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Für Väter: Warum Stillen gut ist

Für Säuglinge gibt es keine bessere Nahrung als Muttermilch. Doch nicht alle Väter unterstützen ihre Partnerin darin, dem Kind die Brust zu geben. Zum Teil, weil sie über das Stillen falsch informiert sind.

© Corbis

Trotz aller Aufklärung über die Vorzüge des Stillens halten sich einige falsche Vorstellungen, etwa darüber, welche Folgen das Stillen für das Aussehen der Brüste hat. So mancher Mann ermutigt seine Partnerin deshalb nicht zum Stillen oder entmutigt sie sogar.

Alles drin

Nach Möglichkeit sollte ein Kind die ersten vier bis sechs Monate seines Lebens ausschließlich gestillt werden, denn Muttermilch ist maßgeschneiderte Babynahrung. Sie enthält alle Nährstoffe in der richtigen Zusammensetzung und Menge. Sie ist leicht verdaulich und passt sich den Ernährungsbedürfnissen des Säuglings während seiner Entwicklung optimal an.

Muttermilch ist kostenlos, immer verfügbar, hygienisch einwandfrei und hat stets die richtige Temperatur. Gestillte Babys haben ein geringeres Risiko, am sogenannten plötzlichen Kindstod zu sterben. 

Muttermilch versorgt das Kind mit besonderen Abwehr- und Schutzstoffen, die es vor Krankheiten schützen und Allergien vorbeugen. So nimmt man an, dass besondere zuckerhaltige Stoffe in der Muttermilch helfen, den Mund, die Speiseröhre und die Darmflora mit allen notwendigen Bakterienkulturen zu bevölkern. In der Folge können sich gestillte Kinder besser gegen Durchfallerreger wehren.

Schadet Stillen der Form der Brüste?

Hartnäckig hält sich die Meinung, ausgiebiges Stillen schade der Form der Brüste. Dabei ist eher das Gegenteil richtig. Im Verlauf der Schwangerschaft vergrößern sich die Brüste der Frau stark und können ihre frühere Straffheit verlieren. Stillt eine Frau, bildet sich nicht nur ihre Gebärmutter besser zurück (was zum Beispiel einer Blasenschwäche vorbeugt). Das Stillen kommt auch den Brüsten zugute, weil sich das Gewebe schonend anpassen kann.

Bei einer Frau, die nicht stillt, sind die Milch bildenden Zellen gezwungen, die Milchproduktion abrupt einzustellen. Auch das über neun Monate gewachsene Drüsengewebe muss sich innerhalb kürzester Zeit zurückbilden. Demgegenüber kann sich das Brustgewebe einer stillenden Frau ganz allmählich wieder festigen, wenn sie später nach und nach abstillt.

Stillen kann das Brustkrebsrisiko senken

In großen Beobachtungsstudien hat sich gezeigt, dass Frauen, die stillen, im späteren Leben seltener Brustkrebs bekommen. Der Zusammenhang ist dabei umso stärker, je mehr Kinder eine Frau bekommt und je länger sie insgesamt stillt. Auch Eierstockkrebs und Typ-2-Diabetes ist bei Frauen, die gestillt haben, seltener.

Und die Partnerschaft?

Auch wenn Väter eine positive Einstellung zum Stillen haben, kann es sein, dass sie sich von der Innigkeit der Beziehung zwischen Mutter und Kind während des Stillens ausgeschlossen fühlen. Zudem fällt es in der Stillzeit vielen Frauen schwer, Mütterlichkeit und Sexualität unter einen Hut zu bringen. Wenn Väter sich dann wieder nach mehr Zärtlichkeit sehnen, ihr Wunsch aber nicht erfüllt wird, kann sich ihre Begeisterung für das Stillen in Grenzen halten.

Beide Seiten sollten kein schlechtes Gewissen haben und über die eigenen Empfindungen sprechen. Während der Stillzeit braucht die Brust keine Tabuzone für den Partner zu sein. Mitunter ist es gewöhnungsbedürftig, dass bei sexueller Erregung gelegentlich Milch aus der Brust tropft. Manchmal sind Frauen verunsichert, weil die höhere Sensibilität der Brust erregend sein kann, sich aber trotzdem kein Wunsch nach sexueller Berührung einstellt.

Zu dieser Frage gibt es keine eindeutige medizinische Empfehlung. Grundsätzlich ist Geschlechtsverkehr dann wieder möglich, wenn alle Geburtswunden vollständig verheilt sind und beide Partner Lust auf Sex haben.

Die meisten Frauen brauchen einige Wochen oder Monate, bis ihr Körper alle Umstellungen nach der Geburt des Kindes verkraftet hat und sie auch seelisch wieder für die gemeinsame Sexualität offen sind.

Manche Frauen haben nach der Geburt ihres Kindes den Eindruck, ihre Scheide fühle sich im Vergleich zu früher „weiter“ an und sie könnten den Penis ihres Partners deshalb nicht mehr so gut spüren. Manchmal hat auch der Mann eine entsprechende Empfindung. Ob dies zutrifft, hängt neben den subjektiven Gefühlen beim Geschlechtsverkehr auch davon ab, wie gut sich die Beckenbodenmuskulatur der Frau im Laufe der Zeit zurückbildet.

Durch eine Geburt werden die Muskulatur, Bänder und Sehnen der gesamten Beckenregion der Frau enorm gedehnt. Danach wird die Muskulatur der Scheidenwand und des Beckenbodens jedoch wieder fester und kräftiger, sodass sich das alte Körpergefühl meist wieder einstellt. Dieser Prozess lässt sich durch eine gezielte Rückbildungsgymnastik unterstützen. Sie besteht aus Übungen, die helfen, die Muskulatur von Bauch und Beckenboden wieder zu stärken und das Gewebe zu straffen.

Langsamer Übergang zur Beikost

Das Stillen schränkt die Eigenständigkeit des Vaters in der Versorgung des Kindes ein. Auch aus diesem Grund drängen Väter manchmal, von der Muttermilch möglichst bald auf Ersatzmilch für das Kind überzugehen. 

Auch wenn das verständlich ist, ist es besser, abzuwarten, bis das Kind mit etwa einem halben Jahr von selbst neugierig auf andere Nahrung wird. Dann kann meist problemlos etwas Brei zugefüttert und allmählich eine Stillmahlzeit nach der anderen durch Beikost ersetzt werden. Dies ermöglicht dem Vater, das Kind zu füttern, und lässt gleichzeitig Mutter und Kind genügend Zeit, die innige Stillbeziehung ohne Hast zu lösen.

Wenn die Frau gelegentlich oder regelmäßig in den ersten Monaten Muttermilch abpumpt, kann auch dies für den Vater eine gute Gelegenheit sein, dem Baby die Milch aus der Flasche zu geben.

Stand: 02.08.2016