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Krankheiten und Infektionen in der Schwangerschaft: Windpocken und Gürtelrose

Windpocken und Gürtelrose werden beide durch das Varicella-zoster-Virus ausgelöst. Windpocken gehen meist mit leichtem Fieber und stark juckenden Flecken einher. Bei einer Gürtelrose bildet sich ein schmerzhafter gürtelförmiger Hautausschlag.

Etwa 95 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind gegen Windpocken immun, da sie diese Infektion bereits in der Kindheit durchgemacht haben oder dagegen geimpft wurden. Dadurch haben sie Antikörper gegen die Krankheit im Blut, die sie schützen. An Gürtelrose erkranken dagegen nur Menschen, die früher schon einmal Windpocken hatten.

Steckt sich eine Schwangere, die nicht immun ist, mit Windpocken an, kann das gefährlich für das ungeborene Kind sein. Es kann zu Fehlbildungen, Organstörungen und neurologischen Erkrankungen des Kindes führen. Bei einer Ansteckung kurz vor der Geburt besteht die Gefahr einer lebensbedrohlichen Infektion des Kindes.

Wenn eine Schwangere an Gürtelrose erkrankt, besteht kein Risiko für das ungeborene Kind.

Ansteckung

Das Varicella-zoster-Virus wird vor allem beim Ausatmen durch die Luft übertragen, aber auch durch direkten Kontakt mit den für die Krankheit typischen Hautbläschen. Die Inkubationszeit (die Zeit zwischen Infektion und Auftreten erster Krankheitszeichen) beträgt bei Windpocken etwa zwei Wochen. Ansteckungsgefahr besteht aber schon ein bis zwei Tage vor dem Auftreten der Bläschen und noch rund eine Woche nach deren Abheilung.

Nach dem Abheilen der Bläschen überdauert das Virus lebenslang in den Nervenwurzeln entlang des Rückenmarks und im Gehirn. Bei immungeschwächten Personen kann das Virus jedoch wieder an die Hautoberfläche gelangen und eine Gürtelrose auslösen.

An Gürtelrose erkrankte Erwachsene können Windpocken auf Menschen übertragen, die die Krankheit noch nicht hatten und nicht geimpft sind – allerdings nur durch direkten Kontakt mit den Hautbläschen, nicht wie bei den Windpocken auch durch die Luft.

Erstinfektion in der Schwangerschaft

Da die meisten Erwachsenen gegen das Varicella-zoster-Virus immun sind, stecken Schwangere sich nur selten an. Falls Sie selbst nicht immun sind, sollten Sie den Kontakt zu Erkrankten und deren Umfeld vermeiden. Auch wenn es zu einer Ansteckung kommt, besteht nicht unbedingt Gefahr für das Kind. Das Virus wird in der ersten Hälfte der Schwangerschaft nur in zwei bis drei Prozent der Fälle auf das ungeborene Kind übertragen. Wird das Kind angesteckt, kann dies jedoch zu Fehlbildungen der Gliedmaßen, Wachstumsstörungen, Augendefekten und Hautvernarbungen führen.

Besonders große Ansteckungsgefahr besteht für das Kind, wenn die Mutter bei der Geburt an Windpocken erkrankt ist. Ohne Behandlung besteht dann sogar Lebensgefahr.

Zudem können Windpocken-Erkrankungen bei Erwachsenen wegen eines erhöhten Risikos für eine Lungenentzündung kritisch verlaufen.

Behandlung

Wenn Sie vermuten, sich in der ersten Hälfte der Schwangerschaft angesteckt zu haben, wird eine Untersuchung auf spezifische Antikörper empfohlen, die sich einige Tage nach der Ansteckung im Blut bilden und das ungeborene Kind schützen. Finden sich solche Antikörper, sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich. Lassen sich keine Antikörper nachweisen, können vorbeugend Immunglobuline eingenommen werden. Dies kann eine mögliche Erkrankung der werdenden Mutter abschwächen und das Risiko einer Übertragung auf das ungeborene Kind senken.

Zeigen sich die typischen Windpocken-Bläschen, können verschiedene Medikamente das Verkrusten der Bläschen beschleunigen. Bei einem schweren Verlauf muss die Erkrankung unter Umständen mit einem antiviralen Medikament behandelt werden.

In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft besteht kaum noch Gefahr für das Kind, falls Sie sich bis etwa zur 37. Schwangerschaftswoche mit Windpocken anstecken.

Bei einer Infektion wenige Tage vor der erwarteten Geburt besteht dagegen erneut Handlungsbedarf: Zunächst wird versucht, durch eine Behandlung mit Immunglobulinen Antikörper im Blut zu bilden und den Ausbruch der Krankheit mit einem antiviralen Medikament zu verzögern. Außerdem sollte die Geburt so lange hinausgezögert werden, bis der Schutz des Kindes aufgebaut ist. Gelingt dies nicht, wird das neugeborene Kind ebenfalls sofort mit Immunglobulinen und gegebenenfalls mit einem antiviralen Medikament behandelt.

Vorbeugung

Wenn Sie schwanger werden möchten, aber keinen Immunschutz gegen das Varicella-zoster-Virus haben, sollten Sie sich dringend dagegen impfen lassen. Danach sollten bis zur Schwangerschaft mindestens drei Monate vergehen.

Eine Impfung während der Schwangerschaft ist wegen einer möglichen Gefährdung des ungeborenen Kindes nicht möglich. Der Grund: Zur Impfung wird ein sogenannter Lebend-Impfstoff mit lebenden, aber abgeschwächten Krankheitserregern verwendet.

Stand: 22.03.2019