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Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Hoher Blutdruck (Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen)

Hat eine schwangere Frau Bluthochdruck, fällt das häufig nur bei einer Vorsorgeuntersuchung auf. Denn der erhöhte Blutdruck macht zu Beginn oft keine Beschwerden. Bleibt er aber unbehandelt, ist das gefährlich für Mutter und Kind, zum Beispiel weil es zu einer Präeklampsie kommen kann.

Wie häufig ist Bluthochdruck in der Schwangerschaft?

6–8% der Frauen haben in der Schwangerschaft Bluthochdruck. Eine Präeklampsie kommt bei 2–5% aller Schwangerschaften vor.

Was sind die Symptome eines Bluthochdrucks in der Schwangerschaft?

Eine Schwangere hat einen erhöhten Blutdruck, wenn der systolische (obere) Wert über 140 mmHg oder der diastolische (untere) Wert über 90 mmHg liegt. Eine starke Erhöhung liegt bei Werten von über 160 beziehungsweise 110 mmHg vor. 

Der Bluthochdruck macht oft zunächst keine Beschwerden, außer wenn die Werte extrem hoch sind. Dann können Symptome wie Unwohlsein, Schwindel, Kopfschmerzen, Schmerzen im Brustkorb und Nasenbluten auftreten. 

Bluthochdruck ist auch ein wichtiger Hinweis auf die Schwangerschaftskrankheit Präeklampsie. Bei dieser Sonderform des Bluthochdrucks kann es zu Organschädigungen kommen. Präeklampsie zeigt sich zum Beispiel durch:

  • plötzliche starke Wassereinlagerungen (Ödeme), Unwohlsein und/oder anhaltende Übelkeit ohne erkennbare Ursache (nach der 20. Schwangerschaftswoche)
  • anhaltende Schmerzen im rechten Oberbauch
  • anhaltende Kopfschmerzen
  • Sehstörungen
  • Krämpfe
  • Bewusstlosigkeit

Warum ist Bluthochdruck in der Schwangerschaft gefährlich?

Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen können Organschäden verursachen und sind dann lebensbedrohlich für Mutter und Kind. Das ist vor allem der Fall bei den Unterformen Präeklampsie und HELLP-Syndrom.

Präeklampsie: Bei der Präeklampsie hat die Schwangere nicht nur einen hohen Blutdruck, sondern zeigt auch Zeichen von Organschäden. Zum Beispiel ist die Niere beeinträchtigt. Messbar ist das, weil die Schwangere dann zu viel Eiweiß im Urin hat. Unbehandelt kann die Präeklampsie ernste Folgen haben. Bei der Mutter kann es zu Nierenversagen, einem Schlaganfall oder einer Netzhautablösung kommen. Das Kind wird über die Plazenta möglicherweise nicht mehr richtig versorgt und wächst zu langsam. Eine Extremform der Präeklampsie ist die Eklampsie. Dabei ist das Gehirn der Frau betroffen, sie entwickelt Krämpfe und kann das Bewusstsein verlieren. Das Kind wird akut unterversorgt, auch kann es zu einer Ablösung der Plazenta kommen.

HELLP-Syndrom: Beim HELLP-Syndrom sind vor allem die Leber und die Blutgerinnung betroffen. Leber- oder Nierenversagen, starke Blutungen und eine vorzeitige Lösung der Plazenta sind mögliche Folgen.

Wie entsteht Bluthochdruck und wie kann ich mich schützen?

Manchmal hat die Frau schon vor der Schwangerschaft Bluthochdruck, der sich im Lauf der Schwangerschaft verschlimmern kann. Oft entwickelt sich der Bluthochdruck in der Schwangerschaft aber neu. Warum das in der Schwangerschaft passiert, ist unklar. Sehr wahrscheinlich spielen Probleme der Plazenta dabei eine wichtige Rolle. Vermutlich läuft die Erkrankung so ab:

  • Die Plazenta entwickelt sich in der ersten Schwangerschaftshälfte nicht optimal.
  • Dadurch gelangen Stoffe ins Blut, die die Gefäße der Mutter schädigen.
  • In der Folge kommt es zu erhöhtem Blutdruck und unter Umständen zu Organschäden. Wie schnell das geht, hängt von Risikofaktoren ab wie bestehendem Bluthochdruck, Diabetes, Nierenproblemen oder einer Mehrlingsschwangerschaft. 

Auch genetische Faktoren können hypertensive Schwangerschaftserkrankungen begünstigen. Sie treten deshalb in manchen Familien gehäuft auf. 

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Körpergewicht. Übergewicht verdoppelt das Risiko für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen. Daher sollten Frauen schon vor der Schwangerschaft auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten.

Vorbeugend ist es zudem wichtig, regelmäßig zur Schwangerenvorsorge zu gehen. Dabei werden die Risikofaktoren abgefragt und im Mutterpass vermerkt. Außerdem kontrolliert die Ärztin oder der Arzt regelmäßig den Blutdruck und die Eiweißausscheidung im Urin.

Wenn ein hohes Erkrankungsrisiko besteht, empfiehlt die Ärztin oder der Arzt möglicherweise das Medikament ASS in niedriger Dosierung. Die Einnahme beginnt idealerweise vor der 17. Schwangerschaftswoche und wird bis zur 36. Woche fortgesetzt.

Wie wird Bluthochdruck in der Schwangerschaft behandelt?

Wenn nur der Blutdruck erhöht ist und noch keine Organe geschädigt sind, reicht es, den Blutdruck mit Medikamenten zu senken. Parallel sollte der Blutdruck regelmäßig zu Hause und in der Frauenarztpraxis kontrolliert werden. Bei stark erhöhtem Blutdruck oder Hinweisen auf Organschäden muss die Schwangere ins Krankenhaus. Dort wird entschieden, ob zunächst noch abgewartet werden kann. Manchmal muss das Kind aber möglichst schnell geboren werden, auch wenn das eine Frühgeburt bedeutet. Das ist unter Umständen jedoch nötig, um schwere Komplikationen für Mutter und Kind zu verhindern.

Die hypertensive Schwangerschaftserkrankung verschwindet erst nach der Geburt des Kindes. Manchmal treten hypertensive Schwangerschaftserkrankungen aber auch noch in den Wochen nach der Geburt auf.
 

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ein erhöhter Blutdruck macht oft zunächst keine Symptome. Blutdruckmessung und Urinuntersuchungen bei der Schwangerenvorsorge helfen, Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen.  
  • Bei hohem Blutdruck in der Schwangerschaft können zusätzlich Organschäden bei der Mutter entstehen (Präeklampsie). Das kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen bei Mutter und Kind führen.
  • Bei sehr hohem Blutdruck sollte die Schwangere direkt eine Geburtsklinik aufsuchen.
  • Auch im Wochenbett können hypertensive Schwangerschaftserkrankungen auftreten.
Stand: 14.05.2025

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