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Die symptothermale Methode

Die symptothermale Methode gehört zu den Methoden der natürlichen Familienplanung (NFP). Konsequent angewendet, lassen sich mit ihr zuverlässig die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus der Frau ermitteln – entweder zur Verhütung oder um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.

Was ist die symptothermale Methode?

© BZgA/HauptwegNebenwege

Die symptothermale Methode beruht darauf, dass die fruchtbaren und die unfruchtbaren Tage im Zyklus einer Frau mit Hilfe bestimmter Körperzeichen ermittelt werden können.  

  • Die Aufwachtemperatur (Basaltemperatur): Die Basaltemperatur wird täglich nach dem Aufwachen, aber noch vor dem Aufstehen gemessen. Am Tag des Eisprungs oder kurz danach steigt die Basaltemperatur um mindestens 0,2 °C an und bleibt bis zum Einsetzen der nächsten Blutung so erhöht. Der Temperaturanstieg zeigt also an, dass der Eisprung stattgefunden hat.  
  • Die Beschaffenheit des Zervixschleims: Während des größten Teils des Zyklus versperrt ein Schleimpfropf den Eingang zur Gebärmutter. Dieser Zervixschleim verhindert, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen können. Vor dem Eisprung verflüssigt sich der Zervixschleim. Dadurch wird er durchlässig für Spermien. Frauen können die Beschaffenheit des Zervixschleims am Eingang der Vagina (Scheide) beobachten (z. B. Nässe- oder Trockenheitsgefühl).  

Alle Beobachtungen und Messungen werden während eines Zyklus in einer entsprechenden App oder auf einem ausgedruckten Zyklusblatt festgehalten und nach bestimmten Regeln ausgewertet. So lassen sich mit der Zeit Beginn und Ende der fruchtbaren Tage gut bestimmen.  

Möchte ein Paar an den fruchtbaren Tagen der Frau Geschlechtsverkehr haben, muss zusätzlich verhütet werden, beispielsweise mit einem Kondom oder einem Diaphragma. Anderenfalls sind nur Sexualpraktiken möglich, bei denen es nicht zu einer Befruchtung kommen kann. Ab einem Tag nach dem Eisprung braucht es dann bis zur nächsten Blutung keine Verhütung mehr.  

Will sich ein Paar dagegen einen Kinderwunsch erfüllen, unterstützt die symptothermale Methode die Chancen auf eine Schwangerschaft, wenn der Geschlechtsverkehr in der fruchtbaren Zeit des Zyklus stattfindet.  

Die Anwendung und Auswertungsregeln erlernen

Die folgenden Beschreibungen können nur einen Eindruck davon vermitteln, wie die symptothermale Methode funktioniert. Um zuverlässig damit verhüten zu können, ist es wichtig, sich eingehend mit der Methode zu beschäftigen – zum Beispiel mithilfe von Büchern oder in (kostenpflichtigen) Kursen, die bei verschiedenen Anbietern auch online absolviert werden können (siehe Weitere Informationen).   

Mit der symptothermalen Methode beginnen
Die Methode sollte über mehrere Monate hinweg erlernt werden, bevor man sich bei der Verhütung darauf verlässt. Dabei sollten alle wichtigen Daten und Ereignisse von mindestens drei bis zwölf Zyklen dokumentiert werden. Für eine sichere Verhütung ist es wichtig, möglichst jeden Zyklus aufmerksam zu beobachten. Auf diese Weise lässt sich stets die aktuelle Zyklussituation einschätzen.

Messung der Aufwachtemperatur (Basaltemperatur)
Die Basaltemperatur wird noch vor dem Aufstehen gemessen. Das muss nicht immer zur gleichen Zeit sein, aber deutliche Abweichungen vom normalen Alltag sollten notiert werden. Vor dem Messen sollte die Frau mindestens eine Stunde geschlafen haben.

Die Grundregel lautet: Ist die Aufwachtemperatur drei Mal hintereinander um mindestens 0,2 °C höher als an den sechs vorausgegangenen Tagen, hat der Eisprung mit großer Wahrscheinlichkeit stattgefunden. Danach beginnen die „unfruchtbaren Tage“ des Zyklus.

Gemessen werden kann mit dem Thermometer im Mund, in der Vagina oder im After (Messungen in der Vagina oder im After sind zuverlässiger). Innerhalb eines Zyklus sollte immer an der gleichen Stelle gemessen werden.

Die Beschaffenheit des Zervixschleims
Die Beschaffenheit des Zervixschleims lässt sich am Eingang der Vagina fühlen, etwa als „trockenes“ oder „nasses“ Gefühl, oder sehen, etwa am Toilettenpapier nach dem Abwischen. Am Anfang des Zyklus ist der Eingang der Vagina meist eher trocken. Mit dem Beginn der „fruchtbaren Tage“ fühlt er sich zunehmend feucht an, weil der Zervixschleim sich zu verflüssigen beginnt. Kurz vor dem Eisprung wird der Zervixschleim flüssig, durchsichtig und dehnbar (wie Hühnereiweiß zwischen zwei Fingern). Nach dem Eisprung wird der Schleim schnell wieder zäh und weißlich.

Varianten der symptothermalen Methode

Im deutschsprachigen Raum gibt es verschiedene Varianten der symptothermalen Methode. Dazu gehören „Sensiplan“, die „Natürliche Empfängnisregelung (NER) nach Rötzer“ und die „Natürliche Geburtenkontrolle (NGK) nach Nofziger“. Außerdem gibt es verschiedene Zyklustracker und Apps, die mit der symptothermalen Methode arbeiten und dabei helfen können, die Körperzeichen zu dokumentieren und auszuwerten.

Die Varianten haben gemeinsam, dass die Körpertemperatur nach dem Aufwachen gemessen und die Beschaffenheit des Zervix-Schleims beobachtet wird. Sie haben jedoch unterschiedliche Regeln bei der Messung, Berechnung und der Auswertung dieser Körperzeichen.

Wie sicher verhütet die symptothermale Methode?

Die Verhütungssicherheit der symptothermalen Methode hängt von verschiedenen Faktoren ab.  

  • Wie konsequent werden die Zykluszeichen gemessen bzw. beobachtet?
  • Wie gut werden sie dokumentiert und korrekt berechnet bzw. ausgewertet?  
  • Wird an den fruchtbaren Tagen konsequent mit anderen Verhütungsmitteln verhütet (z. B. mit Kondomen) oder verzichtet ein Paar in dieser Zeit auf Geschlechtsverkehr, bei dem es zu einer Befruchtung kommen könnte? Wird ein Verhütungsmittel verwendet, ist die Verhütungssicherheit an diesen Tagen nur so gut wie die Handhabung dieses Verhütungsmittels.  

Über die Verhütungssicherheit der verschiedenen Varianten der symptothermalen Methoden gibt es nur wenig wissenschaftlich gesichertes Wissen. Am besten untersucht ist „Sensiplan“. Bei dieser Methode wurden in einer Studie aus dem Jahr 2007 folgende Werte ermittelt:  

Von 1000 Frauen, die ein Jahr lang konsequent und ohne Fehler mit der „Sensiplan“-Methode verhütet haben, wurden etwa 4 schwanger. Im Alltag kam es jedoch zu Anwendungsfehlern, oder es fehlte an Konsequenz bei der Beobachtung und Auswertung der Körperzeichen. Bei einer solchen „Alltagsanwendung“ wurden von 1000 Frauen innerhalb eines Jahres etwa 18 schwanger.  

Die Daten wurden bei Frauen erhoben, die in der Anwendung der Methode sehr gut geschult und während der Studie intensiv betreut wurden. Sie sind deshalb nicht auf alle Varianten der symptothermalen Methode übertragbar.  

Was verringert die Verhütungssicherheit der symptothermalen Methode?

Im Alltag werden nicht immer konsequent beide Zykluszeichen beobachtet bzw. in der Konsequenz korrekt berechnet. Auch wenden nicht alle Anwenderinnen die Regeln zur Auswertung der Körperzeichen richtig an. Dadurch kann es passieren, dass Anfang und Ende der fruchtbaren Tage falsch angenommen werden. Auch verhalten Paare sich nicht immer konsequent während der fruchtbaren Tage, indem sie zum Beispiel zusätzlich verhüten.

Vorteile der symptothermalen Methode

  • Sie greift nicht in die Körpervorgänge ein und hat keine Nebenwirkungen.
  • Sie kostet vergleichsweise wenig Geld (einmalig: Thermometer, Kursbesuch etc.).
  • Sie erfordert keine Besuche bei der Ärztin oder beim Arzt.
  • Frauen lernen dabei, ihren Körper und die eigene Fruchtbarkeit wahrzunehmen.
  • Paare, die natürlich verhüten, richten sich in ihrer gemeinsamen Sexualität nach dem Zyklus der Frau. Deshalb sind sie darauf angewiesen, sich darüber zu verständigen, in welcher Zyklusphase sich die Frau gerade befindet. Konsequent mit der symptothermalen Methode zu verhüten, setzt daher die gemeinsame Verantwortung beider Partner für die Verhütung voraus. Viele Paare schätzen das.
  • Mit der Methode können Paare nicht nur verhüten. Wenn sie einen Kinderwunsch haben, können sie damit auch die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen.

Nachteile der Symptothermalen Methode

  • Die symptothermale Methode ist relativ aufwändig, weil die Körperzeichen jeden Tag konsequent beobachtet und dokumentiert werden müssen.
  • An den fruchtbaren Tagen muss das Paar ein zusätzliches Verhütungsmittel anwenden oder auf Geschlechtsverkehr verzichten, bei dem es zu einer Befruchtung kommen kann.
  • Haben Frauen sehr lange oder unregelmäßige Zyklen, sind auch die Phasen entsprechend lang, in denen zusätzlich verhütet werden muss. Das kann in der Stillzeit, in der Pubertät, in den Wechseljahren oder bei Stress und Erkrankungen so sein.
  • Für Frauen, die nur selten einen Eisprung haben, ist die Methode nicht geeignet.

Kosten

Es fallen Kosten für ein Thermometer und eventuell für ein Buch oder die Schulung zum Erlernen der Methode an.

Stand: 27.06.2023