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Stuhl-Inkontinenz

Bei einer „Stuhl-“ bzw. „Flatusinkontinenz“ kann man das Abgehen von Stuhl oder Darmgasen nicht ausreichend kontrollieren. Solche Beschwerden kommen in den ersten Wochen nach der Geburt häufig vor. Wie viele Frauen genau davon betroffen sind, ist schwer zu sagen, da es vielen unangenehm ist, das Thema offen anzusprechen. In einer Studie in der Berliner Charité gab sechs Wochen nach der Geburt jede dritte Frau an, den unwillkürlichen Abgang von Darmgasen nicht vermeiden zu können, fast jede fünfte hatte gelegentlich Probleme mit der Stuhlkontrolle. Aus anderen Studien geht hervor, dass drei Monate nach der Geburt noch eine von zehn Frauen über Stuhlinkontinenz berichtete.

Einer der Gründe für die Stuhl- und Flatusinkontinenz wird darin gesehen, dass in der Schwangerschaft das zunehmende Gewicht des Kindes die Beckenboden-Muskulatur stark beansprucht. Des Weiteren können Verletzungen des Schließmuskels oder der Nerven im Beckenbodenbereich während der Geburt zu einer Stuhl- oder Flatusinkontinenz führen. Besonders häufig haben Frauen nach einem höhergradigen Dammriss, einer Zangengeburt und bei einem hohen Geburtsgewicht des Kindes Inkontinenzprobleme. Auch die Dauer der Austreibungsphase und die Geburtsposition spielen vermutlich eine Rolle. Welche Faktoren genau zusammenwirken müssen, damit es zu einer Stuhlinkontinenz kommt, ist aber wissenschaftlich noch nicht geklärt. 

Die gute Nachricht: Der Beckenboden verfügt über Reparaturmechanismen, die nach der Geburt dazu beitragen, dass die Beschwerden vieler Frauen bereits einige Wochen nach der Geburt wieder nachlassen. In den meisten Studien lässt sich zwei Monate nach der Geburt auch kein Unterschied mehr feststellen zwischen Frauen, die vaginal entbunden haben, und Frauen, die einen Kaiserschnitt hatten.

Und: Durch intensives Beckenbodentraining lässt sich der Beckenboden nachhaltig stärken und so der Inkontinenz entgegenwirken. Dieser Effekt konnte in Studien vorwiegend für die Harninkontinenz und für die Zeit bis zu einem Jahr nach der Geburt nachgewiesen werden. Für die Stuhlinkontinenz fehlt es zwar noch an Studien; eine ähnliche Wirkung ist jedoch sehr wahrscheinlich, da Beckenbodentraining auch den äußeren Analschließmuskel trainiert.

Am besten beginnt man mit dem Training schon in der Schwangerschaft, denn ein trainierter Muskel hält Belastungen besser Stand und erholt sich leichter von Verletzungen. Je intensiver das Training, umso größer die vorbeugende Wirkung des Beckenbodentrainings. Aber auch nach der Geburt ist es nie zu spät, mit dem Training anzufangen – und dabeizubleiben. Denn nur wenn der Beckenboden dauerhaft trainiert wird, bleibt er stark genug, um den Beschwerden langfristig entgegenzuwirken.

Frauen, die nach der Geburt über einen längeren Zeitraum Probleme mit Stuhlinkontinenz haben, sollten eine Spezialistin oder einen Spezialisten (Proktologin/Proktologe) aufsuchen. Den meisten Menschen mit Stuhlinkontinenz kann geholfen werden – oft mit bestimmten Übungen und einer Ernährungsumstellung. In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig.

Stand: 11.01.2017
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