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Geburtsgewicht und Größe des Kindes

Ein kräftiges Mädchen! Oder: Ein zarter Junge! Was bedeutet so ein Satz bei einem Neugeborenen, das so winzig ist, dass man sich kaum traut, es anzufassen? Wie groß und wie schwer das Baby ist, wird schon in der Schwangerschaft regelmäßig kontrolliert.

Zu groß? Zu klein? Gerade richtig?

© BZgA/HN/Eichhoefer

Sieben von zehn Neugeborenen in Deutschland wiegen bei der Geburt zwischen 3000 und 4000 Gramm und sind 50 bis 55 Zentimeter groß. Doch nicht wenige Kinder sind bei der Geburt größer oder kleiner, leichter oder schwerer als das „Durchschnittskind“. 

Wie groß und schwer ein Kind bei der Geburt ist, wird zum einen durch seine Erbanlagen bestimmt: Ebenso wie Erwachsene sind schon Neugeborene unterschiedlich groß und schwer. Dabei spielen die ethnische Zugehörigkeit, das Alter und die Größe der Mutter sowie ihr Gewicht zu Beginn der Schwangerschaft eine Rolle. Neugeborene Mädchen sind zudem durchschnittlich etwas leichter als Jungen. Die Körpergröße des Kindsvaters scheint dagegen wenig Einfluss zu haben.

Auch äußere Faktoren können das Wachstum und die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinflussen, etwa eine Über- oder Unterversorgung über die Nabelschnur. Deshalb wird das Wachstum im Rahmen der Schwangerenvorsorge regelmäßig kontrolliert. 

Ultraschall: Wichtig, aber nicht fehlerfrei

Mit einer Ultraschall-Untersuchung kann das Gewicht des Kindes in der Schwangerschaft bestimmt werden. Die Messung per Ultraschall ist genauer als die klinische Gewichtsschätzung (Abtasten oder Messung des Symphysen-Fundus-Abstands). Kopf, Bauch und Unterschenkel werden gemessen und daraus wird das Gewicht mit Hilfe einer Formel errechnet. Erfahrenen Untersucherinnen oder Untersuchern gelingt dies meist sehr zuverlässig. 

Eine dicke Bauchdecke der Schwangeren und Messungen nahe des errechneten Geburtstermins verringern die Genauigkeit der Gewichtsschätzung. Bei Werten über oder unter den Durchschnittswerten finden sich die größten Abweichungen vom tatsächlichen Geburtsgewicht. Die Abweichungen können dann bis zu 10 Prozent betragen. 

Zu leicht für die Schwangerschaftswoche

Ob ein Ungeborenes normalgewichtig ist, wird immer bezogen auf die jeweilige Schwangerschaftswoche beurteilt. Zu jedem Zeitpunkt in der Schwangerschaft gibt es leichtere und schwerere Kinder.

Liegt das Gewicht des Ungeborenen im unteren Bereich für die jeweilige Schwangerschaftswoche, kann das erblich bedingt und damit unproblematisch sein. Es kann aber auch darauf hinweisen, dass sich das Kind nicht gut entwickelt. 

Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum stören oft das Wachstum. Auch bestimmte Medikamente können sich negativ auswirken. Kleinere Kinder kommen zudem häufiger bei untergewichtigen, aber auch bei stark übergewichtigen Schwangeren vor.

Einen möglichen Einfluss haben auch Erkrankungen der Schwangeren wie Blutarmut (Anämie), Bluthochdruck/Präeklampsie, Nierenprobleme, eine Autoimmunerkrankung oder Diabetes. Liegt beim Ungeborenen eine Chromosomenstörung, Fehlbildung oder Infektion vor, kann auch dies eine mögliche Ursache dafür sein, dass das Kind zu klein oder zu leicht für die jeweilige Schwangerschaftswoche ist.

Ist das Kind im Ultraschall besonders klein und zart, kontrolliert die Ärztin oder der Arzt durch wiederholte Gewichtsmessungen und Doppler-Ultraschall-Untersuchungen, ob das Ungeborene kontinuierlich wächst und gut versorgt wird. 

Ein zu kleines Kind ist während der Geburt möglicherweise anfälliger für Stress. Deshalb werden die Herztöne und Wehen während der Geburt mit CTG überwacht. 

Zu schwer für die Schwangerschaftswoche

Ist das Ungeborene eher schwer für die jeweilige Schwangerschaftswoche, kann auch dies erblich bedingt sein. Größere Frauen bekommen häufig schwerere Kinder. Allerdings kann auch eine starke Gewichtszunahme der Schwangeren durch eine zu fett- und zuckerhaltige Ernährung oder ein unentdeckter oder schlecht eingestellter Schwangerschaftsdiabetes dazu führen, dass das Kind sehr groß oder schwer ist.

Durch eine ausgewogene Ernährung kann einer übermäßigen Gewichtszunahme des Ungeborenen vorgebeugt werden. Eine Diät ist jedoch nicht zu empfehlen. Schwangere können sich für eine Ernährungsberatung an eine Hebamme oder an ihre Frauenärztin oder ihren Frauenarzt wenden. Auch durch regelmäßige, am besten tägliche Bewegung können sie dazu beitragen, dass sich das Gewicht des Kindes normal entwickelt.

Bei einem bereits bestehenden Diabetes oder einem Schwangerschafts-Diabetes ist eine gute Blutzucker-Einstellung wichtig.

Die Geburt eines Kindes mit weit über 4000 Gramm muss nicht unbedingt schwieriger verlaufen. Allerdings steigt mit zunehmendem Gewicht des Kindes die Wahrscheinlichkeit, dass eine Geburtseinleitung empfohlen wird, es bei der Geburt Komplikationen gibt oder ein Kaiserschnitt gemacht werden muss. 

Geburtsgewicht und spätere Gesundheit

Man hat beobachtet, dass Erwachsene, die deutlich zu klein bzw. zu leicht zur Welt gekommen sind, später häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes erkranken oder übergewichtig werden. Auch psychische Probleme wie Depressionen, Angststörungen und eine erhöhte Stressanfälligkeit kommen häufiger vor. 

Sind Kinder von Müttern mit einem schlecht eingestellten Diabetes oder Schwangerschaftsdiabetes bei der Geburt sehr schwer, sind sie später öfter stark übergewichtig und erkranken auch häufiger an Diabetes Typ 1 oder Typ 2.

Warum das so ist und ob dies wirklich nur an dem jeweiligen Geburtsgewicht liegt, ist noch nicht bekannt. Man nimmt an, dass dauerhafte Mangelzustände oder anhaltender Stress in der Schwangerschaft und auch eine Überversorgung des Ungeborenen langfristige Auswirkungen haben können, die für die genannten Erkrankungen anfälliger machen.

Nein. Wurde in den letzten Wochen vor dem errechneten Termin ärztlich oder durch die Hebamme festgestellt, dass das Köpfchen des Babys bereits tief in Ihrem Becken sitzt, können Sie nach einem Blasensprung in Ruhe – aber zügig – zur Klinik oder ins Geburtshaus fahren, ohne dass Sie dabei liegen müssen. Die Empfehlung zum Liegendtransport gilt inzwischen als überholt.

Stand: 02.11.2017