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Wenn das Baby auf sich warten lässt

Nicht jede Schwangerschaft dauert gleich lang. Und nur wenige Kinder werden genau am errechneten Termin geboren. Rund 90 Prozent kommen in den zwei Wochen vor und nach dem Termin zur Welt.

Entspannt bleiben

© Westend61 / Mareen Fischinger

Viele werdende Mütter und Väter, aber auch Geburtshelferinnen und -helfer werden unruhig, wenn der errechnete Geburtstermin verstrichen ist und die Wehen ausbleiben. Der Druck steigt, dass es nun losgehen sollte. Aber: Der im Mutterpass notierte Geburtstermin ist nur eine statistische Berechnung, die die Dauer der individuellen Schwangerschaft zwar annähernd, aber nicht auf den Tag genau erfassen kann. Obwohl der errechnete Geburtstermin also nur selten tatsächlich auch der Geburtstag des Babys wird, sind werdende Eltern und meist auch ihre Umgebung erwartungsvoll auf diesen Tag fixiert. Verstreicht er, ist es am besten, möglichst gelassen zu bleiben und sich nicht von Nachfragen der Angehörigen, Freundinnen und Freunde nervös machen zu lassen. Stattdessen ist es besser, darauf zu vertrauen, dass in der Regel Schwangerschaft und Geburt fein aufeinander abgestimmt verlaufen. Jeder unnötige Eingriff von außen kann diese Abläufe aus dem inneren Takt bringen.

Am besten, Sie machen sich die Wartezeit so angenehm wie möglich, unternehmen schöne Dinge und sammeln noch einmal Kraft. Denken Sie an Ihr Baby und genießen Sie die letzten ruhigen Tage vor der Geburt.

Was beeinflusst die Schwangerschaftsdauer?

Die Gründe, weshalb eine Geburt vor oder nach dem errechneten Termin beginnt, sind vielfältig. Rein rechnerisch liegt der Geburtstermin 266 Tage nach der Empfängnis (also dem Tag des Eisprungs) oder 280 Tage nach dem ersten Tag der letzten Periode.

Nun lässt sich aber der Tag des Eisprungs oft nicht genau bestimmen. Die Zeit vom ersten Tag der Periode bis zum Eisprung kann von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein und reicht von wenigen Tagen bis zu drei Wochen. Auch erinnern sich nicht alle Frauen exakt an den Beginn ihrer letzten Monatsblutung. Deshalb ist die Berechnung der Schwangerschaftsdauer vom ersten Tag der letzten Regel oft ungenau – und damit auch der errechnete Geburtstermin.

Auch die Geburtstermin-Bestimmung über die Ultraschall-Untersuchung bei der ersten Vorsorge hat eine Ungenauigkeit von wenigen Tagen. Aber je früher per Ultraschall die Größe des Kindes (Abstand zwischen Scheitel und Steiß des Kindes) gemessen wird, desto genauer ist die Bestimmung des kindlichen Alters möglich.

Hinzu kommt, dass sich Ungeborene im Mutterleib verschieden schnell entwickeln. Die Reifung des Kindes ist von vielen Faktoren abhängig. Es beginnt damit, dass befruchtete Eizellen unterschiedlich lange brauchen, bis sie sich in die Gebärmutter eingenistet haben. Auch das Ernährungsverhalten und die Lebensweise der werdenden Mutter, ihre körperliche Verfassung sowie ihr individueller Hormonhaushalt und Stoffwechsel haben möglicherweise Einfluss. Vermutlich spielen auch genetische Faktoren eine Rolle.

Es werden noch andere mögliche Einflussfaktoren auf den Geburtstermin diskutiert, etwa der Stand des Mondes, das Wetter oder andere Umweltkräfte. Dafür gibt es aber keine wissenschaftlichen Belege.

Statt sich auf einen einzelnen Geburtstag zu fixieren, können Sie als werdende Mutter oder werdender Vater also von einem Geburts-Zeitraum ausgehen, in dem ihr Kind zur Welt kommen wird.

Anzeichen des Geburtsbeginns

Gut ist es, Anzeichen der nahenden Geburt zu beachten: Zum Beispiel nimmt der Druck nach unten auf die Blase oder den Damm zu. Der Bauch wird häufiger hart, Senkwehen sind zu spüren, die das Kind in die richtige „Startposition“ schieben. Der Muttermund öffnet sich langsam, dadurch löst sich der zähe und trüb-glasige Schleimpfropf, der während der Schwangerschaft den Muttermund verschließt. Viele Frauen haben leichten Durchfall statt wie bisher vielleicht Verstopfung, und manche haben Rückenschmerzen. Einige werden von einer inneren Unruhe gepackt, die sie drängt, noch einmal alle bisherigen Vorbereitungen für das Kind zu prüfen und abzuschließen.

Meist haben die Frauen auch ein sehr gutes Gespür für das Verhalten und Wohlbefinden des Kindes. Es lässt sich unter anderem an seinen Bewegungen ablesen. Die Bewegungen sind zwar in den letzten Schwangerschaftswochen wegen der beengten Platzverhältnisse nicht mehr so ausgeprägt, aber doch spürbar. Die werdende Mutter kennt diese Bewegungen meist sehr gut und weiß in etwa, zu welchen Zeiten ihr Kind gewöhnlich aktiv ist oder sich ruhig verhält. Ändert sich sein Verhalten auffällig, sollte die Hebamme oder die Ärztin bzw. der Arzt informiert werden.

Gut betreut rund um die Geburt

Immer vorausgesetzt, die Schwangerschaft verläuft normal, hilft den meisten Frauen und ihren ungeborenen Kindern kurz vor der Geburt eine geburtshilfliche Betreuung, die abwarten kann, und die Zuversicht, dass die Geburt sehr wahrscheinlich vor dem Ende der 41. Schwangerschaftswoche von selbst beginnt. Ist der errechnete Termin bereits um eine Woche überschritten, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Geburt innerhalb der nächsten drei Tage beginnt, bei 60 Prozent. Für den Beginn innerhalb der nächsten sieben Tage liegt die Wahrscheinlichkeit bei 90 Prozent.

Ist der errechnete Termin überschritten, ohne dass sich die Geburt ankündigt, finden alle zwei bis drei Tage Vorsorge-Untersuchungen statt. Die Herztöne des Kindes werden mit dem Herzton-Wehenschreiber (CTG) aufgezeichnet. Das CTG und die Fruchtwassermenge können Aufschluss darüber geben, ob es dem Kind im Bauch gut geht oder ob es besser wäre, die Geburt einzuleiten. Ist der errechnete Termin um etwa 10 Tage überschritten, wird der Frau in der Regel die Einleitung der Geburt empfohlen. Diese Entscheidung sollte jedoch nicht routinemäßig getroffen werden, sondern nach sorgfältiger Beurteilung des Einzelfalls.

Terminüberschreitung und Übertragung

Medizinisch spricht man ab einem Tag nach dem errechneten Termin (40+1 Schwangerschaftswochen) von einer Terminüberschreitung, ab zwei Wochen nach dem Termin (ab 42+0 Schwangerschaftswochen) von einer Übertragung. Eine echte Übertragung, also eine Schwangerschaft, die länger als 42 Wochen dauert, ist aber sehr selten.

Stand: 06.11.2017