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Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Streptokokken (Gruppe-B-Streptokokken / GBS)

Streptokokken sind Bakterien, die meist keine besonderen Symptome hervorrufen. Eine Schwangere mit Gruppe-B-Streptokokken (GBS) in der Scheide kann die Infektion jedoch vor oder bei der Geburt auf das Kind übertragen.

Die Folge kann eine Blutvergiftung (Neugeborenen-Sepsis), Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung (Meningitis) beim Kind sein. Besonders gefährdet sind Kinder, die zu früh geboren werden. GBS gelten als die häufigsten Erreger von Neugeborenen-Infektionen.

Ansteckung

Da GBS weit verbreitet sind, wird geschätzt, dass 5 bis 30 Prozent aller Schwangeren GBS haben. Die Bakterien finden sich vor allem in der Scheide und im Enddarm.

Eine Übertragung auf das Kind ist vor allem gegen Ende der Schwangerschaft möglich, wenn GBS ins Fruchtwasser aufsteigen, sowie bei der Geburt über die Scheide oder auch über die Hände der Geburtshelferinnen und -helfer.

Infektion in der Schwangerschaft

Genaue Zahlen lassen sich schwer ermitteln. Deshalb kann nur geschätzt werden, dass eines bis zehn von zweitausend Neugeborenen mit GBS infiziert sind. Dabei werden zwei Formen unterschieden:

Die Frühform der Infektion geschieht meist bereits im Mutterleib und tritt innerhalb der ersten sieben Tage, in manchen Fällen direkt nach der Geburt auf. Sie macht etwa 90 Prozent aller Fälle aus und ist häufig mit einer Blutvergiftung (vor allem bei Frühgeborenen) oder einer Lungenentzündung (vor allem bei reif Geborenen) verbunden. Ein großes Risiko für eine Übertragung auf das Kind besteht besonders dann, wenn

  • GBS in der Scheiden- und Darmflora einer Schwangeren im letzten Monat der Schwangerschaft nachgewiesen werden,
  • eine Frühgeburt vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche droht,
  • nach einem Blasensprung mehr als 18 Stunden vergehen, ohne dass die Geburt beginnt, und
  • die werdende Mutter unter der Geburt mehr als 38 Grad Fieber hat.

Die Spätform der Infektion kann eine bis sechs Wochen oder noch etwas länger nach der Geburt auftreten und verursacht dann häufig eine Hirnhautentzündung beim Kind.

Abstrich-Test

Eine GBS-Besiedelung der Scheiden- und Darmflora kann durch einen Test festgestellt werden, bei dem ein Abstrich nacheinander aus der Scheide und dem Enddarm entnommen wird. Die Kosten für diesen Test werden von den gesetzlichen Krankenkassen jedoch nur übernommen, wenn ein konkreter Infektionsverdacht besteht oder es Hinweise auf ein entsprechendes Problem aus einer früheren Schwangerschaft gibt. Der Test wird deshalb häufig als selbst zu zahlende IGeL-Leistung angeboten.

Der Test wird zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche durchgeführt oder früher, wenn eine Frühgeburt befürchtet wird (dann ist er eine Kassenleistung).

Behandlung

Werden GBS nachgewiesen, wird die Frau während der Geburt mit Antibiotika behandelt. Eine Behandlung schon in der Schwangerschaft bringt keinen Nutzen, da die Keime bei bis zu 70 Prozent der Schwangeren dabei nicht endgültig beseitigt werden können und das Kind bei der Geburt gefährden.

Wird bei einem Neugeborenen eine GBS-Infektion festgestellt, wird das Kind ebenfalls mit Antibiotika behandelt.

Vorbeugung

In der Geburtshilfe wird diskutiert, ob und wie sinnvoll es ist, alle Schwangeren zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche auf eine GBS-Infektion zu testen und im gegebenen Fall mit Antibiotika zu behandeln. Oder ob es besser ist, auf die Testung aller Schwangeren zu verzichten, sie aber immer dann mit Antibiotika zu behandeln, wenn einer der genannten Risikofaktoren vorliegt (auch ohne GBS-Nachweis).

Der vom Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) betriebene „IGeL-Monitor“ bewertet den Nutzen des B-Streptokokken-Tests in der Schwangerschaft mit „unklar“: Nutzen und Schaden der beiden Vorgehensweisen halten sich seiner Bewertung nach die Waage.

Stand: 22.03.2019