokokken/GBS)
Streptokokken sind Bakterien, die meist keine besonderen Symptome hervorrufen. Eine Schwangere mit Gruppe-B-Streptokokken (GBS) in der Vagina (Scheide) kann die Infektion jedoch vor oder bei der Geburt auf das Kind übertragen.
Die Folge kann eine Blutvergiftung (Neugeborenen-Sepsis), Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung (Meningitis) beim Kind sein. Besonders gefährdet sind Kinder, die zu früh geboren werden. GBS gelten als die häufigsten Erreger von Neugeborenen-Infektionen.
Wie häufig ist eine Infektion mit Streptokokken in der Schwangerschaft?
Bei ungefähr 16 Prozent der schwangeren Frauen lassen sich B-Streptokokken nachweisen. Nur sehr selten kommt es dadurch beim Neugeborenen zu einer Sepsis. Das ist weit weniger als bei 1 Prozent der Neugeborenen der Fall.
Was sind die Symptome einer Infektion mit B-Streptokokken?
B-Streptokokken machen bei schwangeren Frauen meist keine Beschwerden – sie gehören dann einfach zur normalen bakteriellen Besiedelung von Haut und Schleimhaut. Manchmal verursachen die sonst harmlosen Bakterien aber verschiedene Erkrankungen, zum Beispiel Blasenentzündung, Lungenentzündung oder – nach der Geburt – Entzündungen der Gebärmutter. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass eine Infektion mit B-Streptokokken das Risiko für Früh- oder Totgeburten erhöht.
Warum ist eine B-Streptokokken-Infektion in der Schwangerschaft gefährlich?
Gefährlich sind die B-Streptokokken vor allem für das Kind. Steckt es sich während oder nach der Geburt bei der Mutter an, kann es an einer Neugeborenen-Sepsis erkranken.
Kinder können sich auch anstecken, ohne dass sie erkranken. Die Bakterien besiedeln dann die Schleimhäute, ohne Symptome zu verursachen.
Early-Onset-GBS: Die Frühform tritt entweder schon bei der Geburt auf oder bis zu 6 Tage danach. Die Kinder haben entweder nur eine Blutvergiftung oder auch eine Lungenentzündung oder eine Gehirnhautentzündung.
- Early-Onset-GBS: Die Frühform tritt entweder schon bei der Geburt auf oder bis zu 6 Tage danach. Die Kinder haben entweder nur eine Blutvergiftung oder auch eine Lungenentzündung oder eine Gehirnhautentzündung.
- Late-Onset-GBS: Sie tritt 7 bis 89 Tage nach der Geburt auf. Hier breiten sich die Bakterien über das Blut im ganzen Körper aus. Die Kinder haben Fieber, manchmal sind auch einzelne Organe wie die Gehirnhaut oder die Lunge besonders betroffen.
- Late, late-Onset-GBS: Hier sind die Kinder bei Erkrankungsbeginn schon älter als 3 Monate. Diese Form der Infektion kommt vor allem dann vor, wenn Kinder sehr früh geboren wurden oder eine Immunschwäche haben. Auch hierbei befinden sich die Bakterien überall im Blut, können aber auch einzelne Bereiche besonders befallen, etwa das zentrale Nervensystem oder Gelenke.
Etwa 3 Prozent der Kinder sterben, wenn sie an einer Neugeborenen-Sepsis erkranken – bei Frühgeborenen bis zu 30 Prozent.
Für alle erkrankten Kinder gilt, dass Langzeitfolgen wie Hör- oder Sehverluste, geistige Einschränkungen oder Lähmungen zurückbleiben können.
Wie stecke ich mich mit B-Streptokokken an und wie kann ich mich und mein Kind schützen?
B-Streptokokken sind ganz normale „Bewohner“ von Schleimhäuten der Geschlechtsorgane und des Magen-Darm-Trakts. Sie kommen bei vielen Schwangeren vor, ohne Beschwerden zu machen. Es gibt also keine spezielle Ansteckungsquelle, vor der sich Mütter in Acht nehmen könnten.
Schwangere können sich in der 35. bis 37. Schwangerschaftswoche in der Frauenarztpraxis auf B-Streptokokken testen lassen. Dazu sind Abstriche aus Vagina und After nötig. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten jedoch nur in bestimmten Fällen, zum Beispiel wenn ein konkreter Verdacht auf eine Infektion besteht. Privat versicherte Frauen müssen bei ihrer Krankenkasse nachfragen, ob der Test bezahlt wird. Er kostet etwa 30 Euro.
Wie werden B-Streptokokken in der Schwangerschaft behandelt?
Nicht jede Mutter mit B-Streptokokken infiziert ihr Kind. Und nicht jedes infizierte Kind erkrankt an einer Neugeborenen-Sepsis. Das kann ein Grund sein, warum die Strategie bei der Vorbeugung und Behandlung von B-Streptokokken immer wieder diskutiert wird. Einige Fachleute empfehlen, bei allen Schwangeren am Ende des letzten Schwangerschaftsdrittels einen Abstrich von Vagina und After zu machen. Werden B-Streptokokken gefunden, soll die Frau dann bei der Geburt ein Antibiotikum in die Vene erhalten. Andere Fachleute sagen, dass nur Frauen mit bestimmten Risikofaktoren untersucht werden sollten, etwa bei einer drohenden Frühgeburt oder hohem Fieber. Das soll verhindern, dass zu viele Frauen unnötig mit einem Antibiotikum behandelt werden. Schwangere besprechen am besten mit Ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt, ob ein Test in ihrem speziellen Fall sinnvoll ist.
Es ist nicht sinnvoll, das Antibiotikum vor der Geburt zu nehmen. Die B-Streptokokken lassen sich nicht vollständig beseitigen, so dass der Effekt bis zur Geburt schon wieder aufgehoben wäre.
Das Wichtigste auf einen Blick
- B-Streptokokken sind Bakterien, die bei vielen Schwangeren zu finden sind.
- Das Kind kann sich bei der Mutter mit B-Streptokokken anstecken und eine gefährliche Blutvergiftung (Neugeborenen-Sepsis) bekommen.
- Es gibt Tests auf B-Streptokokken. Die Schwangere muss den Test aber meist selbst bezahlen.
- Ist eine Behandlung nötig, erhält die Schwangere während der Geburt ein Antibiotikum in die Vene.
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