Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Windpocken und Gürtelrose
Windpocken sind eine Erkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht wird und typische juckende Bläschen am ganzen Körper hervorruft. Eigentlich handelt es sich dabei um eine harmlose Kinderkrankheit. Sehr selten steckt sich eine Frau aber in der Schwangerschaft zum ersten Mal an. Dann können schwere Verläufe und Fehlbildungen beim Ungeborenen die Folge sein. Eine Impfung schützt vor Ansteckung.
Die Gürtelrose wird vom gleichen Virus verursacht. Es handelt sich dabei aber nicht um eine neue Infektion, sondern um eine Reaktivierung des Virus nach durchgemachter Windpocken-Erkrankung.
Wie häufig sind Windpocken in der Schwangerschaft?
Windpocken in der Schwangerschaft sind sehr selten. Eine Infektion kommt bei deutlich weniger als 1 Prozent der Schwangeren vor.
Was sind die Symptome von Windpocken oder einer Gürtelrose in der Schwangerschaft?
Windpocken: Infiziert sich eine Frau zum ersten Mal mit Varizella-Zoster-Viren, erkrankt sie an Windpocken. Viele Frauen haben die Erkrankung mit den charakteristischen juckenden Bläschen schon als Kind durchgemacht oder sind geimpft. Haben sie jedoch keinen Immunschutz und erkranken zum ersten Mal in der Schwangerschaft an Windpocken, sind die zusätzlichen Symptome wie Fieber, Muskelschmerzen und Schwächegefühl oft deutlich ausgeprägter als im Kindesalter. Außerdem können für das Ungeborene schwere Fehlbildungen die Folge sein.
Gürtelrose: An Gürtelrose erkranken nur Frauen, die zuvor irgendwann Windpocken hatten. Es handelt sich dabei nicht um eine erneute Ansteckung mit dem Virus: Nach einer Windpocken-Erkrankung verbleibt das Virus im Körper, wird aber vom Immunsystem in Schach gehalten. Ist das Immunsystem geschwächt, beispielsweise wegen Stress oder einer Erkältung, kann sich das Virus wieder ausbreiten und dann eine Gürtelrose verursachen. Dies kündigt sich durch teils starke Schmerzen in einem gut abgegrenzten Hautbereich an – oft gürtelförmig um den unteren Rücken. Nach wenigen Tagen entstehen an der Stelle schmerzhafte, oft auch juckende Bläschen.
Warum ist eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus in der Schwangerschaft gefährlich?
Für die Frau sind Windpocken in der Schwangerschaft belastend, weil Erwachsene deutlich stärker erkranken als Kinder. Mögliche, wenn auch seltene Komplikationen sind dann beispielsweise eine Entzündung des Gehirns oder der Hirnhaut, auch Nieren und Herz können sich entzünden. Die häufigste Komplikation ist eine Lungenentzündung.
In den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft kann die Infektion über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen werden. Die Folgen sind in circa 1 bis 2 Prozent der Infektionen schwerwiegend und umfassen:
- Augenschäden wie einen Grauen Star
- Fehlbildungen des Nervensystems, die zu Krampfanfällen und möglicherweise auch einer geistigen Behinderung führen
- Fehlbildungen der Extremitäten wie verkürzte Arme oder Lähmungen
- Störungen des Gastrointestinaltrakts wie Verengungen im Darm
- Narben auf der Haut
Besonders gefährlich ist eine Windpocken-Infektion für Neugeborene. Die Sterblichkeit beträgt etwa 30 Prozent.
Eine Gürtelrose in der Schwangerschaft ist für das Ungeborene ungefährlich – es handelt sich dabei schließlich um keinen Erstkontakt mit dem Erreger, sondern „nur“ um eine Reaktivierung.
Wie stecke ich mich mit dem Varizella-Zoster-Virus an und wie kann ich mich und mein Kind schützen?
Das Virus wird über die Luft übertragen (Tröpfcheninfektion). Das Varizella-Zoster-Virus ist extrem ansteckend – daher kommt auch der Name Windpocken: Die Übertragung findet „durch den Wind“ statt. Ebenfalls ansteckend sind die Bläschen, die bei Windpocken und Gürtelrose entstehen.
Den besten Schutz bietet eine Windpocken-Impfung vor der Schwangerschaft. Während der Schwangerschaft darf die Impfung nicht nachgeholt werden. Schwangere, die in der Vergangenheit an Windpocken erkrankt waren, brauchen sich nicht impfen zu lassen – sie sind bereits geschützt. Für Gürtelrose gibt es ebenfalls eine Impfung, diese ist für Frauen im gebärfähigen Alter aber nicht notwendig.
Schwangere, die nicht geimpft sind und noch keine Windpocken hatten, sollten zur Vorsicht den Kontakt mit Menschen meiden, die an Windpocken oder Gürtelrose erkrankt sind.
Auch Neugeborene müssen gut vor einer Infektion mit Windpocken geschützt und strikt von Menschen mit Windpocken fern gehalten werden. Bemerkt die Frau bei sich selbst kurz vor oder nach der Geburt Anzeichen einer Windpocken-Infektion, sollte sie umgehend Rücksprache mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt halten. Das Neugeborene kann dann vielleicht Immunglobuline gegen Windpocken erhalten, um die Erkrankung zu verhindern.
Wie werden Windpocken in der Schwangerschaft behandelt?
Eine Windpocken-Infektion kann während der Schwangerschaft mit Aciclovir behandelt werden. Dabei handelt es sich um ein Medikament, das die Vermehrung der Viren hemmt. Das Medikament ist zwar nicht offiziell für die Schwangerschaft zugelassen, wurde aber bereits häufig eingesetzt und darf bei Bedarf verordnet werden. Dabei fanden sich keine Hinweise, dass das Medikament schädlich für das Ungeborene sein könnte.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Steckt sich eine ungeimpfte Schwangere zum ersten Mal mit dem Varizella-Zoster-Virus an, erkrankt sie an Windpocken. Gehen die Windpocken auf das Ungeborene über, sind schwere Fehlbildungen möglich.
- Für Neugeborene sind Windpocken lebensbedrohlich.
- Die Schwangere ist geimpft oder hatte bereits vor der Schwangerschaft Windpocken? Dann sind die Schwangere und das Ungeborene vor Windpocken geschützt.
- Eine Gürtelrose ist für das Ungeborene und die Schwangere harmlos.
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