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Der berufliche Wiedereinstieg

Egal, ob direkt nach der Elternzeit oder erst nach mehreren Jahren: Der berufliche Wiedereinstieg ist ein Prozess, der eine gute Vorbereitung und oft Unterstützung braucht.

Berufsausstieg als Lebensphase

© Strandperle/Westend61/Schewig

Dass beide Elternteile berufstätig sind, ist heute in den meisten Familien eine Selbstverständlichkeit – mit einer Ausnahme: In der ersten Zeit nach der Geburt eines Kindes nimmt sich fast immer eine/r von beiden eine berufliche Auszeit. Meist sind das die Mütter.

Manche Eltern kombinieren die Elternzeit mit einer Teilzeittätigkeit und steigen bald nach der Geburt schrittweise wieder in den Beruf ein. Andere kehren in den Beruf zurück, wenn sie die Elternzeit ausgeschöpft haben. Und wieder andere – meist Mütter – entscheiden sich erst nach mehreren Jahren, wenn die Kinder „aus dem Gröbsten raus sind“, für eine Rückkehr ins Berufsleben.

Dabei ist eine längere Auszeit nicht unbedingt von vornherein geplant. Nicht selten verselbständigt sich eine als „vorübergehende Lösung“ gedachte Entscheidung. Die häusliche Routine, die Karriere und das höhere Einkommen des Partners, das Fehlen einer passenden Kinderbetreuung – alles scheint auf einmal dafür zu sprechen, den Wiedereinstieg hinauszuschieben. 

Doch unabhängig davon, wie lang die Auszeit ist: Die meisten Mütter und Väter, die familienbedingt eine Zeitlang aus dem Berufsleben aussteigen, sehen das nicht als Lebensentwurf, sondern als eine Phase, auf die irgendwann der Wiedereinstieg in den Beruf folgen soll. Allerdings zeigt die Erfahrung: Je länger die Auszeit ist, desto schwerer fällt der Wiedereinstieg.

Zwiespältige Gefühle

Nach einer beruflichen Auszeit freuen sich die meisten Mütter und Väter auf ihre Rückkehr in den Beruf – auch dann, wenn sie mit großer Leidenschaft Eltern sind. Die Beschäftigung mit beruflichen Aufgaben, die Kolleginnen und Kollegen, die Bestätigung im Beruf und nicht zuletzt das eigene Einkommen – all das fehlt, wenn man eine Zeitlang „nur“ Mutter oder „nur“ Vater ist. 

Andererseits sehen nicht wenige ihrer Rückkehr in den Beruf auch mit gemischten Gefühlen entgegen. Unter die Vorfreude mischen sich vielleicht Fragen und Zweifel: Wird die zeitliche Belastung nicht zu groß für mich? Werde ich eine passende Stelle finden? Und reicht mein berufliches Wissen nach der Auszeit noch aus? Manchmal tut man sich vielleicht auch schwer damit, häusliche und familiäre Aufgabenbereiche abzugeben.

Ist das Kind noch sehr klein, machen sich viele Eltern auch Gedanken darüber, ob eine so frühe Betreuung für ihr Kind überhaupt das Richtige ist.

Planung, Vorbereitung, Unterstützung

Ein beruflicher Wiedereinstieg will gut geplant sein. Was alles im Vorfeld zu bedenken ist, hängt davon ab, wie lange die berufliche Auszeit gedauert hat und ob noch ein Anspruch auf eine Rückkehr an den alten Arbeitsplatz besteht oder nicht. Daran anschließend stellen sich schon früh Fragen wie:

  • Wie kann ich den Kontakt zu meinem alten Arbeitgeber und/oder der Berufswelt insgesamt schon während der Auszeit pflegen oder wieder aufbauen?
  • Möchte ich da anknüpfen, wo ich aufgehört habe, oder möchte ich mich beruflich neu orientieren?
  • Welche Weiterbildungsmöglichkeiten kommen für mich in Frage, um meinen Wiedereinstieg vorzubereiten?
  • Mit wie vielen Stunden möchte ich wieder einsteigen? Habe ich mit dieser Stundenzahl die Chance auf eine Stelle, wie ich sie mir wünsche?
  • Welche Kinderbetreuungsmöglichkeiten kommen in Frage? Wie bekommen wir einen Betreuungsplatz?
  • Wer kann uns privat unterstützen, wenn es zu zeitlichen Engpässen kommt?

Wichtig ist außerdem: Ein beruflicher Wiedereinstieg klappt meist nicht im Alleingang. Die Partnerin oder der Partner, Freunde und Familie, frühere Arbeitgeber, die Arbeitsagentur, Beratungsstellen, das Jugendamt – viele können dazu beitragen, dass Hindernisse ausgeräumt werden und der Wiedereinstieg gelingt.

Wiedereinstieg ist Familiensache: neue Lösungen für Haushalt und Familie

Geht einer der beiden Elternteile nach einer familienbedingten beruflichen Auszeit wieder arbeiten, bringt das die gewohnten häuslichen Abläufe erst einmal durcheinander. Es müssen neue Lösungen für die Arbeitsteilung in Sachen Haushalt und Kinderbetreuung gefunden werden, was nicht selten zu Konflikten führt.

Hier gilt es, schon vor dem Wiedereinstieg gemeinsam nach Lösungen und Kompromissen zu suchen. Welche Aufgaben können umverteilt werden? Wie kann derjenige, der neue Aufgaben übernimmt, an anderer Stelle entlastet werden? Kann der berufliche Wiedereinstieg des einen Elternteils vielleicht auch eine Chance für den anderen sein, seine Arbeitszeit zu reduzieren und mehr Zeit mit der Familie zu verbringen? Wie ändert sich die finanzielle Situation der Familie? In welchen Bereichen kann man professionelle Dienstleister – Babysitter, Betreuungseinrichtungen, Haushaltshilfen, Handwerker, ...  – in Anspruch nehmen?

Weniger Stunden = mehr Belastung?

Gerade wenn Frauen nach einer beruflichen Auszeit wieder in den Beruf zurückkehren, erscheint ihnen eine Berufstätigkeit in Teilzeit oft als die ideale Lösung, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Viele wollen mit einer niedrigen Stundenzahl starten.

Doch je niedriger die Stundenzahl, desto größer ist oft die Doppelbelastung. Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Denn der Verdienst und die zeitliche Belastung werden bei „kleinen“ Jobs meist als nicht hoch genug empfunden, um Aufgaben in Haus und Familie umzuverteilen oder externe Dienstleistungen, zum Beispiel eine Putzhilfe, in Anspruch zu nehmen. Dies führt zu einer dauerhaften Mehrfachbelastung, weil sich die Berufstätigkeit einfach zur Familienarbeit „hinzuaddiert“. Gleichzeitig sind Stellen mit niedriger Stundenzahl auch beruflich oft nicht sehr attraktiv und bieten kaum Entwicklungschancen. Manchmal endet das im Ausstieg aus dem Wiedereinstieg. Eine höhere Stundenzahl ist hingegen ein guter Ausgangspunkt dafür, gemeinsam über eine neue Organisation und Verteilung der Familienaufgaben nachzudenken – und sichert nicht zuletzt eine bessere soziale Absicherung und Altersvorsorge für beide Partner.

Dennoch gilt: Das gewählte Familienmodell ist immer individuell. Wichtig ist, Unterstützungsmöglichkeiten dafür zu kennen und zu nutzen.

Stand: 19.06.2017