HELLP Syndrom
Das HELLP Syndrom ist eine lebensbedrohliche Erkrankung in der Schwangerschaft. Dabei sind unter anderem der Blutdruck häufig stark erhöht und die Blutgerinnung gestört. Das Syndrom kann ab der zweiten Hälfte der Schwangerschaft auftreten, in vielen Fällen als Folge einer Präeklampsie. Das wichtigste Symptom sind anhaltende drückende Schmerzen im rechten Oberbauch – dann sollte eine Schwangere umgehend in eine Geburtsklinik.
HELLP ist eine Abkürzung, die für Befunde bei der Erkrankung steht: Hämolysis (Auflösung der roten Blutkörperchen), Elevated Liver Enzyms (erhöhte Leberwerte) und Low Platelet Count (verringerte Anzahl von Blutplättchen).
Wie häufig ist das HELLP-Syndrom?
Das HELLP-Syndrom kommt bei weniger als 1 Prozent der Schwangerschaften vor.
Was sind die Symptome des HELLP Syndroms?
Das HELLP Syndrom tritt meist in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf, es kommt aber auch nach der Geburt vor.
Typisch für das HELLP Syndrom sind anhaltende Schmerzen im rechten Oberbauch. Die Schmerzen entstehen, weil die Leber vergrößert ist und sich ihre Hülle (Leberkapsel) schmerzhaft dehnt. Außerdem kommt es häufig zu plötzlichen, ungewohnt starken Kopfschmerzen, Sehstörungen und manchmal auch zu extremer Übelkeit und Brechreiz. In der Klinik zeigt sich dann oft, dass der Blutdruck zu hoch ist. An den Blutwerten ist zu sehen, dass die Leberwerte erhöht sind und die Blutgerinnung gestört ist.
Warum ist das HELLP Syndrom in der Schwangerschaft gefährlich?
Entwickelt eine Schwangere ein HELLP Syndrom, ist das sowohl für die Schwangere als auch für das Kind lebensbedrohlich:
- Viele rote Blutkörperchen gehen zugrunde, so dass es zur Blutarmut kommt (Anämie).
- Die Blutgerinnung ist gestört. Außerdem sind Nierenversagen und Wasseransammlungen in der Lunge möglich.
- Oft muss die Schwangerschaft vorzeitig beendet werden. Das Kind wird dann auf die Welt geholt, bevor seine Organe ausgereift sind. Als Frühgeborenes braucht es meistens Unterstützung beim Atmen. Auch andere Komplikationen wie Darmentzündungen und Hirnblutungen sind möglich.
- Manchmal verursacht das HELLP Syndrom eine vorzeitige Plazentalösung. Dann verlieren sowohl die Frau als auch das Kind plötzlich sehr viel Blut.
- Bei der Mutter können Einblutungen in die Leber auftreten, in manchen Fällen reißt die Leber sogar. Dann kommt es zu starken Blutungen in den Bauchraum.
Wie entsteht das HELLP Syndrom und wie kann ich mich schützen?
Warum manche Frauen ein HELLP Syndrom entwickeln, ist nicht vollständig geklärt. In vielen Fällen ist es eine Komplikation einer Präeklampsie. Dabei handelt es sich um eine Schwangerschaftserkrankung, die mit Bluthochdruck und einer erhöhten Eiweißausscheidung im Urin einhergeht. Das HELLP-Syndrom kann aber auch unabhängig davon auftreten. Wahrscheinliche Ursachen sind, dass sich die Plazenta falsch entwickelt und das Immunsystem auf die Schwangerschaft fehlreagiert. Das führt dann dazu, dass die Blutgefäße in der Leber und Niere geschädigt werden und die Blutgerinnung Probleme macht.
Es gibt einige Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit für ein HELLP Syndrom erhöhen: etwa eine genetische Veranlagung oder wenn das HELLP Syndrom bereits in einer früheren Schwangerschaft aufgetreten ist.
Wenn ein hohes Erkrankungsrisiko besteht, empfiehlt die Ärztin oder der Arzt möglicherweise zur Vorsorge das Medikament ASS. Das nimmt die Frau dann ungefähr ab der 14. bis zur 36. Schwangerschaftswoche ein.
Am besten kann die Schwangere vorbeugen, wenn sie regelmäßig zur Schwangerenvorsorge geht. So stellt sie sicher, dass eine Präeklampsie frühzeitig bemerkt und behandelt wird. Entwickelt sich dann aus der Präeklampsie ein HELLP Syndrom, ist es einfacher, das Problem rechtzeitig zu erkennen.
Wie wird das HELLP Syndrom in der Schwangerschaft behandelt?
Die einzige wirkliche Therapie ist die Beendigung der Schwangerschaft. Vor der 34. Schwangerschaftswoche wird die Ärztin oder der Arzt vielleicht versuchen, die Geburt noch etwas hinauszuzögern. Das ist aber nur in bestimmten Klinikzentren und unter intensiver Überwachung von Mutter und Kind möglich. Tritt das HELLP Syndrom erst nach der Geburt auf, bekommt die Frau Medikamente, die ihren Zustand stabilisieren. Die Symptome bessern sich dann allmählich.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Ein HELLP Syndrom tritt meist in der zweiten Schwangerschaftshälfte oder nach der Geburt auf.
- Das wichtigste Symptom ist ein anhaltender Schmerz im rechten Oberbauch. Betroffene Frauen sollten dann sofort in eine Geburtsklinik, weil das HELLP Syndrom lebensbedrohlich ist.
- Die Untersuchungen der Schwangerenvorsorge sind wichtig, um ein HELLP Syndrom rechtzeitig zu erkennen.
Amboss. (2024a). Das neugeborene Kind [Webartikel zur Klinischen Praxis].
Amboss. (2024b). HELLP-Syndrom (HELLP) [Webartikel zur Klinischen Praxis].
Amboss. (2024c). Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen [Webartikel zur Klinischen Praxis].
UptoDate. (2025). HELLP syndrome (hemolysis, elevated liver enzymes, and low platelets)—UpToDate [Onlineportal].