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Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Vorzeitige Wehen

Es ist normal, dass Schwangere schon vor der Geburt hin und wieder eine Wehe spüren. Um vorzeitige Wehen handelt es sich erst, wenn die Wehen mehr als 3 Wochen vor dem errechneten Geburtstermin häufiger werden und sich gleichzeitig dadurch der Muttermund verkürzt oder öffnet. Dann besteht das Risiko, dass es zu einer Frühgeburt kommt. 

Wie häufig sind vorzeitige Wehen?

Durchschnittlich werden 8% aller Kinder zu früh geboren und zwei Drittel aller Frühgeburten sind die Folge vorzeitiger Wehen.

Wie machen sich vorzeitige Wehen bemerkbar?

Bei einer Wehe zieht sich die Gebärmutter der schwangeren Frau zusammen. Das fühlt sich nicht immer gleich an. Die Schwangere merkt dann zum Beispiel, dass „ihr Bauch hart wird“, sie hat vielleicht ein Druckgefühl Richtung Vagina (Scheide) oder auch deutlich spürbare Schmerzen (Wie fühlen sich Wehen an?). In den Wochen vor der Geburt sind gelegentliche Wehen normal. Sie werden oft „Übungswehen“ genannt. Ein Verdacht auf vorzeitige Wehen besteht erst, wenn eine Schwangere vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche mehr als 10 Wehen an einem Tag hat und diese Wehen auf den Muttermund wirken. Das gilt auch, wenn

  • eine Schwangere vor der 30. Schwangerschaftswoche Wehen im Abstand von weniger als 20 Minuten hat,
  • eine Schwangere zwischen der 30. und 37. Schwangerschaftswoche Wehen im Abstand von weniger als 12 Minuten hat.

Warum sind vorzeitige Wehen gefährlich?

Vorzeitige Wehen können zur Geburt führen, obwohl der Geburtstermin noch nicht erreicht ist. Bei einer solchen Frühgeburt ist das Kind dann noch nicht vollständig entwickelt. Die Lunge und andere Organe sind noch nicht bereit, außerhalb des Mutterleibes normal zu funktionieren. Dadurch besteht ein höheres Risiko für ernsthafte gesundheitliche Probleme wie zum Beispiel ein Atemnotsyndrom oder spätere Entwicklungsstörungen.

Wann kommt es zu vorzeitigen Wehen und wie kann ich vorbeugen?

Sehr viele Faktoren beeinflussen das Risiko für eine Frühgeburt – manche lassen sich beeinflussen, andere nicht. Zu den Risikofaktoren gehören zum Beispiel:

  • Infektionen im Genitalbereich, Harnwegsinfekte, virale Infekte wie Grippe oder COVID-19 sowie Entzündungen der Zähne oder des Zahnfleisches.
  • Übermäßiger körperlicher oder mentaler Stress, weil dadurch der Kortisonspiegel im Blut steigt.
  • Überdehnung der Gebärmutter bei vermehrtem Fruchtwasser oder bei Mehrlingsschwangerschaften. 

Dennoch können Schwangere einiges tun, um das Risiko für vorzeitige Wehen zu senken: 

  •  Arztbesuch bei Infektionsanzeichen: Das gilt ganz besonders bei Beschwerden, die auf eine vaginale Infektion oder einen Harnwegsinfekt hindeuten.
  • Impfungen: Impfungen schützen vor Infektionen. Selbst in der Schwangerschaft können sich Frauen gegen manche Erreger impfen lassen, etwa gegen Grippe und COVID-19.
  • Belastungen reduzieren: Schwangere sollten starke körperliche Belastungen vermeiden, zum Beispiel Hitze und schweres Heben. Im Mutterschutzgesetz sind die zumutbaren beruflichen Belastungen geregelt, etwa die Arbeitszeit, Schichtarbeit und Arbeitspositionen.
  • Sich schonen: Wenn körperliche Schonung angezeigt ist, kann ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen werden; außerdem steht einer Schwangeren dann Unterstützung durch eine Haushaltshilfe zu.
  • Regelmäßige Zahnarztbesuche: Schwangere sollten alle 6 Monate zahnärztlich untersucht werden, um Krankheitserreger frühzeitig zu entdecken.

Wie werden vorzeitige Wehen behandelt?

Wenn der Verdacht auf vorzeitige Wehen und damit eine drohende Frühgeburt besteht, wird die Schwangere meist im Krankenhaus überwacht. Lässt sich eine Ursache feststellen, wird diese behandelt. Das kann zum Beispiel eine Infektion sein. Weitere Maßnahmen hängen davon ab, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist.
Ist die Schwangere noch vor Ende der 34. Schwangerschaftswoche, erhält sie kurzfristig Medikamente, die die Wehen hemmen. Zusätzlich bekommt die Schwangere ein Medikament (Kortison), damit die Lungen des Babys schneller reifen.
Ziel ist es, die Geburt möglichst lange hinauszuzögern, so dass das Kind sich noch weiter entwickeln kann. 

Frauen mit vorzeitigen Wehen sollten sich schonen, Bettruhe muss die Schwangere aber nicht einhalten. Es gibt keine Belege dafür, dass sich dadurch eine Frühgeburt verhindern lässt. 
 

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Vorzeitige Wehen können eine Frühgeburt verursachen.
  • Schwangere mit vorzeitigen Wehen werden meist in einem Krankenhaus überwacht.
  • Schwangere können einige Risikofaktoren für vorzeitige Wehen reduzieren, etwa durch Impfungen oder die rasche Behandlung von Infektionen.
Stand: 07.05.2025

Amboss (2024) Drohende Frühgeburt. Webartikel zur Klinischen Praxis. Abgerufen am 13.12.2024  

AWMF (2022a) S2k-Leitlinie Prävention und Therapie der Frühgeburt der Deutschen, Österreichischen und Schweizer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG, OEGGG und SGGG), Langfassung. 

Bundesministerium für Justiz (2024) Mutterschutzgesetz vom 23. Mai 2017 (BGBl. I S. 1228), das zuletzt durch Artikel 54 des Gesetzes vom 23.Oktober 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 323) geändert worden ist. 

Robinson, J. & Norwitz, E. (2023) Spontaneous preterm birth: Overview of interventions for risk reduction. UpToDate Onlineportal, Abgerufen am 11.10.2024 unter 

Schneider, H., Husslein, P. & Schneider, K.-T. M. (2016): SAST. Die Geburtshilfe (5. Auflage) Springer Verlag.