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Die Chancen der Kinderwunsch-Behandlung

Kaum etwas beschäftigt Paare, die eine Kinderwunsch-Behandlung erwägen, so sehr wie die Erfolgsaussichten der einzelnen Therapieformen. Der Erfolg hängt jedoch von vielen Faktoren ab und lässt sich nicht mit Sicherheit voraussagen.

Eine Fruchtbarkeits-Behandlung ist für manche Paare die einzige Chance, ein leibliches Kind zu bekommen. Vor diesem Hintergrund sind für sie die Erfolgsraten der reproduktionsmedizinischen Verfahren sehr wichtig. Statistiken sind jedoch immer nur eine Orientierungshilfe, da sie lediglich Durchschnittswerte angeben.

Die Erfolgschancen hängen stark von den persönlichen Voraussetzungen ab – etwa von der Art der Fruchtbarkeitsstörung, der Dauer der ungewollten Kinderlosigkeit oder dem Alter der Frau und des Mannes. Auch seelische Aspekte und die Frage, wie viele Behandlungen man anzuwenden bereit ist, spielen für den Erfolg eine Rolle. Leider endet auch nicht jede eingetretene Schwangerschaft mit der Lebendgeburt eines Kindes. Es können Probleme auftreten, zum Beispiel eine Eileiterschwangerschaft. Nicht wenige Frauen haben auch eine Fehlgeburt.

Durchschnittliche Erfolgsraten

Für die einzelnen Verfahren werden pro Behandlungszyklus im Allgemeinen folgende durchschnittliche Geburtenraten angegeben:

  • IVF: 15 bis 20 Prozent
  • ICSI: 15 bis 20 Prozent
  • ICSI nach TESE/MESA: 10 bis 15 Prozent
  • Kryotransfer befruchteter Eizellen im Vorkernstadium: 8 bis 12 Prozent

Bezogen auf die Zahl der begonnenen Behandlungszyklen liegen die Erfolgsraten noch etwas niedriger, da es bei etwa jeder zehnten Behandlung nicht zu einer erfolgreichen Befruchtung kommt.

Die folgende Grafik zeigt, was die von den Kinderwunschzentren veröffentlichten Erfolgsraten pro Behandlungszyklus rein rechnerisch bedeuten. Für die Darstellung wird eine Erfolgsrate von 19 Prozent angenommen. Die entspricht in etwa der durchschnittlichen Geburtenrate pro Behandlungszyklus in einem mittelgroßen deutschen Kinderwunschzentrum. Diese Zahl gibt das Deutsche IVF-Register (DIR) für den Zeitraum von 1998 bis 2007 an. Auch nach drei Behandlungszyklen bleiben bei dieser Erfolgsrate durchschnittlich mehr als die Hälfte aller Paare ohne lebend geborenes Kind.

IVF: Was Geburtenraten bedeuten

1. Behandlungszyklus

19 Paare können sich über eine Geburt freuen von insgesamt 100 Paaren

2. Behandlungszyklus

15 Paare können sich über eine Geburt freuen von den verbliebenen 81 Paaren

3. Behandlungszyklus

13 Paare können sich über eine Geburt freuen von den verbliebenen 66 Paaren

Das Ergebnis

Von insgesamt 100 Paaren waren nach dem dritten IVF-Zyklus 47 Eltern, bei 53 Paaren hatte die Behandlung keinen Erfolg.

 

Solche Zahlen liefern nur Anhaltspunkte. Weil die individuellen Chancen einer Kinderwunschbehandlung von vielen Faktoren abhängen, ist es wichtig, die eigenen Erfolgsaussichten mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen.

Statistik und Qualitätskontrolle

Nicht nur die betroffenen Paare, auch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte interessieren sich für die Erfolgsraten von Fruchtbarkeits-Behandlungen. Für Deutschland werden Zahlen und Fakten zu den verschiedenen Behandlungsformen beim Deutschen IVF-Register erfasst.

Wer sich genauer mit Statistiken von Behandlungen bei unerfülltem Kinderwunsch beschäftigen möchte, kann den jeweils aktuellen Jahresbericht des Deutschen IVF-Registers anfordern oder aus dem Internet herunterladen. Das Deutsche IVF-Register erhebt seit 1982 Daten aus dem Bereich der humanen Reproduktionsmedizin in Deutschland. Zur Qualitätskontrolle übermitteln reproduktionsmedizinische Praxen ihre Daten regelmäßig in anonymisierter Form an das Deutsche IVF-Register. So entsteht jedes Jahr eine Übersicht über die durchgeführten Behandlungen und Behandlungserfolge. Die Übersicht gibt nicht nur Auskunft über die Schwangerschaftsraten und die Geburten, sondern auch über Komplikationen und Fehlgeburten im Zusammenhang mit einer künstlichen Befruchtung.

Paare mit Kinderwunsch können den Internetseiten des Deutschen IVF-Registers zudem Adressen von reproduktionsmedizinischen Zentren, Kliniken und Praxen entnehmen. In diese Listen werden ausschließlich Einrichtungen aufgenommen, die an einer Qualitätssicherung teilnehmen. Ein direkter Vergleich der Erfolgsraten der einzelnen reproduktionsmedizinischen Zentren ist allerdings nicht möglich.

Wenn die Kinderwunsch-Behandlung ohne Erfolg bleibt

© BZgA/HN/Eichhöfer

Die meisten Paare, die sich für eine medizinische Fruchtbarkeits-Behandlung entscheiden, setzen große Hoffnungen in die Therapie. Sie rechnen nicht damit, dass ausgerechnet sie zu den Paaren gehören könnten, bei denen es nicht klappt. Führt die Behandlung nicht zum Erfolg, ist das für die Betroffenen meist sehr enttäuschend. Manche geraten nach erfolgloser Behandlung in ein länger anhaltendes seelisches Tief. Anderen fällt es schwer, die Grenzen der medizinischen Möglichkeiten zu akzeptieren. Es kann vorkommen, dass sie die Therapie fortsetzen wollen, auch wenn ihre Ärztinnen und Ärzte ihnen davon abraten.

Für manche Paare ist die Therapie jedoch auch dann hilfreich, wenn sie nicht zum Erfolg führt. Mit dem Bewusstsein, alle medizinischen Möglichkeiten genutzt zu haben, um doch noch ein Kind zu bekommen, fällt es ihnen leichter, sich auf ein Leben ohne eigene leibliche Kinder einzustellen. Eine psychologische Begleitung kann helfen, die Trauer über den unerfüllt bleibenden Kinderwunsch besser zu verarbeiten. Mit einer entsprechenden ärztlichen Verordnung übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine psychologische Begleitung während der Behandlung oder nach erfolgloser Therapie.

In der Regel unterscheidet sich die Lebensqualität ungewollt kinderloser Paare langfristig nicht von der von Eltern oder gewollt kinderlosen Paaren. Wichtig ist, dass ein Paar seinen Freundes- und Bekanntenkreis nicht vernachlässigt und sich nach Abschluss der Behandlung neuen Lebenszielen zuwendet. Die meisten Paare berichten, dass die Überwindung ihrer Lebenskrise ihre Partnerschaft gestärkt und die gemeinsam durchgestandene Zeit der Hoffnungen und Enttäuschungen sie „zusammengeschweißt“ habe.

Stand: 01.03.2017