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Beckenendlage: Mit dem Po voran

Die meisten Babys drehen sich gegen Ende der Schwangerschaft mit dem Kopf nach unten – aber nicht alle. Bei Kindern, die im Bauch der Mutter „sitzen“, spricht man von einer Beckenendlage. Was bedeutet das für die Geburt?

Das Baby „sitzt“ noch im Bauch – und nun?

© Image taken by Mayte Torres / Moment / via Getty Images

Fast die Hälfte aller ungeborenen Babys „sitzt“ bei der zweiten Ultraschall-Untersuchung (19. bis 22. Schwangerschaftswoche) noch mit dem Po nach unten oder schräg im Bauch der Mutter. Man sagt dazu „Beckenendlage“ oder auch „Steißlage“. Beim dritten regulären Ultraschalltermin sind es nur noch zehn von hundert Kindern. Bis zur 37. Schwangerschaftswoche haben sich die meisten Babys dann in die Schädellage gedreht, also mit dem Kopf nach unten. Nur noch drei bis fünf von hundert Babys liegen auch noch im errechneten Geburtszeitraum in Beckenendlage.

Die Beckenendlage kommt also selten, aber regelmäßig vor – sie ist eine „Variante der Natur“. Warum ein Kind in der Beckenendlage bleibt, lässt sich oft nicht sagen. Eine vaginale Geburt in Beckenendlage ist möglich, aber etwas komplizierter als eine Geburt aus der Schädellage. Liegt das Baby etwa acht Wochen vor Geburt noch in Beckenendlage, wird deswegen versucht, das Kind zu einer Drehung in die Schädellage zu bewegen.

Moxibustion & Co.: Das Baby sanft zur Drehung bewegen

Ab der 33. Schwangerschaftswoche kann es sein, dass die Hebamme zu bestimmten Maßnahmen rät, um die Drehung des Kindes zu unterstützen. Dazu gehören Entspannungsübungen, die Hochlagerung des Beckens und die „Moxibustion“ („Moxen“). Diese Maßnahmen beruhen vor allem auf geburtshilflicher Erfahrung; sichere wissenschaftliche Nachweise für ihre Wirkung gibt es nicht. Es sind aber auch keine schädlichen Nebenwirkungen bekannt. Bei Zwillingen oder gar Drillingen eignen sich solche Übungen jedoch nicht. Denn bei Mehrlingsschwangerschaften sollte man die Lage der Kinder nicht beeinflussen.

  • Entspannungsübungen: Entspannungsübungen zielen darauf ab, die Körperspannung der Schwangeren zu verringern und dem Kind dadurch mehr Bewegungsfreiheit zu geben. Die Übungen sind auch im Wasser möglich.
  • Hochlagerung des Beckens / Knie-Ellbogen-Lage: Durch die Hochlagerung des mütterlichen Beckens, beispielsweise in der Knie-Ellbogen-Lage, soll der Po des Babys etwas aus dem Becken der Mutter rutschen, damit es sich leichter drehen kann. Die Hochlagerung des Beckens in Rückenlage („indische Brücke“) wird nicht mehr empfohlen. Vielen Schwangeren wird dabei unwohl (Vena-Cava-Syndrom).
  • Akupunktur / Moxibustion („Moxen“): In der traditionellen chinesischen Medizin soll die Stimulation bestimmter Akupunkturpunkte, etwa an der Außenseite des kleinen Zehs, die Aktivität der Gebärmutter und des ungeborenen Babys anregen. Dafür wird eine feine Nadel (Akupunktur) oder eine wärmende „Moxazigarre“ verwendet.

Das Baby drehen: die äußere Wendung

Manchmal liegt das Baby auch vier Wochen vor dem errechneten Termin noch in Beckenendlage. Dann ist in der Klinik eine äußere Wendung des Babys möglich. Bei der äußeren Wendung versucht die Ärztin oder der Arzt, durch gezieltes Schieben und Drücken von außen das Baby zu einer Vorwärts- oder Rückwärtsrolle zu bewegen. Ziel ist es, dass das Baby so in die Schädellage rutscht.

Die äußere Wendung ist in mehr als der Hälfte der Fälle erfolgreich. Bei Frauen, die bereits geboren haben, gelingt das Drehen des Babys oft leichter, weil die Gebärmuttermuskulatur lockerer ist.

Wie verläuft eine äußere Wendung und welche Risiken gibt es?

Zunächst findet eine gründliche Tast- und Ultraschall-Untersuchung statt. So lässt sich überprüfen, wie das Baby gerade liegt und in welche Richtung es sich am besten bewegen lässt. Auch wird geschaut, ob etwas gegen einen Wendungsversuch spricht, etwa ein ungünstiger Sitz der Plazenta oder eine geringe Menge an Fruchtwasser.

Die Wendung gelingt leichter, wenn die Gebärmutter (Uterus) entspannt ist. Deshalb erhält die Schwangere über eine Infusion meist ein kurzzeitig wirkendes wehen-hemmendes Medikament.Die Wendung selbst dauert dann nur einige Minuten. Während des Wendeversuchs wird ein CTG geschrieben, um den Herzschlag und damit das Befinden des Babys zu kontrollieren.

Manche Frauen empfinden den Druck auf ihren Bauch als unangenehm und gaben bei Befragungen an, dass sie leichte bis mittlere Schmerzen hatten. Stärkere Schmerzen sollte die Schwangere aber nicht haben. Auf Wunsch kann ein Schmerzmittel gegeben werden. Durch das wehenhemmende Medikament kann es außerdem zu Herzklopfen kommen. Das lässt aber sofort nach, wenn die Wendung vorbei ist und die Infusion gestoppt wird. 

Bei bis zu zehn von hundert Kindern kommt es während des Wendeversuches zu einem Abfall der Herztöne, die sich aber innerhalb weniger Minuten wieder normalisieren. Zu ernsten Komplikationen, wie etwa einer vorzeitigen Plazentalösung oder vaginalen Blutungen, kommt es bei weniger als einem von hundert Wendeversuchen. Trotzdem steht bei einer äußeren Wendung immer ein Team bereit, das dann einen Kaiserschnitt durchführen kann. Probleme mit der Nabelschnur oder eine verfrühte Geburt kommen nach einer Wendung nicht häufiger vor, als wenn keine äußere Wendung durchgeführt wird.

Nach einer Wendung bleibt die Schwangere einige Stunden, manchmal auch über Nacht zur Beobachtung in der Klinik. Am nächsten Tag wird die Lage des Kindes noch einmal überprüft, denn etwa drei von hundert Kindern drehen sich nach der Wendung wieder zurück in die Beckenendlage.

Geburt aus Beckenendlage: vaginale Geburt (natürliche Geburt) oder Kaiserschnitt?

Trotz aller Versuche, das Baby zu einer Drehung zu bewegen, bleiben einige Kinder bis zur Geburt in Beckenendlage – oder drehen sich kurz vorher wieder zurück. 

Anders als früher wird bei einer Beckenendlage nicht mehr unbedingt zu einem Kaiserschnitt geraten. Die vaginale Geburt aus Beckenendlage kann eine gute und sichere Alternative zum Kaiserschnitt sein. Letztlich entscheidet die Schwangere, ob sie das in Erwägung ziehen möchte. Wenn ja, sollten sich die Eltern auf die Suche nach einer Geburtsklinik machen, die Erfahrung mit Babys in Beckenendlage hat. Dort werden die Mutter und das Baby gründlich untersucht, um zu klären, ob eine vaginale Geburt möglich ist.

Dafür müssen einige Bedingungen erfüllt sein:

  • Im mütterlichen Becken ist genug Platz. Das beurteilt die Ärztin oder der Arzt über eine Tastuntersuchung oder auch ergänzend mit Hilfe eines MRTs.
  • Das Baby ist nicht zu groß. Per Ultraschall lassen sich die genauen Maße von Kopf- und Bauchumfang beurteilen. Günstig für eine vaginale Geburt ist es, wenn beide Umfänge nahezu identisch sind.
  • Es besteht keine Mehrlingsschwangerschaft. 
  • Die Geburt findet erst nach 36+0 Schwangerschaftswochen statt.

Auch spielt es eine Rolle, wo genau in der Gebärmutter die Plazenta liegt und wie viel Fruchtwasser vorhanden ist. Berücksichtigt wird zudem, ob die Schwangere vorher schon einmal vaginal geboren hat und ob bestimmte Vorerkrankungen bestehen.

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden dann mit den Eltern besprochen. Sie erfahren, welche Vor- und Nachteile beide Geburtsarten in ihrem besonderen Fall für Mutter und Kind haben, auch für eine mögliche Folgeschwangerschaft. Die Ärztin oder der Arzt gibt eine Empfehlung ab, über die die werdenden Eltern in Ruhe nachdenken können. Vielleicht möchten sie auch mit ihrer betreuenden Hebamme darüber sprechen. Die Mutter kann sich auch gegen die ärztliche Empfehlung für einen Kaiserschnitt entscheiden.

Wie verläuft eine vaginale Geburt aus Beckenendlage und welche Risiken gibt es?

Entscheidet sich die Schwangere für eine vaginale Geburt, sollte die Geburt in einer Klinik stattfinden, in der Hebammen, Ärztinnen und Ärzte ausreichend Erfahrung mit Beckenendlagen-Geburten haben.

Das Besondere bei einer Beckenendlagengeburt ist, dass der unten liegende Po („Steiß“) den Geburtskanal weniger gut aufweitet als der härtere und meist auch größere Kopf. Ist der Steiß geboren, sollte der Kopf möglichst rasch folgen, damit die Nabelschnur nicht zu lange zusammengedrückt wird und die Sauerstoffversorgung des Babys sichergestellt ist. Oft passiert das ganz von alleine. Braucht das Baby Unterstützung, wenden die Geburtshelferinnen und Geburtshelfer bewährte Griffe an.

Jede Geburt verläuft ganz individuell. In der Regel gilt aber: Während der Geburt in Bewegung zu bleiben und immer wieder die Position zu wechseln, wirkt sich günstig auf den Verlauf der Geburt aus und hilft dabei, den Schmerz zu bewältigen. Aufrechte Positionen tragen dazu bei, dass das Becken beweglicher ist, und die Schwerkraft den natürlichen Geburtsprozess unterstützt. 

Bei der Beckenendlage empfehlen Fachleute oft den Vierfüßlerstand als Geburtsposition. Eine Studie hat gezeigt, dass Geburtshelferinnen und Geburtshelfer in dieser Position seltener in den Geburtsverlauf eingreifen mussten und es auch seltener zu Verletzungen bei Mutter und Kind kam.

Insgesamt ist manchen Babys nach der Beckenendlagengeburt anzumerken, dass sie eine anstrengende Geburt hatten. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass langfristige Schäden nach Geburten aus Beckenendlage häufiger sind als bei Geburten aus Schädellage.

Kommt es während der Geburt zu Komplikationen oder zu einem Geburtsstillstand, gibt es immer noch die Möglichkeit für einen Kaiserschnitt. Bei Beckenendlagengeburten kommt es dazu etwas häufiger als bei Geburten aus der Schädellage.

Das ist sehr unwahrscheinlich, da Kopf und Körper des Kindes ebenso wie die Weite des mütterlichen Beckens möglichst genau vermessen werden, bevor die Empfehlung für eine vaginale Geburt ausgesprochen wird. Bei einem deutlich zu engen mütterlichen Becken käme es bereits früh während der Geburt zu einem Geburtsstillstand, dann wird ein Kaiserschnitt gemacht. Geburtshelferinnen und -helfer mit Erfahrung in Beckenendlagen-Geburten sind gut auf solche Situationen vorbereitet.

Eine Periduralanästhesie (PDA) ist bei einer Beckenendlage möglich, es gibt aber keine ausdrückliche Empfehlung dazu. Wenn sich die Mutter Schmerzlinderung wünscht, kann auch ein Pudendusblock gesetzt werden.

Steiß-Fuß-Lage, reine Fußlage und Querlage

Etwa sieben von zehn Kindern in Beckenendlage liegen zu Beginn der Geburt so im Becken, dass nur der Po, medizinisch als „Steiß“ bezeichnet, auf den Muttermund drückt. Dabei zeigen dann die Beine nach oben und liegen neben dem Körper („reine Steißlage“). In den übrigen Fällen sind der Po und einer oder beide Füße unten („Steiß-/Fußlage“). Nur wenn beide Füße unten sind („reine Fußlage“), wird ein Kaiserschnitt empfohlen.

Bei einer Querlage ist keine vaginale Geburt möglich, es kann aber eine äußere Wendung versucht werden.   

Stand: 26.01.2024